Fett, ganz fett startet das Album mit vollen Hammond-Wellen, ein Countdown wird gezählt und schon sind wir mitten drin in einem flotten und angejazzten Stück Psychedelic der Sorte Mod-Beat. Neben der Hammond begeistern auch die Gitarrenlicks sowie das treibende und äußerst lebhafte Fundament, das Bass und Schlagzeug legen.
Noch gewaltiger kommt "Magic Sphere" in die Lauscher, da es mit einem Basssolo startet und in Verbindung mit der Orgel eines ganz klar aufzeigt: Hier hat jemand die 60ies studiert und aus den Vollen geschöpft. Das dokumentiert auch die sehr engagiert gespielte Gitarre. Soweit wäre das ja schon eine Hausnummer. Aber eine geniale Akkordauswahl – per Tasten super in den Äther gerollt, lässt Weiteres erahnen. Und in der Tat, das Tempo geht zurück und Hammond sowie Gitarre starten eine krautige Progsequenz, die nicht anders kann, als zu begeistern und den Hut zu ziehen. Dieses Monster gibt es – wie auch "Officer Pearson" – als Bonustrack in einer Edit-Version mit verkürzter Krauteinlage.
Da stellt sich langsam die Frage, wer The Trance eigentlich ist; und wieso diese Truppe so gänzlich an einem vorbeigezogen ist. Nun, das mag daran liegen, dass die Band jünger ist, als es stilistisch zu erwarten wäre. Keine vergessene Perle aus den Sechzigern also, sondern eine österreichische Truppe um den Gitarristen und Songwriter Norbert Payr, den man von den Jaybirds kennen kann, bei denen er 1994 eingestiegen und auch heute noch tätig ist. 1997/1998 gründete er eine eigene Band The Trance. Stilistisch den Jaybirds ähnlich, brachten sie 1998 eine Platte ("The Trance Play Organ Pop Sounds") auf den Markt, die seltsamerweise nicht von Erfolg gekrönt war, sodass sich die Band wieder auflöste. Das Material dieser Scheibe findet sich nun auf "Farewell To A World Untorn". Beschrieben wird die Musk vom Label Ohrwaschl Records, welches sich gottlob den Aufnahmen annahm, als »… mixes early Syd Barret–Pink Floyd style with a Mod-Who feeling and Psychedelic Small Faces Beat in their own songs«.
Das trifft es ziemlich genau, wobei hier und da ein paar leichte Reminiszenzen auch an den psychedelischen Beat etwa der Byrds auszumachen sind. Es sind schwerlich alle Einflüsse zu nennen, so dermaßen 60ies ist diese Melange, der auf der einen Seite ungestümes Vorwärtspreschen im Mod-Gewand innewohnt, auf der anderen Seite aber auch feines Songwriting mit tollen Harmonien, der passenden Dosis Psychedelic und vor allem handwerkliches Können in der Agenda steht.
Für die gesanglichen Harmonien ist neben Norb auch der in Amerika geborene Bassist Ted Snydal zuständig. Beide bedienen neben ihrem Instrument auch den Gesang und das ganz hervorragend. Für die in der Tat fetten und stets präsenten Hammondklänge ist Znarf Hoover zuständig, der von Hause aus auch Basser ist. Die beiden Drummer Mike Kratochwil und Erich Mader sind übrigens nicht zusammen zu hören. Nach dem Ausstieg von Gründungsmitglied Mader, übernahm Kratochwi den Platz an der Schießbude. Beide Drummer, wie auch der Viersaitenzupfer sorgen im Bandkontext nicht nur für ein füllendes Fundament, sondern bereiten den beiden dominierenden Instrumenten Gitarre und Orgel auch stets ein nicht einengendes Korsett.
Das Originalalbum ist längst ausverkauft und daher sollte, sofern man auf diese 60er Jahre Mucke steht, "Farewell To A World Untorn" unbedingt ins Regal. Diese Musik, von Thomas Meitz übrigens komplett neu remastert, einer österreichischem Band ist wie bereits festgestellt, keine vergessene Perle. Aber auf jeden Fall eine unbekannte Perle.
Line-up The Trance:
Norb Payr (guitar, vocals)
Ted Snydal (bass, vocals)
Znarf Hoover (Hammond organ)
Mike Kratochwil (drums)
Erich Mader (drums)
And:
Gerhild Hartman (backing vocals – #3)
Kony Ortner (backing vocals – #3)
Philipp Krenn (backing vocals – #5)
Tracklist: "Farewell To A World Untorn":
- Officer Pearson
- Magic Sphere
- Palace Of My Dreams
- Cloud Nine
- Femme Fatale
- Why Me
- The Ride
- Falling For You
- Trance
- Running Away
- Magic Sphere (4-Track)
- Officer Pearson (Reprise)
Gesamtspielzeit: 46:25, Erscheinungsjahr: 2019 (1998)
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