Nie war es bisher anders – wenn der 'kanadische Gott' des Donners zur Sprache kommt, dann werden Klischees bedient, optisch wie auch akustisch. Mit diesem Erfolgsrezept des Muskelrockers Jon Mikl Thor wird auch in der neusten von mittlerweile 31 Veröffentlichungen in 50 Jahren, "Rising", nicht gebrochen. Schwer muss es sein, eingängig muss es sein, das Publikum stampfen lassend. Und immer wieder (noch) sind die Thor-Releases Reminiszenzen an den klassischen Metal der achtziger Jahre, mit dem der stärkste Mann im Business zur See fährt. Für "Rising" hat er neben der unten aufgeführten, sogenannten Stammband, eine Vielzahl weiterer Musiker rekrutiert, die gemeinsam mit ihm über einen längeren Zeitraum an der Platte gearbeitet haben.
"Rising" schlägt voll in die vorgenannte Kerbe und wahrscheinlich wollen es Thors Fans auch genau so – übrigens ist die Liebe zu seinen Fans eine nicht unsympathische Eigenschaft des muskelbepackten Frontmannes – simpel, auf die Zwölf, keine Gefangenen machend. Dieses Strickmuster wird von Track 1, "Wormhole", an vorgegeben und nahezu durchweg beibehalten. Der Opener zieht sich zäh aus der Anlage und lädt zum Fäusteschwingen und Headbangen ein. Thor himself kommt einmal mehr rüber, als wäre er bei unserem Fledermaus-Kopfabbeißer Ozzy in die Lehre gegangen. Schön untermalt mit mächtig Hall knarzt seine Stimme ordentlich. "Defend Or Die" folgt unmittelbar darauf und die beiden Stücke geben einander nichts, wenn auch das zweite deutlich mehr an Fahrt aufnimmt und Sänger wie Band ordentlich nach vorne preschen lässt. Die Machart erinnert unglaublich an die frühen Zeiten der NWoBHM, in der viele Songs bekanntermaßen handgestrickt rüberkamen, wie das auch hier der Fall ist, knackige Soloausflüge des Gitarristen Matt Hamilton inbegriffen.
Die Siebziger und unsere Freunde von Slade lassen grüßen, sobald "The Game Is On!" aus den Speakern tönt. Ein gemeinschaftlich gegröhltes »Hey, Hey, Hey« lässt zusätzliches Glam-Feeling aufkommen. Kompositorisch kein Bohemian Rhapsody, aber das wollen wir ja auch gar nicht haben… "We. Will. Destroy. You." oder auch "The Rut" stampfen durch den Raum, versprühen erneut ein Gefühl der Erinnerung an alte, simple Metal-Zeiten mit wild geschleudertem Haupthaar, die sich nicht durch komplizierte Gitarrenfrickeleien, sondern zweckdienlich gestrickten Kompositionen auszeichneten.
Nach den nicht weniger eingängigen Rockern, "Rising" und "The Party Never Ends" (wie auch, mit solchen Songs?), kommt dann ein hervorstechendes "Power Mask". Hervorstechend insofern, als es sich hierbei um die einzige akustische Nummer des Albums handelt, die eine einfühlsamere Seite unseres Donner-Gottes zutage bringt.
Mit den beiden verbleibenden Nummern, "Son Of Thunder" und "Starmaster", machen Thor und seine Mitstreiter noch einmal klar, weswegen sie angetreten sind. Kernig, knackig verabschieden sie sich aus einem durchweg positiv aufzunehmenden Werk, dessen Titel durchaus treffend gewählt ist. Können wir davon ausgehen, auch in Zukunft noch mit neuem Material bedacht zu werden und vielleicht sogar mal wieder in den Genuss einer Live-Show zu kommen? Eines ist nämlich sicher, Jon Mikl Thor macht das nicht, um seine Fans bluten zu lassen. Er kommt nicht zum ersten Mal als einer rüber, dem es ein ehrliches Anliegen zu sein scheint, mit seiner Musik und seinen Auftritten alte und neue Musikliebhaber zu erfreuen. Danke.
Line-up Thor:
Jon Mikl Thor (vocals)
Matt Hamilton (guitar)
Ted Jedlicki (bass)
Tom Croxton (drums)
Tracklist "Rising":
- Wormhole
- Defend Or Die
- The Game Is On! (stadium mix)
- We. Will. Destroy. You.
- The Rut
- Rising
- The Party Never Ends (video mix)
- Power Mask
- Son Of Thunder
- Starmaster
Gesamtspielzeit: 46:29, Erscheinungsjahr: 2020
Neueste Kommentare