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The Virus Project / We Are The Virus – Digital-Review

The Virus Project / We Are The Virus

Ich bin schon seit einigen Tagen am Grübeln, wie ich dieses Schreiben einleiten soll – ein Problem, das meistens kein Problem ist, die ersten Worte kommen immer von selbst. Am Ende bin ich bei der Version geblieben, die mir jetzt gar nicht mehr aus dem Kopf geht: Es war einmal ein Projektteam, dessen Mitglieder beschlossen haben, aus einem verfluchten Jahr auch mal was Schönes zu zaubern.

Tja, ziemlich märchenhaft für eine äußerst unzauberhafte Zeit. Der Pott war für mich aber schon immer ein Märchenland, was die ganze lebendige Metalszene dort betrifft und jetzt haben wir da fünf Ritter, die retten wollen, was noch zu retten ist. Zweck des Projekts ist nämlich nicht nur etwas Kreatives und Sinnvolles mit der Zeit ohne Liveshows anzufangen, sondern auch die Möglichkeit, die Essener Clubs Freakshow, Turock, Don’t Panic und Cafe Nord ein wenig zu unterstützen. Bei dem Kauf der CD kann man sich entscheiden, ob und welchen zusätzlichen Betrag man für die Clubs spendieren will. Eine schöne Sache, denn hier geht es in erster Linie um den Zusammenhalt ganz allgemein.

Das bedeutet natürlich nicht, dass es sich nicht lohnt, die Scheibe ’nur' wegen der Musik zu kaufen, ganz im Gegenteil. Die Jungs sind sich ja nicht auf der Straße begegnet und dabei auf den Gedanken gekommen: Hey, wollen wir mal bissel Musik machen! Professionalität und Erfahrung springen schon beim ersten Hören in die Ohren und das überrascht wenig, es geht ja um erfahrene und professionelle Musiker von Harkon/The Very End, Ra’s Dawn, Ghosther, Wolfskull und Greydon Fields.

Was das Songwriting anbelangt – schon bei der ersten Hörprobe, obwohl ich noch kein Wort über TVP nachgelesen habe – war für mich keine Frage, wer die Feder in der Hand hatte. Die abwechslungsreichen, stellenweise sogar überraschend wechselnden, vielfachen Melodien sind die eindeutig wiedererkennbare Handschrift von Gregor Vogt, der übrigens auch die Idee zu dem Project hatte. Wenn jemand an diesem Punkt nun denkt, dass die Songs dann wohl nach Greydon Fields klingen, liegt völlig falsch. Gerade daran habe ich vorhin bei dem Attribut 'Professionalität' gedacht. Jeder Musiker aus der Truppe gibt seine Persönlichkeit, sein Talent, seinen Stil (evtentuell von der eigenen Band mitgenommen) und wohl sogar sein Herz auf einer besonderen Art und Weise dazu, sodass ein neuer, selbständiger Sound einer neuen selbstständigen Band entsteht. Ich nehme an, das war ja auch deren Absicht.

Dass jeder sein Instrument meisterhaft bedient, würde ich nicht hervorheben, es sind ja schließlich Profis. Dass die Rhythmussektion nicht nur den entsprechenden Sound-Teppich bietet, sondern hörbar und genießbar (dank der tollen Produktion) ein gewisses Plus dazu gibt, macht mich einfach nur glücklich. Der doppelte Gesang schafft kein Chaos, sondern Harmonie und Vielfalt, die Texte sind sinnvoll und nicht nur im Moment sehr passend, diese werden ihre Gültigkeit auch in Friedenszeiten behalten, nur ein wenig anders interpretiert. Und sie spielen eine nicht unwichtige Rolle dabei, dass die EP gleich vier Ohrwürmer enthält. Wem das nicht reicht: Das Ganze ist in einem einfallsreichen Design verpackt, womit Björn (Killustrations) das Thema und die Stimmung wieder sehr gut getroffen hat.

Meine Empfehlung: Scheibchen kaufen, je nach Möglichkeit die Szene unterstützen und vier der letzten guten Songs des Jahres genießen.

Erfahrung: Bei kleineren Einkäufen helfen diese bei ordentlicher Lautstärke abgespielt sehr schön um die ständig dudelnde Weihnachtsmusik ausschließen zu können.


Line-up The Virus Project:

Björn Gooßes (vocals)
Olaf Reimann (vocals)
Frank Stellmacher (bass)
Markus Siegemund (drums)
Gregor Vogt (guitars)

Trackliste "We Are The Virus":

  1. The Root Of Evil
  2. My Personal Demon
  3. And That’s Why I Laugh (Lateral Thinker)
  4. We Are The Virus

Gesamtspielzeit: 18:23, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Hajnalka Tamás

Genres: Heavy Metal, Power Metal, Classic Rock, Stoner Rock

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