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The Tubes / The Musikladen Concert 1981 – CD/DVD-Review

CD-/DVD-Review-The Tubes-The Musikladen Concert 1981

Hand aufs Herz, ich hatte bisher in meinem Leben noch kein einziges mal das Vergnügen, mir ein Album der Tubes anhören zu dürfen. Nicht unbedingt, weil es mich nicht interessiert hätte, es war ganz einfach so, dass sich aus unerfindlichen Gründen nie die Gelegenheit dazu ergab. Logischerweise kannte ich die Nummer "White Punks On Dope" von dem gleichnamigen Debütalbum (die Nina Hagen für ihren Teil auf dem eigenen Erstling als "T.V. Glotzer" coverte), aber das war’s dann auch schon. Umso interessanter tauchten dann diese CD sowie DVD (die beide lediglich einzeln, sprich nicht als Gesamtpaket zu bekommen sind) auf meinem Schreibtisch auf. Dann also mal mit Vorfreude und Neugier nix wie rein in die nächste Expedition ins Ungewisse.

Die Geschichte der Band geht bis in die sechziger Jahre und den US-Bundesstaat Arizona zurück. Aus den beiden dort ansässigen Combos The Beans und The Red, White And Blues entwickelte sich nach dem Umzug nach San Francisco dann die Fusion zu The Tubes. Die Band legte von Beginn an großen Wert auf eine ausgeprägte Show und konnte sehr schnell Aufmerksamkeit erregen, aber es dauerte dennoch bis 1975, bevor das Debütalbum endlich in den Regalen der Plattenläden stand. Von da an ging es allerdings ständig aufwärts, die Konzerte wurden immer aufwändiger und extravaganter und die Tubes konnten sich auch über die Verkaufszahlen ihrer Langrillen kaum beklagen. Anfang der Achtziger verschlangen die monströsen Live-Produktionen dann aber fast mehr Kohle, als reinzukommen schien und es ging auch ein äußerlicher Wandel vor. War die Band bis dahin auf der Bühne als wilde, unberechenbare langhaarige Gruppe – ohne Skrupel das Publikum in (wahrscheinlich oft unfreiwillige) Spielchen mit einzubinden – bekannt, so präsentierte sie sich zu Anfang der Achtziger als nett frisierte und gestylte Combo.

Womit wir bei der hier zu rezensierenden DVD aus dem Musikladen angekommen wären. Ganz sicher hatte das neue Outfit auch mit dem damals aktuellen Studio- wie auch Konzeptalbum "The Completion Backward Principle" zu tun, das sich mit den Praktiken des Geschäftslebens und der eigenen Vision darüber beschäftigte. Wenn man sich diesen Streifen so zu Gemüte führt, kann man sich jedoch nicht des Gefühls erwehren, es hier mit einer konzeptionell ausgearbeiteten Theater-Show zu tun zu haben, bei der die Musik eher die zweite Geige spielt. Im Fokus ist grundsätzlich der Sänger und Frontmann Fee Waybill plus bei diversen Songs die drei Background-Sängerinnen und Tänzerinnen. Die Musiker agieren mehr oder weniger im Hintergrund und verblassen während dieses ganzen Tohuwabohus eher zu Statisten. Es mag sich vielleicht hart anhören, aber die insgesamt 18 hier gebotenen Tracks geraten dabei doch eher zu Beiwerk.

Die präsentierten Songs (das zuvor erwähnte aktuelle Album ist komplett vertreten) mäandern ohne große Ausschläge nach oben oder unten im typischen Pop/Rock der damaligen Zeit. Sozusagen nicht wirklich beeindruckend, wobei ich jedoch überrascht feststellen musste, dass der Titel "Talk To Ya Later" (der in anderem Arrangement übrigens ganz hervorragend zu Kiss gepasst hätte), von den Tubes ist. Kannte ich schon seit vielen Jahren aus dem Radio, wusste aber nie, wer sich diese Kerbe eigentlich in seinen Colt schnitzen konnte. Mit "Don’t Want To Wait Anymore" hatte die Band damals sogar noch einen weiteren Hit, der die Jahre allerdings nicht ganz so gut überstanden hat.

Leider war bei diesem Konzert der mit "White Punks On Dope" wohl bekannteste Titel der Band gar nicht am Start, was wirklich schade ist. Dafür gibt es zwei kultige und (je nach Gusto) entweder nostalgisch-wichtige oder auch himmelschreiend-komische Ansagen aus dem Musikladen-Studio zu dem damals wohl in zwei Teilen ausgestrahlten Konzert.

Das Fazit zu dieser CD bzw. DVD fällt letztendlich eher enttäuschend aus: Für Fans der Tubes natürlich ein absolutes Muss und für alle Freunde des Pop/Rock mit Wave-Anleihen aus der Zeit der frühen Achtziger mag dieses Teil ebenfalls eine wahre Fundgrube sein. Darüber hinaus definitiv auch für alle, die Konzerte gerne mit großer Show sehen, denn die wird hier geboten. Rein musikalisch gesehen fällt meine persönliche Beurteilung eher nüchtern aus. Viel Show, wenige musikalische Highlights… Was bleibt, ist eine Zeitreise, die ganz sicher ihre Freunde finden, in den Annalen der Musik-Historie aber eher ein Dasein als Faktotum fristen wird.


Line-up The Tubes:

Fee Waybill (lead vocals)
Rick Anderson (bass, background vocals)
Bill Spooner (guitars, background vocals)
Roger Steen (guitars, background vocals)
Prairie Prince (drums & percussion)
Vince Welnick (keyboards, background vocals)
Michael Cotten (keyboards)
Re Styles (background vocals, dancing)
Cheryl Hangland (background vocals, dancing)
Cynthia Rhodes (background vocals, dancing)

Tracklist "The Musikladen Concert 1981":

  1. Intro Part 1 (nur DVD)
  2. Ouverture
  3. A Matter Of Pride
  4. TV Is King
  5. Think About Me
  6. Talk To Ya Later
  7. Sports Fans
  8. Amnesia
  9. Mr. Hate
  10. Promotion (nur DVD)
  11. Attack Of The Fifty Foot Woman
  12. Smoke
  13. Mondo Bondage
  14. Intro Part 2 (nur DVD)
  15. Don’t Want To Wait Anymore
  16. Power Tools
  17. Business Dance
  18. Don’t Slow Down
  19. Sushi Girl
  20. Tubes World Tour
  21. Let’s Make Some Noise
  22. Credits (nur DVD)

Gesamtspielzeit: 79:35 (CD), 91:00 (DVD), Erscheinungsjahr 2016, (1981)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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