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Tina Turner / Queen Of Rock 'N' Roll – 3CD-Review

Tina Turner, "Queen Of Rock'N'Roll"

Als Tina Turner am 24.05.2023 im Alter von 83 Jahren verstarb, hinterließ sie der Nachwelt aus dem gesamten Zeitraum ihrer 50-jährigen Solo-Karriere ein gewaltiges musikalisches Erbe.
Nun, sechs Monate nach ihrem Tod, am 24.11.2023, wurde die Single-Sammlung "Queen Of Rock ’n' Roll" veröffentlicht.
Diese Anthologie enthält all ihre Singles von 1975 bis 2023. Das sind immerhin 55 Titel, die nun in chronologischer Reihenfolge auf 3CD- und 5LP-Sets sowie als 12-Track-Vinyl erschienen sind. Zweck dieser Veröffentlichung war es, das Lebenswerk einer großartigen Künstlerin gebührend zu würdigen.

Bereits 1974 machte Tina mit der Veröffenlichung von "Tina Turns The Country On!" erste Schritte als Solo-Künstlerin, obwohl sie damals noch mit ihrem Mann und Partner Ike als Ike & Tina Turner tourte. Eine Single-Auskopplung erfolgte leider noch nicht.
Deshalb beginnt diese Anthologie auch erst ein Jahr später, mit dem im Jahr 1975 aus ihrem zweiten Solo-Album "Acid Queen" offiziell als Single veröffentlichten Led Zeppelin-Cover "Whole Lotta Love".

Mir liegt das 3CD-Set vor. Bisher war ich immer der Meinung, ich würde alle von Tina Turner solo veröffentlichten Songs kennen, muss mich jetzt aber eines Besseren belehren lassen. Gerade die ersten sechs Tracks sind Neuland für mich, stammen sie doch aus den beiden ersten Alben "Acid Queen" aus 1975 (der gleichnamige Song wurde übrigens von Pete Townshend geschrieben) und "Rough" (1978). Mein Interesse für Tina begann aber erst um einige Jahre später, etwa Anfang der 80er.
Ganz besonders hat mich nun die Umsetzung von Led Zeppelins "Wohle Lotta Love" interessiert.
Der Song beginnt ebenfalls mit einem langen, aber natürlich weniger wuchtigen Intro. Klar, es fehlt auch der 'Bums' eines 'Bonzo' Bonham. Dafür setzt um so kraftvoller Tinas Stimme ein. Die Parts, in denen Jimmy Page seine Gitarre mit dem Geigenbogen bearbeitet, werden hier von Streichern übernommen. Dennoch eine gelungene Version, wie ich finde.

Erwartungsgemäß sind auf den drei CDs die üblichen Radio-Dauerbrenner wie zum Beispiel "The Best", "What’s Love Got To Do With It", "I Don’t Wanna Lose Quo", "Private Dancer", Steamy Windows", "Two People" und andere zu hören. Wer kennt sie also nicht?

Die wunderschönen Duette mit Rod Stewart ("It Takes Two"), David Bowie ("Tonight" als Live-Version), Brian Adams ("It’s Only Love"), Eric Clapton ("Tearing Us Apart"), Barry White ("In Your Wildest Dreams"), sowie auch die mich weniger vom Hocker hauende Schmonzette mit Eros Ramazzotti ("Cose della Vita"), wurden damals glücklicherweise – und ich nehme mal an, auch sehr zur Freude aller Turner-Fans – ebenfalls als Singles veröffentlicht und finden somit Einzug in diese Sammlung. Eine Überraschung ist für mich das Duett "Teach Me Again" mit der italienischen Pop-Sängerin Elisa.

"Look Me In The Heart", "Whatever You Need", "Open Arms" oder auch "Paradise Is Here" haben vermutlich die Wenigsten auf dem Schirm, waren diese Stücke ja auch kaum oder garnicht im Radio zu hören. Bei letzterem Titel, "Paradise Is Here",  hat man das Gefühl, die Sängerin legt all ihre aufgestauten Emotionen in dieses eine Stück. Dem Saxofon wird jedoch viel Freiraum gegeben, um diese gefühlt traurig-schöne Stimmung noch zu verstärken. Apropos Saxofon: Ein Saxofonspieler gehörte fast schon obligatorisch zu einem Tina Turner-Konzert.

