«

»

Thomas Blug / Rockanarchie – DVD-Review

thomas-blug-rockanarchie-dvd

An Weihnachten 2015 war Thomas Blug zu Gast im Ducsaal, Freudenburg. Bei diesem Gig des Gitarristen liefen Kameras und das Aufnahmegerät mit. Daraus ist 2016 die DVD "Rockanarchie" veröffentlicht worden. Der Protagonist stand gemeinsam mit Rudi 'Gulli' Spiller und Bodo Schopf ( Eloy, Ralf Illerberger, Hartmann, Siggi Schwarz) auf der Bühne.
In knapp zweiundachtzig Minuten serviert uns das Power-Trio Songs aus der Rockgeschichte.

Die Reise hat zehn Stationen und es dürfte jedem klar sein, dass es sich bei dem Musiker-Niveau nicht rein um das Nachspielen der Songs geht. Thomas Blug, Rudi 'Gulli' Spiller sowie Bodo Schopf nehmen jede sich bietende Gelegenheit wahr, um durch individuelle Sichtweisen auf die Kompositionen persönliche Stellungnahmen, sprich ausgiebige Improvisationen, abzugeben. So ist die Auswahl der Lieder schon zupackend. Mit solchen Nummern ist man schließlich groß geworden und weiß die Klassiker zu schätzen. Aber auch wenn man damals nicht selbst schon von diesem Rock angetan war, dient er für später Geborene doch als so etwas wie eine Art Unterrichtsstunde in Sachen Musik-History.

So gibt es neben zeitintensiven Gitarren-Ausflügen auch jede Menge Harp-Einsätze sowohl von Bodo Schopf als auch Rudi 'Gulli' Spiller. Hier darf auch ein Pink Panther durch die "Black Night" von Deep Purple schleichen. Die drei Musiker schütten ein randvolles Fass an Fantasien über den Hörer aus und der ist einfach nur begeistert.
Selbst an den bekannten Arrangements der Originale schraubt das Trio. So sieht man die Lieder auch unter diesem Gesichtspunkt fast ausschließlich in veränderten Gewändern. "Walking On The Moon" entfernt sich schon ziemlich schnell auf gehaltvolle Weise von der Police-Version. Zu extrovertierten Gitarren-Schöpfungen kreiert Bodo Schopf ganz unterschiedliche Rhythmen und Rudi 'Gulli' Spiller ist ein vorzüglicher Sänger mit eigener Note. Klasse! Am Ende von "Walking On The Moon" schwebt man dann im luftleeren Raum.

Zurück aus dem Orbit geht es auf die Überholspur der Autobahn. "Highway Star" ist angesagt und der geht zunächst mit einem Tempo ab wie zu besten Deep Purple-Zeiten. Rudi 'Gulli' Spiller singt energetisch-hochwertig und Thomas Blug zeigt, dass nicht nur Ritchie Blackmore schnell auf der Gitarre war. Die Stimmung vor den Lautsprechern in den heimischen vier Wänden ist sehr gut.
Bei der Wellness-Dusche "Wicked Game" von Chris Isaak wartet man förmlich schon auf das, was das Trio wohl aus dem Track destillieren wird. Es wird ruhig. Thomas Blug zelebriert die Sanftheit in Person und die Rhythmusabteilung begleitet mehr oder weniger dezent. Das Gitarren-Klima steigert sich und der Saiten-Hexer beamt sich mit jeder Note förmlich in den Himmel und durchkreuzt die Wolken mit explosiver Intensität. Zurück beim Song-Thema darf man sich die Feuchtigkeit von der Stirn wischen. Eine ganz tolle Interpretation!

Nach "Talking In Your Sleep" werden alle Zuschauer wieder wachgerüttelt, denn bei Led Zeppelins "Rock And Roll" dreht sich der musikalische Kreisel wieder auf dem Boden. Ah, ein luftiges Intermezzo bringt Freude und Rudi 'Gulli' Spiller spielt eine feine Blues-Improvisation auf seinem kleinen Instrument. Wenn man meint, das Stück ist nach einer intensiven Gesangseinlage beendet, hat die Rechnung ohne Bodo Schopf gemacht, denn der lässt seine Drumsticks für ein Solo über die Felle und Becken fliegen. Toll!
Bei "Miss You" springt das Trio ins Becken des Funk. Die Rolling Stones-Nummer verlangt geradezu danach, das Tanzbein zu schwingen. Aus der funkigen Mentalität holt Thomas Blug abermals zu einer großen Saiten-Fahrt aus. Vor dem furiosen Ausklang serviert man noch ein psychedelisch-sanftes Intermezzo.

Ohne Pause wechselt das Trio geografisch von Großbritannien nach Amerika. ZZ Tops "Sharp Dressed Man" ist angesagt und diese musikalische Modenschau hat sich gewaschen. Da stolziert kein affektierter Dressman über den Catwalk, sondern drei Männer in schweißgebadeten Klamotten. Der Thomas Blug-Laufsteg hat noch einen tollen Abzweig zu "Papa Was A Rolling Stone" und Improvisation satt. Großartig!
Die Reise in die Geschichte neigt sich dem Ende, aber ganz langsam, denn auch "Whole Lotta Love" bekommt Flügel verpasst und damit fliegt man in der losgelösten Improvisation auch über fernöstliche Rock-Gefilde. Zum Nummern-Schluss Dramaturgie pur, denn das Fallen des "Whole Lotta Love"-Vorhangs geschieht in Etappen. Highlight! Am Ende der DVD kommt es mit dem wohl größten Prince-Hit "Purple Rain" zum großen Finale der Klang-Kreativität.
Thomas Blugs "Rockanarchie" wird auf der DVD klasse in Szene gesetzt und wer Spaß an Klassikern der Rock-Geschichte und den freien Raum der Improvisation mag, muss zugreifen.


Line-up Thomas Blug:

Thomas Blug (guitar)
Rudi 'Gulli' Spiller (vocals, bass, harmonica)
Bodo Schopf (drums, harmonica)

Tracklist "Rockanarchie":

  1. Black Night
  2. Walking On The Moon
  3. Highway Star
  4. Wicked Games
  5. Talking In Your Sleep
  6. Rock And Roll
  7. Miss You
  8. Sharp Dressed Man
  9. Whole Lotta Love
  10. Purple Rain

Gesamtspielzeit: 81:40, Erscheinungsjahr:2016

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>