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Tír na nÓg / Love Lost, Live In Bremen 1973 – CD-Review

Tír na nÓg / Love Lost, Live In Bremen 1973

Ein kurzer Ausflug in die irisch-keltische Mythologie vorab: Tír na nÓg kann man frei übersetzen als das 'Land der ewigen Jugend', es gilt als ein mystischer Ort der 'Anderswelt' in der genannten Mythologie. Angeblich soll er im Westen Irlands liegen, und man sollte ihn angeblich nur erreichen durch eine recht beschwerliche Reise oder die Einladung dort lebender Bewohner, nun ja….
Tír na nÓg – so hat sich auch eine Band genannt, ein Folk-Duo aus Dublin, Irland, 1969 gegründet von Leo O’Kelly und Sonny Condell. Hierzu die kurze Anmerkung, dass man eine Verwechslung vermeiden sollte mit einer deutschen Band namens Tir Nan Og, das sind sechs Musiker aus Bayern.

Zurück zu O’Kelly und Condell, seinerzeit bekannt geworden als eine der ersten Bands, die stilistisch dem Progressive Folk zugeordnet wurden, Pentangle oder die Incredible String Band vielleicht annähernd ähnlich. Die Musik von Tír na nÓg ist zunächst begrenzt durch die Besetzung mit nur zwei Musikern, allerdings hatte man bei den ersten Studio-Einspielungen auch Gäste dabei. Die beiden Musiker haben unterschiedlich geprägte musikalische Hintergründe. War es bei Condell gar klassische Musik, so tendierte O’Kelly doch stark in Richtung Rock, Hendrix und Velvet Underground sollen ihn beispielsweise beeindruckt haben.

1973 war ihr drittes Album, "Strong In The Sun", erschienen, und 1973 entstanden auch die Liveaufnahmen zu der mir vorliegenden CD, "Love Lost, Live In Bremen 1973". Das Konzert fand am 19.9.1973 in 'Unser Lieben Frauen Kirche' statt. Im kleinen Booklet ist eine Eintrittskarte von damals abgedruckt, aus der man entnehmen kann, dass das Konzert gemeinsam mit John David Gladwin bestritten wurde, dass es um 20.00 beginnen sollte und der Eintritt sich auf DM 5,-(!) belief. Mitgeschnitten wurde es seinerzeit von Radio Bremen und darum steht es uns nun, in ausgezeichneter Klangqualität, zur Verfügung. Im Übrigen bietet das kleine, aber feine Booklet, noch einige Hintergrundinformationen, verfasst von Leo O’Kelly, der sich angesichts der Qualität des Albums erfreut äußert. Zum Schluss daher noch eine kleine 'Warnung' von ihm: »You’d better like it too!«

Angesichts des Duo-Formats und der überwiegend mit zwei akustischen Gitarren instrumentierten Musik sind die Arrangements relativ einfach gehalten, strahlen aber durch die einfühlsame Gitarrenarbeit der beiden Akteure und des engagierten Gesangs viel Kraft aus, sind sehr folkig, gelegentlich ein wenig in Richtung Psychedelic Folk, ab und zu mit keltischen Elementen angereichert.

Manch ein Lied hebt sich dann entsprechend ab, wenn zum Beispiel "Teesside" ertönt. Hier geht es um eine Region im Nordosten Englands, die mit sehnsuchtsvollem Ausdruck besungen wird. Bei "Cinema" greift Condell dann zur Perkussion und man könnte fast an die ganz frühen Tyrannosaurus Rex denken. "Saw Your Name In The Paper" erinnert mich ein wenig an einige Songs von Nick Drake, der im Übrigen noch durch seine Komposition "Free Ride" (vom Album "Pink Moon") zum Schluss des Konzerts zum Zug kommt.

"Bluebottle Stew" ist ein typischer Song im Ragtime-Fingerpicking-Style, mit fröhlichem Ausdruck, das war im Übrigen die dritte Single der Band, aus 1972. Interessant wäre es nun zu erfahren, ob es auch noch eine Veröffentlichung des Auftritts vom gleichen Abend mit John David Gladwin von der Band Amazing Blondel geben wird, O’Kelly schreibt hierzu: »Ich erinnere mich gerne an diesen Abend, an dem wir gemeinsam mit John David Gladwin von Amazing Blondel auftraten, der uns mit seinen mittelalterlich anmutenden Liedern und seinen manchmal unzüchtigen Geschichten unterhielt.«


Line-up Tír na nÓg:

Sonny Condell (vocals, acoustic guitar, clavinet, percussion)
Leo O’Kelly (vocals, acoustic guitar)

Tracklist "Love Lost, Live In Bremen 1973":

  1. Lady Ocean (4:39)
  2. Most Magical (5:02)
  3. Teesside (3:44)
  4. Cinema (5:01)
  5. Strong In The Sun (4:17)
  6. Time Is Like A Promise (3:26)
  7. Saw Your Name In The Paper (3:44)
  8. Bluebottle Sow (2:26)
  9. Love Lost (3:53)
  10. Whitestone Bridge (4:54)
  11. Free Ride (3:06)

Gesamtspielzeit: 44:13, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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