Ach, können Zufälle so schön sein! Im Jahr 2011 kam es zu der Begebenheit, dass sich vier erfahrene Profimusiker (die sich zuvor ganz bestimmt auch schon mal über den Weg gelaufen sind) aus vier verschiedenen Bands im Verlauf des jährlich stattfindenden SXSW-Festivals in Austin, Texas (wahrscheinlich abends in der Bar des Hotels) wieder bzw. genauer kennenlernten sowie anfreundeten und schon recht bald darauf beschlossen, ein gemeinsames Projekt zu starten. Die South Austin Moonlighters waren geboren und bestanden einige Jahre aus Lonnie Trevino (Ex-Deadmen), Phil Hurley (Ex-Stonehoney), Josh Zee sowie Phil Bass (Mother Truckers). Anfang 2014 erschien das Debütalbum Burn & Shine, dem nun (bzw. vor wenigen Monaten) also "Ghost Of A Small Town" folgte. Relativ kurzfristig vor den Aufnahmen zur aktuellen Platte nahm der Gitarrist und Sänger Josh Zee seinen Hut und wurde durch Chris Beall ersetzt, der bereits zwei Soloalben veröffentlicht hat und in der dortigen Szene durchaus schon ein großer Name ist.
Bei dieser zweiten Scheibe haben wir es mit einem gutklassigen Americana-/Roots Rock-Album zu tun, bei dem die Songwriting-Credits (sowie auch die Lead Vocals) gerecht aufgeteilt wurden. Wahrscheinlich die beste Variante, wenn man die Stimmung in einer Band mit vier profilierten Songwritern im positiven Bereich halten möchte. Aber wie dem auch sei, mit "Jesus (Make Up My Dying Bed)" hat sich auch ein Traditional eingefunden (das auf der Zeppelin-Platte Physical Graffiti noch als Page/Plant/Jones/Bonham-Komposition unter dem Namen "In My Time Of Dying" aufgeführt war… kleiner Seitenhieb am Rande…), das sich logischerweise hier gänzlich anders anhört als dies bei den ehemaligen Rock-Göttern der Fall war. E-Gitarren gibt es bei dieser Version eher sehr dezent auf die Ohren, das Hauptaugenmerk wurde vielmehr auf den Groove sowie die verzweifelten oder besser gesagt flehenden Vocals gelegt. Das ist sowohl klasse in Szene gesetzt als auch spitzenmäßig gesungen. Dies gesagt, soll das der Led Zep-Version aber überhaupt nichts wegnehmen. Die South Austin Moonlighters bringen es eben nur auf ihre eigene, überragende Art.
Aber auch die Eigenkompositionen können sich mehr als sehen lassen. Chris Beall darf mit "A Year Of Decembers" gleich den Anfang machen und seine Qualitäten unter Beweis stellen. Das ist – wie auf dem kompletten Album – astreiner Americana/Roots Rock, der durch viele starke Melodien, sehr gutes Songwriting und durchweg überzeugende Musiker und Sänger überzeugt. Nur eines der weiteren Highlights ist "You, Love And Me" von Phil Hurley, das vielleicht über den größten Hit-Charakter verfügt bzw. am eingängigsten ist. Aber auch "(Lyin' On The Bottom) Mississippi River" vom singenden Schlagzeuger Phil Bass, "I’ll Be Coming Home" von Lonnie Trevino oder "Hold On" (als Bandkomposition) dürften eine wahre Freude für alle Genre-Afficiandos sein.
Mit "Ghost Of A Small Town" ist The South Austin Moonlighters also ein klasse Nachfolger zum Debüt gelungen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Jungs erstens auch mal auf deutschen Bühnen blicken lassen und zweitens nicht die Zerfall-Erscheinungen anderer sogenannter Supergroups (wie beispielsweise The Royal Southern Brotherhood) aufweisen werden. Mit diesem Album ist ihnen auf jeden Fall ein dickes Ausrufezeichen im Americana-Genre des Jahres 2016 gelungen.
In Zukunft gerne mehr davon!
Line-up The South Austin Moonlighters:
Lonnie Trevino Jr. (bass, vocals)
Phil Bass (drums & percussion, vocals)
'The Gentleman' Phil Hurley (acoustic & electric guitars, vocals)
Chris Beall (acoustic & electric guitars, mandolin, lap steel, vocals)
Tracklist "Ghost Of A Small Town":
- A Year Of Decembers
- Movin' On
- I’ll Be Coming Home
- (Lyin' On The Bottom) Mississippi River
- You, Love And Me
- Suburban Avenue
- Lookin' For A Lover
- Final Line
- Hold On
- She’s So Far Away
- Fallin' Down
- Jesus (Make Up My Dying Bed)
- Ghost Of A Small Town
Gesamtspielzeit: 54:32, Erscheinungsjahr: 2016
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