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Thylacine / Roads Vol. 1 – CD-Review

Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen.
Im Fall von Thylacine, der mit bürgerlichem Namen William Rezé heißt, wird seine Südamerika-Reise auch klanglich in Szene gesetzt.
Wie aus dem Digipak-Text hervorgeht, erfüllte sich der Künstler vor dem Trip den Traum, ein professionelles Musik-Studio auf Rädern zu haben. Nach Planungszeichnungen baute er »[…] an old Airstream trailer […]« um.
Dafür brauchte er fünf Monate und schließlich stellte er sein mobiles Studio »[…] on a boat to Buenos Aires and started a 3 month musical journey across Argentina, composing in the middle of desert, mountains and little Villages. […]«
Der umgebaute Airstreamer diente natürlich auch als Wohnwagen. Alleine schon die Bilder im vielseitigen Booklet reflektieren beeindruckende Impressionen dieser Reise.
Das Thylacine-Album "Transsiberian" aus dem Jahr 2015 hat er »[…] auf einer wilden Tour von Moskau nach Vladivostok geschrieben. […]« Zehn Songs dokumentieren den Argentinien-Trip in einer knappen dreiviertel Stunde.

Eine solche Reise ist definitiv abwechslungsreich und genau das wird in den Tracks geboten. Im Bereich der Electronica angesiedelt, gelingt es dem Protagonisten, eine sehr persönliche Klangwelt zu erzeugen. So sieht man Thylacine in einer der Booklet-Bilder mit einer Mandoline. Auch diese Sounds fließen in die Lieder ein.
Besonders gut gefällt der Einsatz des Saxofons, das in vielen Momenten – auch von Effekten begleitet – für Ausrufezeichen sorgt.

Die vorliegende Platte wird von "Murga" eröffnet.
Diese ersten gut vier Minuten geben dem Hörer einen kleinen Eindruck davon, wie der Künstler seine Erlebnisse/Impressionen in bewegende Musik umsetzt. Der von Juana Molina geschriebene Text wird im Kontrast zu intensiv-rhythmisch-schwebenden Sounds quasi ins Mikrofon gehaucht. Klasse!
Von einer Form des Karnevals ist die nächste Station "Purmamarca", ein Dorf im Norden Argentiniens. Verführerischer Saiten-Zauber verwöhnt die Ohren auf begehrenswerte Weise. Zu groovig dahingleitenden Sounds spiegeln gerade die Gitarren ein so typisches Latin-Flair und diese Mischung aus Synthesizer sowie lateinamerikanischer Folklore ist faszinierend. Auch hier passen die Vocals, zum Teil gesprochen, perfekt ins Arrangement. Toll!

Das Saxofon wurde bereits angesprochen.
In "El Alba" kommt es sozusagen zu Wort. Hier ist viel los. Im Kopf erzeugt die Musik ein Bild der Betriebsamkeit auf einem bevölkerten Markt. Dazu singt die weibliche Stimme in Landessprache und dieses Saxofon berichtet von sanften bis zupackenden Stimmungen. Diverse Percussion-Instrumente verstärken die Szenerie. Super!
"The Road" – mit einem Fußwippen-Groove ausgestattet – ist der perfekte Track, bei dem durchaus auch getanzt werden darf. Außerordentlich kommen hier die Vibrafon-Klänge an. Diese Nummer steigert ihre Dynamik hin zur großformatigen Dimension. Klasse!

Vom Saxofon verspielt-verfremdet vorgetragen, symbolisiert "Volver" eine perfekt interpretierte Latin-Stimmung, die einen an die Lautsprecher fesselt.
Über den wunderschön verpackten Mandolinen-Folk Lateinamerikas mit dem Mr. J. Medeiros-Rap wechseln in "4500m" Fantasien in schneller Folge.
Auch "Santa Barbara", das »[…] an die Bewohner eines kleinen Dorfes in den Anden erinnert [..]« ist balladesk, fast schon filigran und der sehnsüchtige Gesang lässt die Gänsehaut wachsen. Toll!
"30 (Outro)" ist kurz, verträumt und wohl von vor Ort eingefangenen Stimmen unterlegt.

Thylacines Album heißt "Roads Vol. 1".
Demnach darf man auf eine Fortsetzung hoffen. Alleine schon dieses besondere Album hegt den Wunsch nach einer weiteren Veröffentlichung.


Line-up Thylacine:

William Rezé (all instruments)
Weste (vocals)
Mr. J. Medeiros (vocals)
Julia Minikin (vocals)
Clara Trucco (vocals)

Tracklist "Roads Vol. 1":

  1. Murga
  2. Purmamarca
  3. El Alba (feat. Weste)
  4. The Road
  5. Volver
  6. 4500m (feat. Mr. J. Medeiros)
  7. Condor
  8. Sal Y Tierra
  9. Santa Barbara (feat. Julia Minkin)
  10. 30 (Outro)

Gesamtspielzeit: 44:34, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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