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The Tossers / Smash The Windows – CD-Review

The Tossers - Smash The Windows - CD-Review

Über die aus Chicago stammende Band The Tossers bin ich erstmals am irischen National-Feiertag St. Patrick’s Day 2007 in New York City gestolpert, als die Combo am Abend im Vorprogramm der Pogues auftrat. Das war damals schon umwerfend gut und als mich danach Alben wie Agony, Gloatin' And Showboatin’… sowie On A Fine Spring Evening erreichten, war ich endgültig überzeugt. Eine beherzte, manchmal krude Mischung aus Irish Folk und Punk mit dem Herz ganz offensichtlich am rechten Fleck machen die Eckdaten des Sextetts aus. Die Band spielt nach wie vor einige hundert Konzerte pro Jahr und bleibt auch sonst sehr agil, was sich auf den immer starken Alben zeigte und zeigt. Das 2013 zum zwanzigjährigen Jubiläum erschienene "The Emerald City" ging leider völlig an mir vorbei bzw. bekam ich es erst gar nicht in die Flossen, aber nun liegt mit "Smash The Windows" der brandaktuelle Nachfolger vor.

Die neue Scheibe wird von der Single-Auskopplung "Erin Go Bragh" gestartet. Und wie! Wer die schiere Power der Pogues in ihren besten Zeiten geliebt hat bzw. liebt, der wird auch hier voll auf seine Kosten kommen. Unverkennbar irische Melodien, mit traditionellen Instrumenten gebracht und ein Frontmann Tony 'T.' Duggins, der fast an die Wucht und das Feeling eines Shane MacGowan heran reicht. Die Tracks sind – nicht ganz überraschend – ungeheuer melodisch, werden aber auch mit sehr viel rauem Charme abgefeuert. Was eine geradezu unbändige Lust am Leben, seinen Höhen, aber auch tiefen Tälern vermittelt. Egal, ob es ums Feiern geht, um Wut, um Liebe oder das hämisch grinsende "Drinkin' All The Day" rausgehauen wird. Hier werden, selbst auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, Melodie, Power, jede Menge Gefühle und Geschichten aus dem Leben zelebriert, ohne Rücksicht auf Verluste zu nehmen. Dass besagte, aus dem Leben gegriffene, Geschichten nicht immer schön sind oder gar gut ausgehen, ist im Programm der Tossers fest verankert und eine Selbstverständlichkeit. Umso kräftiger wird dann aber auch gefeiert, wenn es einen Anlass dazu gibt, oder man sich zur Not eben einen zurecht legt.

Eine ganz andere Seite zeigt die Band beispielsweise bei dem sehr stark gesungenen Traditional "Danny Boy", bei dem es mir – ähnlich wie bei Shane MacGowans Version – immer wieder eiskalt den Rücken runterläuft. Aber auch das dramatische "Resurrection Mary", "1969", das sanfte "My Love" oder das weitere Traitional "The Foggy Dew" sorgen nicht nur für viel Abwechslung, sondern auch noch für das gewisse Kribbeln unter der Haut. "A Ghra Mo Chroi" erinnert im Ansatz an MacGowan-Nummern wie "Lonesome Highway" oder "St. John Of Gods", was aber weder schadet, noch stört. Neben den zwei Instrumentals "Humors Of Chicago" sowie "Lots Of Drops Of Brandy" wird ansonsten durch feurige Titel wie "The Horses", "Whiskey", "The Town Where I Was Born", "I Will Court Them All" oder auch den Titelsong jede Menge Dampf gemacht. Bitte auf keinen Fall auch von den teilweise Klischee-beladenen Titeln der Tracks abschrecken lassen, denn in den Lyrics steckt zumeist sehr viel mehr drin.

Flogging Molly, Dropkick Murphys oder The Mahones – alles sehr starke und von mir gerne gehörte Bands, aber nach den unantastbaren Pogues stehen für mich seit gut zehn Jahren The Tossers ganz klar an zweiter Stelle meiner persönlichen Rangliste dieser Stilrichtung. Wer eine der genannten Kapellen mag, sollte unbedingt auch diese Band um die Brüder 'T.' und Aaron Duggins anchecken. Bereuen ausgeschlossen!


Line-up The Tossers:

Aaron Duggins (Goldie whistles)
Bones (drums)
Emily Ruth Constantinou (violin)
Mike Pawula (guitars)
Peter Muschong (bass)
Tony Duggins (mandolin, banjo, vocals)

With:
Sean Gavin (uilleann pipes)
Marta Cook (harp)

Tracklist "Smash The Windows":

  1. Erin Go Bragh
  2. Smash The Windows
  3. I Will Court Them All
  4. Humors Of Chicago
  5. Drinkin' All The Day
  6. The Horses
  7. Resurrection Mary
  8. Danny Boy
  9. 1969
  10. Whiskey
  11. The Town Where I Was Born
  12. My Love
  13. Mairi’s Wedding
  14. Lots Of Drops Of Brandy
  15. A Ghra Mo Chroi
  16. Fare You Well
  17. The Foggy Dew

Gesamtspielzeit: 53:35, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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