"Saxophon verliebt" ist Tina Tandler. Das gleichnamige Album der Berliner Künstlerin ist 2018 erschienen. Mit vorwiegend eigenen Stücken bestreitet die Musikerin zugleich die Konzerte ihrer eigenen Band. Die Formation war jüngst während der 19. Dresdner Jazztage (23.10.-24.11.2019) zu erleben und spielte dort am 9. November 2019 zweimal am gleichen Tag vor ausverkauftem Haus.
Frühzeitig hatten die Veranstalter die Frau mit der roten Lockenmähne verpflichtet und damit auf einen Publikumsliebling gesetzt. Tina Tandler, gebürtige Thüringerin und Absolventin der Hochschule für Musik 'Franz Liszt' Weimar im Hauptfach Saxophon, ist seit 2012 fester Bestandteil der Band von Roland Kaiser. Der Schlagersänger bestreitet seit einigen Jahren im Rahmen seiner "Kaisermania"-Tour bei den Dresdner Filmnächten am Elbufer Konzerte, die bis zu 50.000 Menschen an einem Abend locken. Die Reihe ist folglich nicht nur ein Musikereignis, sondern zugleich Tourismusfaktor in der Elbmetropole.
In unmittelbarer Nähe des Veranstaltungsgeländes befindet sich der Ostra-Dome, der seit diesem Jahr neue Spielstätte im Rahmen der Dresdner Jazztage ist. Die erst vor sechs Monaten fertiggestellte Zeltkonstruktion auf dem Gelände eines ehemaligen Schlachthofes löst das benachbarte Erlwein Capitol als Austragungsort ab. Nach Informationen von Intendant Kilian Forster habe man dort zuletzt nur Planungssicherheit für ein weiteres Jahr gehabt, während sich die Jazzfreunde jetzt auf fünf Jahre fest einrichten können. Die Reihe, die im kommenden Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, bietet in diesem Jahr insgesamt 80 Konzerte. Dabei stehen an 33 Tagen über 400 Künstler aus 30 Nationen auf der Bühne. Für 2020 stehe Tina Tandler zu »90 Prozent« am 31. Oktober wieder mit im Programm. Immer vorausgesetzt, Roland Kaiser ruft in dieser Zeit nicht nach ’seiner' unverzichtbaren Saxophonistin.
Seit ihrem 15. Lebensjahr ist die Musikerin mit diesem Instrument unterwegs. Bei Konzerten mit eigener Band greift sie außerdem zum Akkordeon oder singt ein paar Titel, darunter in Dresden Tom Waits' "Temptation" als ein besonderer Höhepunkt. Ihre Musik orientiert sich stark am Blues, sie ist jedoch betont genreübergreifend. Der Bogen reicht über ruhige Stücke bis hin zum klassischen Boogie-Woogie.
Das Saxophon mit den 'gesungenen' Melodien prägt das gut zweistündige Konzert. Die Moderation beinhaltet neben kleinen Lebensweisheiten so manchen lockeren Witz. Für eine ausgewogene Klangstruktur sorgt die vierköpfige Band, in der sich Matthias Falkenau (Piano) mehrmals als Solist auszeichnet. Aktuell gehören neben Falkenau Simon Anke (Tastenbass, Piano), Martin Scheffler (Gitarre) und Thomas Rüdiger (Schlagzeug) zur Begleitformation von Tina Tandler. Die Instrumentalistin hat ihr Saxophon überzeugend in Griff. Doch zur Solokünstlerin gehört eine souveräne Band. Beide Seiten ergänzen sich einander blind und bieten damit ihrem Anhang ein Klangerlebnis der Sonderklasse.
In »Demut und Dankbarkeit« verabschiedet sich die Berlinerin von ihrem Dresdner Publikum, dem sie drei Zugaben schenkt, wobei sie zum Schluss durch die Besucherreihen geht und nahe ihrer Fans ihr Können auf dem Instrument aufblitzen lässt. Das Dresdner Konzert sei für sie gleichzeitig ein Geschenk gewesen, lässt sie ihre Fans glaubhaft wissen. Die Emotionen und die Nähe zwischen Zuschauern und Künstler sind zum Greifen nah.
Schon lange wird der Jazz, der um 1900 in den Südstaaten der USA entstanden ist und ursprünglich nur von Afroamerikanern praktiziert wurde, mit verschiedenen anderen Musiktraditionen und Genres kombiniert.
An diesem Publikumsgeschmack orientiert sich gleichfalls das Dresdner Festival und ist zu beachtlicher Größe mit einer mehrwöchigen Spieldauer gereift. So stehen in diesem Jahr im Rahmen der Veranstaltungsreihe Künstlernamen wie Nina Hagen, Konstantin Wecker, Bob Geldof und Stefanie Heinzmann im Programm. Erneut zu Gast ist anno 2019 Musicalstar Ute Lemper.
Wie vielfältig die Bandbreite der Genres in Dresden ist, zeigt ein Blick in die zahlreichen Themen-Abos. Dort gibt es unter anderem die Kategorien 'Classical Crossover', 'Drum & Bass', 'Gitarren', 'Jazz Legends', 'Piano & Organ', 'Blech, Big Band & More', 'Sax' , 'Singer & Songwriter' und 'World Music'.
Der 20. Reigen der Jazztage in Dresden findet vom 21.10.-22.11.2020 statt. Ausführliche Informationen zum Programm und den teilnehmenden Künstlern gibt es unter Jazztage.de.
Mein Dank gilt Hans-Joachim Maquet vom Jazzpodium für die freundliche Einladung und die Foto-Akkreditierung. Der Konzertfotograf sorgt mit seinen großformatigen Fotos der Dresdner Jazzszene (bis zu sechs Quadratmeter Größe in Schwarzweiß) im Foyer des Veranstaltungsortes mit Lounge-Bar für eine wirkungsvolle Ausgestaltung des ansprechenden Veranstaltungsortes.
Line-Up Tina Tandler:
Tina Tandler (Saxophon, Akkordeon, Gesang)
Matthias Falkenau (Piano, Orgel)
Simon Anke (Tastenbass, Piano)
Martin Scheffler (Gitarre)
Thomas Rüdiger (Schlagzeug)
Setlist:
- Beautiful Rainy Day
- Sunday Morning
- Michaels Groove
- Late Night Blues
- Weststrand
- Temptation (Tom Waits)
- Macos Blues (Maceo Parker)
- Dob´ s Boogie
- Joy Of Live (Kenny G)
- Summer Time (G. Gershwin)
- Morning Song
- Noch einmal
- Berlin Blues
Zugaben:
- Dream A Little Dream
- September Trip
- Night Time
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