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The Walk-A-Bout / 20/20 – CD-Review

The Walk-A-Bout / 20/20 – CD-Review

Bereits vor knapp zwei Jahren hat mich die australisch-amerikanische Band The Walk-A-Bout begeistert. Die EP Things Are Looking Up bekam die Tipp-Grafik und das auch aus heutiger Sicht berechtigt. Erstaunlicherweise und höchst erfreulich, dass eine Platte  dieses Genres auch andernorts höchste Weihen erfahren durfte. "Things Are Looking Up" enterte die Top 20 und hatte dort Nachbarn wie Paul McCartney oder Mumford & Sons.

Damals stand Michael Perrotta, der zusammen mit Drummer Drew Bertrand ein Studio betreibt, am Bass. Nun wurde mit Keenan Zach ein hauptamtlicher Bassmann gefunden, der – wie auch bei den Sechssaitern – nicht nur auf die elektrische Variante setzt. Ein besonderes Merkmal der Band ist es nämlich sowohl mit Strom-Gitarre (Dave Christian) als auch mit dem akustischen Pendant (Kevin Anderson) zu  musizieren.

Nach dem Erfolg von "Things Are Looking Up" begann die Band im Frühjahr 2019 mit dem Songschreiben für vorliegendes Album, welches von Schlagzeuger Drew produziert und von Roger Lian Mastering in New York City den Feinschliff bekam; Produktion und Sound sind richtig fett geworden.

In bester Jam Rock-Manier startet "20/20" mit den Titel "Victory Parade", der von der kolumbianischen Sängerin Victoria Faiell stimmlich veredelt wird. Neben Victoria sind mit Mark Rechler, der "Date Nut Porridge" mit seiner Hammond B-3 herrlich flirrende Frequenzen spendiert, sowie Michael Amendola am Saxofon in "Get Me To The Station" mit an Bord. "Date Nut Porridge" jammt gekonnt durch die Minuten und mein Unterbewusstsein denkt dabei ab und an Truppen wie Phish, moe. oder Umphrey’s McGee.  Besonders Gitarrenspiel, Songwriting und Rhythmus lassen das Jam-Flair hochleben. In die gleiche Kerbe hauen die Folgetracks "Tale Of The Vibe Rider" und "Timeless". Wie gewohnt ist es eine Freude, den beiden Gitarristen zuzuhören. Die Rhythmusfraktion macht einen hervorragend Job und Darren ist stimmlich nicht das Geringste vorzuwerfen.

Wenn die Nummern vordergründig auch stets nach vorne grooven, muss man doch attestieren, dass den Songstrukturen immer wieder spannende Momente spendiert werden. Sei es eine akustische Basslinie, eine plötzlich kurz aufheulende solierende Gitarre oder auch mal ein Tempobreak im Flow des Albums. So fährt etwa "I Am" ziemlich herunter, ohne aber den Duktus der vorangegangen Titel über Gebühr zu unterbrechen.

"Get Me To The Station" erfährt eine besondere Note, der bandtypisch relaxte Jam bekommt eine Portion jazziges Latin-Flair und durch das Saxofonspiel Michael Amendolas wird das Jazzige manifestiert. Leider ist sein Einsatz etwas kurz geraten. Wie Band ja selbst schreibt, bietet die Platte stilistisch für jeden etwas. Bei "Dark Roads" kann man fast von proggig vertracktem Rhythmus sprechen. Gerade am Songstart kann das den relaxten Jam-Hörer etwas aus dem Takt bringen, jedoch sorgen die weiteren Momente für den bekannten Groove und man erfreut sich am fast fusionmäßigen Gitarrenspiel.

"Hero" ist etwas härter rockend und mit toller Wah Wah-Einlage von Dave. Auch "Trash Talkin'" lebt von spannendem Aufbau und geilen Linien aller Saitenbeteiligter, rhythmisch brodelt es gewaltig in diesem Instrumental und die besondere Würze kommt vom Didgeridoo, das immer mal aus dem Off auftaucht. Die akustische Gitarre von Kevin eröffnet das letzte Stück. "Taking It West" wirkt vordergründig relaxt, offenbart bei genauerem Verfolgen des musikalischen Geschehens aber die Perfektion der Beteiligten, die Feinheiten des Songwritings und die Genialität der Musiker, jede Sekunde mit genau den richtigen Sounds zu füllen. Ein sehr schönes Album, welches auch als Vinyl erhältlich ist.


Line-up The Walk-A-Bout:

Darren 'Sully' Sullivan (vocals, didgeridoo, harmonica)
Kevin Anderson (acoustic guitars)
Drew Bertrand (drums and percussion)
Dave Christian (electric guitar, vocals)
Keenan Zach (electric and upright bass)

Guests:

Michael Amendola (tenor saxophone – #6)
Mark Rechler (Hammond B-3 organ – #2)
Victoria Faiella (vocals – #1)

Tracklist 20/20:

  1. Victory Parade
  2. Date Nut Porridge
  3. Tale Of The Vibe Rider
  4. Timeless
  5. I Am
  6. Get Me To The Station
  7. Dark Roads
  8. Hero
  9. Trash Talkin'
  10. Taking It West

Gesamtspielzeit: 39:49, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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Mail: ulli(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Doc Rock

    Die Platte ist nicht schlecht, aber ist das "Jam Rock", wenn nicht mal ein einziger Song länger als 4einhalb Minuetn läuft?
    Schade, ich finde, bei ein paar Songs war die band wirklich viel zu geizig mit der Spielzeit.

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