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Till Kersting / Circuskind – CD-Review

Till Kersting - "Circuskind" - LP- & CD-Review

Mein lieber Schwan, wenn ich Profi-Musiker wäre, dann würde ich alles daran geben bei dem Label Bear Family Records unter Vertrag zu kommen. Da kommt dieses neue Album von Till Kersting als Review-Exemplar doch glatt als Vinyl wie auch als CD, dazu gibt es in der LP-Hülle ein ebenso großes Booklet mit allen Songtexten und ausführlichen liner notes, eine übergroße Postkarte mit dem Foto des Protagonisten, einem kleinen Comic-Band der den Song "Lass uns ans Meer fahren" noch einmal visuell unterstützt und oben drauf sogar noch ein Gitarren-Plektron. Da hat sich jemand aber mal richtig Mühe gegeben, was auch unbedingt respektiert werden sollte. Aber kommen wir zu dem zu besprechenden Album:

Der Kölner Musiker, Sänger und Songwriter Till Kersting hat mit seinen Alben Changing Faces und Waiting For Tomorrow sowie einem Live-Auftritt bereits seine Spuren in unserem Magazin hinterlassen und meinen Kollegen Joe damals durchaus überzeugt. Irgendwas muss jedoch in den letzten gut zehn Jahren passiert sein, denn waren die früheren Alben mit englischen Texten versehen, so hat Kersting mittlerweile komplett auf die deutsche Sprache umgestellt. Da darf sich dann jeder selbst aussuchen, was ihm besser oder ob ihm vielleicht sogar beides gleich gut gefällt. Rein musikalisch geht es auf der neuen Scheibe "Circuskind" oft nach wie vor angenehm rockig zu. Die Gitarre rifft ganz ordentlich, die Rhythmusabteilung hat alles im Griff und die Bläser-Sektion bei "Uschi Obermaier" bringt eine gesunde Portion Funk sowie Pep ins Spiel.

Bei "Frei sein" wird nach den ersten beiden Rockern erstmal einen deutlichen Gang runtergeschaltet und spätestens der Refrain tendiert eindeutig in Richtung Pop. Textlich geht es um die Dinge, die einen im Leben so beschäftigen. Meistens um zwischenmenschliche Beziehungen, aber auch mal – wie im bereits erwähnten "Uschi Obermaier" – um die Modell-Ikone der sechziger und siebziger Jahre. Durch den Gesang Kerstings schiebt sich das Pendel jedoch meistens in Richtung Pop, was ein bisschen schade, aber natürlich auch immer Geschmackssache ist. Refrains wie bei "Kleines Hippiemädchen" sowie "Boom Boom" (und auch "Uschi …") treiben dem Rezensent allerdings eher Schweißperlen auf die Stirn.

Nachdem auch "Lass uns ans Meer fahren" einen eher balladesken Parcours umrundet, geht es bei "Ich bin dabei" wieder eine Spur rockiger zur Sache. Der Abschluss ist mit "Wenn ich dich mal verlier" dann nochmal eine Nummer für einen Slow Dance, nachdenklich und sehr sanft. Till Kersting bzw. "Circuskind" wird ganz sicher seine Freunde finden, kann den Verfasser dieser Zeilen jedoch nicht wirklich überzeugen. Selbstverständlich ist das alles gut gemacht und auch der 'volle' Sound lässt (speziell auf herrlichem Vinyl) keine Wünsche offen, aber irgendwie kommt das Gefühl auf, dass Till Kersting auf dieser Platte etwas unentschlossen zwischen Rock und Pop schwebt und sich nicht so recht entscheiden kann, wo er denn nun hin will. Aber vielleicht macht das für andere Musik-Fans erst recht den Reiz dieser acht neuen Tracks (mit einer Spielzeit von gerade mal einer halben Stunde) aus.


Line-up Till Kersting:

Till Kersting (Gitarre, Tamburin, Gesang)
Dirk Ferdinand (Schlagzeug)
Robert Lindemann (Bass)
Dirk Schaadt (Hammond Orgel, Rhodes, Moog)

Mit:
Ebasa Der Meister (Bläser – #2)
Hans Fücker (Bläser – #2)
George T Yong Ayong (Bläser – #2)
Peggy Sugarhill (? – #4)

Tracklist "Circuskind" (CD):

  1. Hallo Hallo
  2. Uschi Obermaier
  3. Frei sein
  4. Lass uns ans Meer fahren
  5. Boom Boom
  6. Kleines Hippiemädchen
  7. Ich bin dabei
  8. Wenn ich dich mal verlier

Gesamtspielzeit: 30:17, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Kieran White

    Also, irgendwie ist eine Platte wie diese die absolut fast schon ärgerliche Durchschnittsware , die man spätestens nach 10 Minuten abschaltet und dann doch wieder 60ger, 70ger oder 80ger auflegt.
    Die Seelenlosigkeit und Langweiligkeit heutiger Rockmusik ist einfach entnervend.

    Nur im Blues-oder Garagebereich gibt es noch halbwegs hörbare Scheiben.

    Aber zumindest Garage kommt auf Rocktimes nicht vor.

    1. Markus Kerren

      Hi Kieran,

      danke für deinen Kommentar. Und ja, Garage kommt nicht allzu häufig bei uns vor, was aber auch daran liegt, dass uns davon ziemlich wenig eingesandt wird. Aber "kommt gar nicht vor"?? Nur mal drei Beispiele:

      https://www.rocktimes.info/the-fuzztones-nyc-cd-review/

      oder

      https://www.rocktimes.info/the-chocolate-watchband-this-is-my-voice-cd-review/

      oder

      https://www.rocktimes.info/v-a-always-memphis-rock-roll-vinyl-review/

      Und das sind nur mal drei eigene Reviews, die mir ganz spontan eingefallen sind.

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