«

»

Tom Petty & The Heartbreakers / Long After Dark – Deluxe Edition – 2CD + Blu-ray-Review

Tom Petty & The Heartbreakers - "Long After Dark - Deluxe Edition" - 2CD + Blu-ray-Review"

Jeder Musik-Fan wird sicher ein Beispiel dafür finden, dass ein sehr gutes Album einer seiner Lieblings-Bands irgendwie unter das Radar gefallen bzw. vergessen zu sein oder mittlerweile mehr oder weniger ignoriert zu werden scheint. Und das gar nicht mal, weil es nicht gut ist, sondern vielmehr, weil die Scheiben der jeweiligen Musiker  direkt davor und danach so wahnsinnig hell am Rock-Himmel leuchten, dass das Auge zu sehr geblendet ist, um auch die anderen Dinge um sie herum sehen zu können. Nur ein Beispiel dafür ist das hervorragende dritte und des Rezensenten Lieblings-Album von Motörhead namens "Bomber", das im Sandwich-Griff der beiden Scheiben "Overkill" und "Ace Of Spades" kaum noch beachtet wird. Oder um in Deutschland zu bleiben, können sich heute nur noch sehr wenige Musik-Fans an Westernhagens sehr gutes "Sekt oder Selters" (1980) erinnern, da dieser mit den zwei Platten sowohl davor ("Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz", 1978), als auch danach ("Stinker", 1982) ganz kräftig abräumte. Im Falle von Tom Petty & The Heartbreakers hieß der 'Pechvogel' "Long After Dark" und erschien im Herbst 1982.

Kurz nach den ersten Aufnahme-Session musste der langjährige Bassist Ron Blair durch Howie Epstein ersetzt werden, sodass Blair nur noch auf dem Stück "Between Two Worlds" sowie der Single-B-Seite "Heartbreakers Beach Party" zu hören ist. Das Album beginnt im gewohnt rockigen Petty-Stil mit "A One Story Town", gefolgt von der ersten Single "You Got Lucky", die auch heute noch mit schöner Regelmäßigkeit im Radio zu hören ist. Logischerweise kam auch der Amerikaner nicht um den damaligen Zeitgeist herum, weshalb es bei dieser Platte auch zum Einsatz von Synthesizern und dem Verwenden neuer Aufnahme-Techniken kam. Glücklicherweise wurde hier jedoch noch nicht dieser grausame Schlagzeug-Sound verwendet, der bald darauf die kompletten Achtziger im Griff haben sollte. Songmäßig geht es mit "Deliver Me" erfrischend rockig weiter gerade aus und bezüglich der kompletten Tracks kann man dem Album auch überhaupt keinen Vorwurf machen, denn die Qualität wird durchgehend hoch gehalten.

Tom Petty war bei der Fertigstellung allerdings sehr unglücklich, da mindestens vier weitere Songs aufgenommen worden waren, die er unbedingt auf dem Album mit drauf haben wollte. Damals spielten entweder der Produzent oder das Label nicht mit, was nun mit der hier zu besprechenden Deluxe Edition behoben wurde. Jene vier Tracks (ohne, dass diese explizit genannt werden) sind auf CD 2 enthalten, zusammen mit fünf Nummern, die damals für das französische Fernsehen aufgenommen wurden. Zusätzliches Material ist mit der Single-B-Seite "Heartbreakers Beach Party" (in einer längeren Version), Pettys von Rosanne Cash in den Achtzigern zur Nr. 1 in den Country Charts gemachten "Never Be You", die ursprüngliche und mit Drums vershene Version von "Turning Point", die Stücke "One On One" sowie "Ways To Be Wicked" und schließlich eine sehr gelungene Version des Troggs-Klassikers "Wild Thing" am Start. Obendrein bekommt man das Original-Album auf der dritten Scheibe noch als Blu-ray Audio-Version mitgeliefert.

Selbst wenn der Rezensent nie wirklich tief in das Lebenswerk des aus dem US-Bundesstaat Florida stammenden Musikers eingetaucht ist, kann er voller Überzeugung bestätigen, dass es sich bei dem fünften Studioalbum von Tom Petty um eine sehr starke Platte handelt. An welcher Stelle diese im Backkatalog des Amerikaners zu platzieren ist, darf und muss letzten Endes jeder für sich selbst beantworten. Aber wohl dem, der auf einem seiner am meisten unterschätzten Werke Stücke wie "Straight Into Darkness", "A Wasted Life" oder das bereits erwähnte "Deliver Me" platzieren kann Und der Rest ist – inklusive CD 2 – auch nicht schlechter.

Wenn ich "Long After Dark" weiter oben in der Einleitung als 'Pechvogel' bezeichne, dann ist das natürlich auch schon Jammern auf sehr hohem Niveau. Denn nicht nur konnte die Scheibe Gold-Auszeichnungen in den USA und Kanada einfahren, sondern darüber hinaus mit "You Got Lucky", "Straight Into Darkness" sowie "Change Of Heart" auch noch drei Hit-Singles aufweisen. Lediglich verkaufstechnisch konnte sie eben nicht ganz mit den jeweils mit Platin ausgezeichneten Vorgängern Damn The Torpedoes und "Hard Promises" (1981) sowie ihrem Nachfolger "Southern Accents" (1985) mithalten. Aber was heißt das schon?


Line-up Tom Petty & The Heartbreakers:

Tom Petty (rhythm guitars, acoustic guitars, keyboards, lead vocals)
Mike Campbell (lead guitars, keyboards)
Benmont Tench (keyboards, background vocals)
Howie Epstein (bass, background vocals)
Stan Lynch (drums, background vocals)

With:
Ron Blair (bass – CD 1 – #9, CD 2 – #6)
Phil Jones (percussion)

Tracklist "Long After Dark":

CD 1 + Blu-ray:

  1. A One Story Town
  2. You Got Lucky
  3. Deliver Me
  4. Change Of Heart
  5. Finding Out
  6. We Stand A Chance
  7. Straight Into Darkness
  8. The Same Old You
  9. Between Two Worlds
  10. A Wasted Life

CD 2:

  1. Stories We Could Tell (french TV)
  2. Never Be You
  3. Turning Point (original drums version)
  4. Don’t Make Me Walk The Line
  5. Finding Out (french TV)
  6. Heartbreakers Beach Party (extended version)
  7. Keeping Me Alive (french TV)
  8. Straight Into Darkness (french TV)
  9. Ways to Be Wicked (Denver sessions)
  10. Between Two Worlds (french TV)
  11. One On One
  12. Wild Thing

Gesamtspielzeit: 37:44 (CD 1 + Blu-ray), 43:09 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2024 (1982)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>