Weiterhin enthalten sind Stücke, die auf keiner Live-Show der Queen fehlen durften. Da wären zum Beispiel diese gefühlvolle Ballade "Help", hier sang stets die ganze Arena mit, oder auch "River Deep Mountain High" (als Live-Version auf Single), "Nutbush City Limits"… Ich seh sie heute noch vor meinem geistigen Auge in einem silberfarbenen, glitzernden Hauch von Nichts wie ein Derwisch über die Bühne fegen und "Praud Mary" performen.

Nur logisch, dass auch die beiden Gänsehaut-Soundtracks "We Don’t Need Another Hero" (aus "Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel") und "GoldenEye" (aus "James Bond 007 – GoldenEye") ausgekoppelt wurden. Sie sind für mich, neben den Duetten, ein weiteres Highligt der Box.

Gelungen finde ich die neue Version des Hits "Something Beautiful Remains", jetzt schlicht "Something Beautiful" betitelt. Turners Produzent und langjähriger Mitstreiter Terry Britten hat dieses Stück überarbeitet, sozusagen als letzten Tribut an eine außerordentliche Künstlerin.
Abgerundet wird das Gesamtwerk mit einem tollen Booklet in welchem alle Singles samt Coverabbildung aufgelistet wurden, versehen mit einem Vorwort von Bryan Adams. Lassen wir ihn noch einmal in Gedenken an eine der vielseitigsten und stimmgewaltigsten Sängerinnen zu Wort kommen: »She was a force of nature, no one had her energy or her voice […]«.

Ich gebe abschließend noch einmal zu Bedenken, dass dieses Set KEINE 'Best of' darstellt, sondern ausschließlich Single-Veröffentichungen, die auch schon mal weniger Beachtung bei der Zuhörerschaft fanden, beinhaltet!


Tracklist "Queen Of Rock’n’Roll":

CD 1:

  1. Whole Lotta Love
  2. Acid Queen
  3. Root, Toot Undisputable Rock’n’Roller
  4. Viva La Money
  5. Sometimes When We Touch
  6. Music Keeps Me Dancin'
  7. Let’s Stay Together
  8. Help
  9. What’s Love Got To Do With It
  10. Better Be Good To Me
  11. Private Dancer
  12. I Can’t Stand The Rain
  13. Show Some Respect
  14. We Don’t Need Another Hero (Thunderdome)
  15. One Of The Living
  16. It’s Only Love (with Bryan Adams)
  17. Typical Male
  18. Two People
  19. What You Get Is What You See
  20. Girls

CD 2:

  1. Break Every Rule
  2. Paradise Is Here
  3. Afterglow
  4. Tearing Us Apart (with Eric Clapton)
  5. Addicted To Love (Live in Europe)
  6. A Change Is Gonna Come (Live in Europe)
  7. Tonight (with David Bowie) (Live in Europe)
  8. River Deep, Mountain High (Live in Europe)
  9. The Best (Edit)
  10. Steamy Windows
  11. I Don’t Wanna Lose You
  12. Look Me In The Heart
  13. Foreign Affair
  14. Be Tender With Me Baby
  15. It Takes Two (with Rod Stewart)
  16. Nutbush City Limits (The 90’s Version)
  17. Love Thing
  18. Way Of The World

CD 3:

  1. I Want You Near Me
  2. I Don’t Wanna Fight
  3. Disco Inferno
  4. Why Must We Wait Until Tonight?
  5. Proud Mary
  6. Goldeneye
  7. Whatever You Want
  8. On Silent Wings
  9. Missing You
  10. In Your Wildest Dreams (with Barry White)
  11. Cose della Vita (with Eros Ramazzotti)
  12. When The Heartache Is Over
  13. Whatever You Need
  14. Open Arms
  15. Teach Me Again (with Elisa)
  16. What’s Love Got To Do With It (Kygo remix)
  17. Something Beautiful (2023 Version)

Gesamtspielzeit: 233:20, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
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