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Tokyo Rosenthal / This Minstrel Life – CD-Review

Tokyo Rosethal - This Minstrel Life - CD-Review

Die Chronik von Tokyo Rosenthals veröffentlichten Alben wurde in RockTimes fast gänzlich abgedeckt. Lediglich das Debüt "One Score Out" (2007) sowie "Afterlife" (2015) fanden ihren Weg nicht in unsere Redaktion. Eigentlich schade, da der amerikanische Singer/Songwriter-, Roots- und Americana-Artist bisher immer sehr gute Arbeit abgeliefert hat. Aber wie dem auch sei, mit "This Minstrel Life" geht es mit der neuen, teilweise politisch scharfzüngigen Scheibe in die nächste Runde. Und obwohl der Barde mit Stücken wie "Now I Believe There’s A Devil" sowie "The Immigrant Revisited" schon so ziemlich ins Eingemachte geht, wirkt diese neue Song-Kollektion musikalisch ein Stückchen lockerer und entspannter, als dies bei früheren Werken der Fall war.

Aufgeteilt ist dieses neue Werk in sechs Studio- und vier Live-Tracks, was letztlich natürlich nicht allzu viele neue Titel abwirft, dafür aber eine ausgewogene und sehr schmackhafte Mischung abwirft. Neben den politischen Themen geht es in den Songs vor allem um das Leben eines reisenden Musikers, wie es immer schon so viele gab und gibt. Da dürfte sehr wahrscheinlich auch viel Autobiographisches drin stecken, was die einzelnen Nummern sogar noch eine Spur interessanter gestaltet. Musikalisch ist das Ganze in ein sehr angenehmes und sehr gut komponiertes Americana-/Roots-Gewand gehüllt. Neben den obligatorischen Gitarren, Bass sowie Schlagzeug sorgen Dobros, Akkordeon, Mandoline, Flöte, die Fiddle und auch mal ein Cajon für den erdig-warmen Sound von "This Minstrel Life".

Das Herzstück und das wichtigste Statement der Scheibe ist "Now I Believe There’s A Devil", das – zwar nicht offen genannt, aber doch unverkennbar – dem Präsidenten des eigenen Landes gewidmet ist. Rosenthal prangert hier die Feindseligkeit und den offensichtlichen Hass seines Regimes gegen jeden Gegner und speziell Immigranten an. Und um beim Thema zu bleiben hat er auch nochmal seinen etwas älteren Song "The Immigrant" (hier "The Immigrant Revisited") ausgegraben und in einer neuen Version zum Besten gegeben. Scharfe Kritik also, die von Seiten der amerikanischen Musiker schon immer da war, jedoch immer massiver und lauter zu werden scheint. Dagegen stehen herrliche Nummern wie etwa "Wiregrass" oder "Hundred Mile Man", bei denen die Fiddle (gespielt von Juanito Laguna) eine wunderschöne und in jeder Hinsicht herausragende Rolle spielt. Der Verfasser dieser Zeilen fühlt sich unmittelbar an die tolle Scarlet Rivera erinnert, die einige Alben Bob Dylans (wie beispielsweise "Desire" von 1976) veredelt hatte.

Abgerundet wird "This Minstrel Life" von vier Live-Tracks, von denen der Merle Haggard-Klassiker "Mama Tried" den Anfang macht. Ein Song, den man aufgrund seiner Klasse eigentlich sowieso nicht kaputt spielen kann, bringt ihn Tokyo Rosenthal mit Würde und Qualität. Feine Sache. Außerdem kommen noch "There Is No Perfect Love" (vom Album Ghosts), "Little Poetry Girl" und der Titelsong der Scheibe Love Won Out zum Einsatz, die Rosenthal teilweise mit feinen Anekdoten anzukündigen weiß.

"This Minstrel Life" unterstreicht also einmal mehr die qualitativ sehr hochwertige Arbeit von Tokyo Rosenthal, einem Musiker, der deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Sehr gute Americana- und Roots-Musik mit angenehm warmem Sound und hintergründigen Texten sowie Aussagen. Anchecken lohnt sich!


Line-up Tokyo Rosenthal:

Tokyo Rosenthal (lead & rhythm guitars, piano, lead vocals, harmony vocals – #4-6)
Chris Stamey (bass)
David DiGiuseppe (accordion – #4,6)
Charlie Chamberlain (mandolin – #6)
Juanito Laguna (flute – #3)
Will Wine (cajon – #10)
John Teer (fiddle – #1,5)
Allyn Love (Dobro – #2)
Dan Mahoney (Dobro – #4)
Logan Matheny (drums – #1-3,5,6)
Raul of Bayonne (drums – #4, percussion – #1-6)
Tom Williams (harmony vocals – #1-3)

Tracklist "This Minstrel Life":

  1. Hundred Mile Man
  2. This Minstrel Life
  3. The Last Seder
  4. Now I Believe There’s A Devil
  5. Wiregrass
  6. The Immigrant Revisited
  7. Mama Tried
  8. Little Poetry Girl
  9. There Is No Perfect Love
  10. Love Won Out

Gesamtspielzeit: 40:33, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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