Ein waschechtes Familienalbum ist es geworden, das Solodebüt des Vinyl Floor-Sängers Thomas Charlie Pedersen. Und zwar im direkten, wie auch übertragenen Sinn. Denn zum einen hat er es ganz alleine mit seinem Bruder Daniel (der dazu auch noch Schlagzeuger bei Vinyl Floor ist und die mir nun vorliegende Scheibe produziert hat) aufgenommen, zum zweiten hat er hier die Seelenqualen einer langen, dann aber auseinandergebrochenen Beziehung verarbeitet. Als Mitkomponist in seiner Stammband bastelt er schon sehr lange an eigenen Songs, wobei es sich irgendwann anbot, sowohl neu entstandenes als auch nicht zur Band passendes Material im Alleingang auf Vinyl bzw. CD zu bringen.
Und ja, die oben angesprochene Thematik wird auch in den Songs bzw. deren Umsetzung mehr als deutlich. Das ist zeitweise schon richtig ’schwerer', melancholischer Stoff. Die Stimmung ist durchgehend im unteren Gefühlsbereich angesiedelt und die Songs im Folk- bzw. Singer/Songwriter-Terrain angesiedelt. Dazu sind die Stücke sehr sparsam instrumentiert, wie beispielsweise auch der Opener "High Dust Devils", der durch die Akustikgitarre und Harmonika plus Gesang deutlich in die Bob Dylan-Ecke der frühen sechziger Jahre geht. Pedersen variiert ständig von der Akustischen zum Piano und auch mal zur Ukulele, wobei das erstgenannte Instrument den Löwenanteil für sich hat.
Bei "Letter From The Dead" nimmt erstmals das Piano die tragende Rolle ein und die in Moll verbreitete Atmosphäre scheint hier sogar noch etwas trauriger rüberzukommen, als es davor der Fall war. Wenn man den guten Thomas Charlie hier so singen hört, kann man sich fast gar nicht vorstellen, dass er eigentlich Frontmann einer (Alternative-) Rockband ist, die Vinyl Floor ja nun mal verkörpert. Sehr sanft, gefühlvoll und fast schon zerbrechlich ziehen die Gesangsmelodien ihre einsamen und von einem gebrochenen Herzen gesteuerten Runden. Befindet man sich in der gleichen Gefühlslage, dann kann das durchaus eine tolle Angelegenheit sein, diese Scheibe jeden ’normalen' Tag im Player zu haben, kommt mir dagegen deutlich schwieriger vor.
Die Songs an sich sind ganz sicher nicht schlecht und haben ihre Qualität, wenn sie sich auch vor allem dazu eignen, in ruhigen, nachdenklichen Stunden genossen zu werden. Pedersons Bruder Daniel hat neben seiner Produzenten-Tätigkeit übrigens auch noch die Harmonika, etwas Percussion und ein paar Synthesizer-Parts übernommen, während er hier und da noch für stimmliche Unterstützung sorgte. Bei manchen Tracks handelt es sich um kurze instrumentale Frakturen, die – wie mir scheint – Übergangsphasen darstellen sollen.
Als symbolisch sehr gut gelungen empfinde ich das Cover, auf dem der Protagonist an einem eher öden Strand mit schwarzen Wolken im Hintergrund als Marionetten einen König und seine Königin in den Händen hält. Die müssen sich offensichtlich auf diesem trostlosen und vereinsamten Schlachtfeld Auge in Auge gegenüberstehen und ans Eingemachte ihrer Gefühle gehen. Auf der Rückseite liegen dann beide leblos im steinigen Sand, während Pederson schon davonwandert, diesem Drama bereits seinen Rücken zugedreht hat.
Nun ist "Second Hand War" – wie bereits angedeutet – alles andere als leichte Kost. Was nicht mal der Qualität der Musik oder jeweiligen Songs, sondern vielmehr der doch eher düsteren Grundstimmung zuzuschreiben ist. Daher ist es also eher von der eigenen Tagesform abhängig, in wie weit die insgesamt 14 Stücke ins Tages- bzw. Abendprogramm passen. Da sich Reinhören grundsätzlich immer anbietet, würde ich euch für einen ersten Eindruck "High Dust Devils", "Letter From The Dead", das Titelstück sowie meinen Favoriten "Kill With Kindness" empfehlen.
Line-up Thomas Charlie Pedersen:
Thomas Charlie Pedersen (guitars, piano, ukulele, percussion, lead vocals)
Daniel Pedersen (percussion, harmonica, synthesizer, additional vocals)
Tracklist "Second Hand War":
- High Dust Devils
- Appreciation Hymn
- Letter From The Dead
- I For One
- Second Hand War
- Uneasy Feeling
- Sycamore Street
- For You
- Axe To Grind
- The Harder They Fall
- Golden Age
- Kill With Kindness
- As Of Lately
- Good Ride
Gesamtspielzeit: 38:54, Erscheinungsjahr: 2016
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