»Slay / Kill / Erase« – ob dies das Motto des Königsmörders ist, der gegen den Thronräuber auf dem Eichenthron mit einem (Thron-)Hammer vorgeht, nachdem er unheilvolle Beschwörungsriten abgehalten hat?
Tatsache ist: Thronehammer holen aus zum dritten Streich.
Die deutsch-britische Doom-Vereinigung (deren Mitglieder auch anderweitig aktiv waren bzw. sind, beispielsweise bei Seamount) gibt es seit 2012.
Nach einem Demo und einer Split mit Lord Of Solitude erschien 2019 das Debüt "Usurper Of The Oaken Throne", das mich damals gleich gepackt hat. Mit 78 Minuten recht lang und stellenweise vielleicht etwas zu repetitiv, hatte das doch etwas Hypnotisches und zog mich in seinen Bann. 2021 folgte "Incantation Rites", worauf sich – zum Glück – nichts änderte. Oder höchstens wenig, das Songmaterial war etwas variabler und gleichzeitig besser auf den Punkt gebracht.
Nun, 2023, kommt der "Kingslayer" – und so viel gleich vorweg: Das dritte Werk folgt dem bisher eingeschlagenen Pfad (und das ist gut so).
Schon das Cover zeigt, dass Thronehammer keinen Kuschel-Doom spielen, sondern eher unfreundlich-barbarisch sein wollen. Barbarisch im Sinne von Fantasy-Romanen, aber hier steht nicht der strahlende Held im Blickfeld (wie so oft im Epic Metal), sondern Krieger, die Unheil (Doom) über das Land bringen.
Auch hier – wie auf den beiden Vorgängern – beträgt die Spielzeit mehr als 70 Minuten und es gibt drei Songs, die länger als zehn Minuten sind.
Der erste davon, "Sacrosanct Grounds", erweist sich als Highlight im Songwriting von Thronehammer, vereint alle Stärken der Band, die Variantionen bei der Musik und beim Gesang (inclusive Growls), ist düster und dennoch dramatisch, wagt es dabei, einen ruhigen Part einzubauen. Außerdem ergänzt hier Daniel Kaufmann (u. a. Ex-Mindrot) als Gast den Gesang.
Was nicht heißen soll, dass die ersten beiden Stücke etwa schlecht wären, der recht aggressive Titeltrack sticht durch den einleitenden fiesen Schrei heraus. Der Opener "Reign Of Steel" hingegen fängt erst harmlos und ruhig an bevor die mächtigen Riffs einsetzen. »We stand firm, we stand tall / We wield our weapons with deadly intent« meint zwar den Aufbruch zur Schlacht im Fantasy-Kontext, könnte aber auch für die Bereitschaft der Musiker stehen, uns ’stählerne' (metallische) Klänge zu bringen. Ja, schon vom ersten Stück an herrscht hier die Macht des Stahls.
Um es mit R. E. Howard zu sagen: Thronehammer kennen das Geheimnis des Stahls und wissen es einzusetzen – vor allem bei ihren langen Songs (hier will ich noch das episch-erhabene Finale der Scheibe, "Ascension", nennen), wobei "Kingslayer" gar keine wirklich kurzen enthält.
Was ist das Geheimnis? Mächtige Riffs als schweren Untergrund, auf dem die Musik majestätisch thront; die hypnotische Wirkung in manchen Wiederholungen von Wörtern oder Zeilen; die Stimme, die zwar vorwiegend Klargesang bietet, aber auch auf Growls umschwenken kann – all das trägt dazu bei.
Thronehammer haben dieses also schon längst gefunden und wissen es einzusetzen, verfeinern ihr Können darin mit jeder neuen Scheibe. Auch auf "Kingslayer" gibt es mächtigen Doom, der sich jedoch nicht scheut, Elemente aus anderen Richtungen (z. B. Death Metal oder auch Heavy Metal) zu integrieren und zu einem eigenständigen Gebräu zu verbinden, das hier vielseitiger als zuvor seine Stärken präsentiert, mit wuchtigem Sound versehen von Patrick W. Engel.
War das bisherige Material bereits mächtig, so gelingt hier eine Steigerung. Das neue Monumentalwerk ist abwechslungsreicher denn je durch mehr unterschiedliche Aspekte, die ein (unheilvolles) gewaltiges Ganzes bilden – sowohl auf der instrumentalen Seite als auch was Kats ausdrucksstarken Gesang betrifft. In diesem Sinne: »May the Kingslayer cometh!«
Line-Up Thronehammer:
Kat Shevil Gillham (vocals)
Stuart 'Bootsy' Wes (guitars)
Tim Hammersmith (guitars)
Uwe Void (bass)
Markus 'Kid Dynamite' Ströhlein (drums)
Gastmusiker:
Daniel Kaufmann (vocals – # 4)
Tracklist "Kingslayer":
- Reign Of Steel (7:05)
- Kingslayer (5:37)
- Sacrosanct Grounds (10:56)
- Echoes Of Forgotten Battles (10:05)
- Shieldbreaker (6:43)
- Mortal Spheres (6:33)
- Triumphant Emperor (8:19)
- Halcyon Days Of Yore (7:05)
- Ascension (11:21)
Gesamtspielzeit: 73:53, Erscheinungsjahr: 2023
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