Wiederholt stellt sich der Rezensent angesichts der Fluten musikalisch gleichgeschalteter Versuchsergebnisse genretypischer Rocker, eigens progressiver Ausrichtungen, allenfalls die Fragen nach deren möglichkerweise verkopfter Stagnation, anderseits lediglich klug verkleideter Fassade bei gleichbleibender Attitüde.
Ein ungebrochenes Interesse seitens der Konsumenten sowie neugeborene Band-Generationen – jener von Kritikern gern spitzzüngig behandelten Sparte – scheinen jedoch einer aufkeimenden Resignation Paroli zu bieten.
So verlassen, angesichts unverdrossener Prog-Konsum Bewirtschaftung, Tonträger voll monatelang ausgegorener Studio-Ablässe von Abiturienten-Musikussen, Bachelor und 'alten' Genrehasen proportioniert manch technikgespickte Kemenate.
Umso mehr erfreut es den Rezensenten, wackere Genre-Partisanen sowie beständige Verfechter ihrer musikalisch exzentrisch wirkenden Ideen wie die im Bundesstaat Pennsylvania ansässigen Amis The Tea Club, nach zehn zurückliegenden Jahren, wiederzufinden respektive zu sezieren. Der erste Höreindruck erweckt ein Déjà-vu an die in ihren Ambitionen und kreativen Exkursen verlorenen Musiker, wohl ein scheinbar ausgeprägter Zustand der zur Legende eben dieser Band, mit dem weniger originellen Namen, dazugehört.
Zum wiederholten Mal paaren die Protagonisten mit hoher Musikalität Vokalharmonien vormaliger Westküsten-Yuppies samt ihren flauschigen Liedkünsten, Indie Rock-befeuerten Gitarrenausbrüchen, andernfalls Altproggerseelen-fanatisierenden Synthie-Einwürfe mit dem rockistisch urtypischen Suchen nach mehr Ausdrucksformen.
Überhaupt zementieren die gesanglich-verkünstelten sowie vom sonnenstrahlenden Pop der Sixties inspirierten Pointierungen der Brüder McGowan zuzüglich der bisweilen sublimiert akzentuierten Progressive Rock-Destillate ebenjene Klasse ihres musischen Universums. Dem hypnotisch-fesselnden Prog näher denn je, dazu abseits aller verkaufsneurotischen Maschinerien, so philosophieren sich die Herren vom Tee-Club mit ihrem textlich angefüllten Bestand von Daseins-Antagonismen, exempli causa Leben und Tod, Freude und Trauer durch ein dahingehend schillerndes Getümmel musikalisch ausgreifender Stimmungen.
The Tea Clubs Kompositionen leben einerseits von der makellosen Balance zwischen Sanftmut-marinierter Akustik und prätentiösem Pomp, andererseits vom Konsens-bedachten Melodien-Treiben mit hemmungslos-kantigen Griffbrett-Elementen.
Alles in Allem paaren die fünf Ausnahmemusiker letztendlich im 28-minütigen Opus "Creature", nebenbei Anwärter aufs kanonische Meisterstück, alle stilistisch Prog-erprobten Tugenden mit jener großspurigen Attitüde aufbrausender Indierock-Dramen und beweisen wiederum ihren Status als stetige Abseitler genrespurenübersäter Trampelpfade.
Summa summarum sollte "If/When" in der Reihe zahlreich glückseligmachender Genreklassiker voll spielerisch zarten Blicken fürs Detail und Momenten mit Schmackes – obschon ein etwas abgetönter Sound Punkte abzieht – einen respektablen Platz einnehmen.
Line-up The Tea Club:
Dan McGowan (vocals, electric & acoustic guitars)
Patrick McGowan (vocals, electric & acoustic guitars, 12-string guitars, mandolin)
Jamie Wolff (bass guitar)
Joe Dorsey (keyboards)
Dan Monda (drums, percussion)
Tracklist "If/When":
- The Way You Call
- Say Yes
- If I Mean When
- Rivermen
- Came At A Loss
- Sinking Ship
- Creature
Gesamtspielzeit: 53:08, Erscheinungsjahr: 2019
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