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The South Austin Moonlighters / Konzertbericht, 16.03.2025 Bostelmanns Saal in Frelsdorf, Beverstedt

The South Austin Moonlighters / Konzertbericht, 16.03.2025 Bostelmanns Saal in Frelsdorf, Beverstedt

Weltbeste texanische Klänge auf dem Dörp im Weser-Elbe-Dreieck

Nun wohnt der Autor dieser Zeilen bereits seit 19 Jahren in der Freien Hansestadt Bremen, war aber noch nie in Frelsdorf.
Frelsdorf?
Frellsdorp (niederdeutsch) ist eine Ortschaft der Gemeinde Beverstedt im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven, knappe 25 km von Bremerhaven entfernt, hat etwas über 600 Einwohner*innen und glänzt sogar mit einem Bahnhof. Gleich neben dem Regenschutz mit zwei Sitzplätzen am einzigen Gleis befindet sich die ehemalige Dorfgaststätte, die später als Flüchtlingsunterkunft diente, bevor Carsten Bostelmann die Immobilie 1997 erwarb, ohne wirklich einen Plan zu haben, was mit selbiger anzustellen sei.

Über Theater- und Kleinkunstangebote etablierte sich etwa zehn Jahre später der ehemalige Danz op de Deel-Saal der Dorfgaststätte als Livekonzert-Oase im Weser-Elbe-Dreieck und sah nationale wie internationale Spitzenkünstler*innen wie Inga Rumpf, Albert Lee, Andy Fairweather-Low, The Band Of Heathens, US Rails oder auch Thorbjørn Risager & The Black Tornado.
Diese Namen belegen durchaus eine wohlüberlegte Musikgenreauswahl und treffen den Geschmack eines gewachsenen Stammpublikums.

Bostelmanns Saal außen mit linker Hand

Bostelmanns Saal außen mit linker Hand "Bahnhof"

Geboten werden keine hohen Gagen, sondern freie Kost und Logis, wobei in diesem Zusammenhang die äußerst leckere Hausmannskost den Gamechanger markiert, betreibt doch Carsten Bostelmann nicht nur den Kulturtransport e. V. als Veranstalter, sondern auch ein Restaurant mit Weinstube und inkludierter Bio-Weinhandlung.

Nun haben sich in diesem ländlichen Idyll die South Austin Moonlighters angesagt.
Die wer?

In unserem Magazin schrieb der geschätzte Kollege Markus Kerren anlässlich seiner Rezension zum zweiten Studioalbum:
»Mit "Ghost Of A Small Town" ist The South Austin Moonlighters also ein klasse Nachfolger zum Debüt gelungen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Jungs erstens auch mal auf deutschen Bühnen blicken lassen und zweitens nicht die Zerfall-Erscheinungen anderer sogenannter Supergroups (wie beispielsweise The Royal Southern Brotherhood) aufweisen werden. Mit diesem Album ist ihnen auf jeden Fall ein dickes Ausrufezeichen im Americana-Genre des Jahres 2016 gelungen.
In Zukunft gerne mehr davon!«

Alle drei Wünsche von Markus haben sich die Texaner zu Herzen genommen: Sie haben weitere zwei (hervorragende) Longplayer herausgebracht, es gibt sie noch und sie stehen hier und heute auf der Bühne von 'Bostelmanns Saal'.Und dieser ist voll! Das ist in Anbetracht der Zugriffszahlen beim Streaming eine mittlere Sensation und wunderbarer Ausdruck für das Standing des Veranstalters.

Und so sitzen wir eng an eng an den kleinen Bistrotischen, haben einen tschechischen Gerstensaft vor der Nase und lauschen gebannt den einführenden Worten des Gastgebers, nach denen die Band sich nicht lange bitten lässt und umgehend die norddeutsche Tiefebene in eine staubige Prärie und weite Steppe verwandelt. Das Quartett hat nicht zufällig seine Herkunft im Namen und zelebriert fortan feinsten Americana (Roots-Rock), der selten in einer derartigen Vielfältigkeit zu Gehör gebracht wurde. Im Laufe des frühen Abends (Konzertbeginn kurz nach 18:00 Uhr!) kulminieren Gospel-, Blues-, Westcoast-, Heartland-, Swamp-, Southern- und Countrytöne zu einer traumhaften Melange rockigen Temperaments und wohl temperierter Ruheoasen, in deren Verlauf traditionelles Liedgut einer Frischzellenkur unterzogen und stets von einer präsenten Bottleneck begleitet wird.

Letztere bedient Hunter St. Marie, der zuletzt beim Alastair Greene Album Standing Out Loud Erwähnung fand, in beeindruckender Virtuosität zwischen zart-schmelzend und wild-glühend, ohne dabei auch nur einmal mit der Wimper zu zucken. Bühnenpräsenz müssen also andere übernehmen und Gründungsmitglied Lonnie Trevino Jr. lässt sich nicht lange bitten. Er führt charmant durchs Programm und wechselt sich mit dem Gitarristen – und seit besagtem "Ghost Of A Small Town" an Bord befindlichen – Chris Beall am Mikro ab, wobei das Quartett mehr als einmal mit hervorragendem Satzgesang glänzen kann.

Sie bringen als Herzstück des Programms ihre aktuelle Scheibe "From Here To Home" von 2023 zu Gehör, welche von keinem Geringeren als Steve Berlin von Los Lobos produziert wurde. Aber es gibt auch ausgewählte Coverversionen von Crosby, Stills, Nash & Young ("Find The Cost Of Freedom", Stephen Stills, 1970), Ry Cooder oder John Hiatt ("Lincoln Town", 2000), mal klingen unüberhörbar die Eagles durch, mal erscheinen die seligen Arc Angels anno 1992 (Charlie Sexton, Doyle Bramhall II) vor dem geistigen Auge, was kein Wunder ist, stammte diese Formation um die seinerzeit verwitwete Rhythmusgruppe Stevie Ray Vaughans (Double Trouble) doch ebenfalls aus Austin, Texas.

Endgültig grandios wird es zum Schluss, als sich Little Feats "Oh Atlanta" (1974) angenommen wird und sich dieser ambitionierte Stolperstein zum künstlerischen und stimmungstechnischen Triumpf auswächst. Die South Austin Moonlighters leiten selbigen sehr geschickt in den 1969 von der Gruppe Steam ins Leben gerufenen Gassenhauer "Na Na Hey Hey Kiss Him Goodbye" über und generieren damit einen veritablen Dezibel-Blockbuster des mittlerweile restlos begeisterten Publikums, der gefühlt gar nicht mehr enden will und schlussendlich zu einer weiteren, vermutlich gar nicht eingeplanten Zugabe führt.

Fazit:
Wer Frelsdorf nicht kennt hat die Welt verpennt und es darf der alles auf den Punkt bringende Kommentar eines Mitstreiters des Autoren zitiert werden: »Weltbestes Konzert im Sitzen!«

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Carsten Bostelmann für die problemlose Akkreditierung.

Bildnachweis für Beitragsbild, Bild 1 – Heiko Freese, Bild 3 – Henry Klompmaker, Bilder 2,4-26 © 2025 | Olaf 'Olli' Oetken | RockTimes

Über den Autor

Olaf 'Olli' Oetken

Beiträge im Archiv
Hauptgenres (Hard Rock, Southern Rock, Country Rock, AOR, Progressive Rock)

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