»Well, when I’m lyin' in my bed at night, I don’t wanna grow up…«
Du meine Güte, Tom, da warst du doch schon über vierzig, als du das gesungen hast…
»Nothin' ever seems to turn out right and I don’t wanna grow up…«
Naja. das stimmt ja nun wirklich nicht so ganz, denn zumindest mit deinen musikalischen Werken hast du schon ganz schön was auf die Pfanne bekommen!
Tom Waits, der als Kind von sehr häufig den Job wechselnden Lehrer-Eltern viel öfter umziehen musste, als es ihm lieb war, merkte recht schnell, dass er keinen Bock auf den 'ganz normalen Wahnsinn' hatte, den das Leben nun mal so bereit hält. Er war bereits als Teenager besessen von ganz speziellen Büchern der Autoren Jack Kerouac, Allen Ginsberg oder auch Charles Bukowski und begann zudem, sowohl die Gitarre als auch das Piano zu erlernen. Ab dem Alter von zwanzig Jahren begann er in den Clubs von Los Angeles aufzutreten und sich – ganz im Stil seiner lyrischen Vorlieben – das Image des versoffenen Bar-Pianisten zuzulegen. Denn eines war klar:
»How do you move in a world of fog that’s always changing things?
Makes me wish that I could be a dog
Well, when I see the price that you pay, then I don’t want to grow up
I don’t ever want to be that way and I don’t want to grow up
Seems like folks turn into things that they’d never want
The only thing to live for is Today!«
Waits' Debütalbum "Closing Time" erschien im Jahr 1973 und ihm wurde aufgrund dessen Qualität von den damals wichtigen Szeneblättern zusammen mit dem ebenfalls als Newcomer durchstartenden Bruce Springsteen eine Zukunft als Speerspitze der modernen Musik attestiert. Wie wir heute alle wissen, erfüllte sich diese Voraussage lediglich für einen der beiden Musiker, der gute Tom wurde von einem (Vorsicht: Ironie!) absoluten Experten seines Labels dagegen im Vorprogramm Frank Zappa auf Tour geschickt. Nicht wirklich überraschend, dass dies nicht wirklich ein positiver Zeitabschnitt für den damaligen Mittzwanziger war. Eine Erfahrung, die den Rest seiner Karriere dahingehend prägte, nur noch selten auf Konzert-Reisen zu gehen.
»I’m gonna put a hole in my TV set, I don’t wanna grow up
Open up the medicine chest and I don’t wanna grow up«
Was den Amerikaner jedoch nicht davon abhielt, nach seinem Debüt noch weitere echte Klassiker wie etwa "The Heart Of Saturday Night" (1974), "Small Change" (1976), "Blue Valentine" (1978) oder auch "Heartattack And Vine" (1980) abzuliefern. Dann ein ganz großer Umbruch: Die ewige Barfliege (die sich gerüchteweise auch mal an Gläsern anderer Kneipenbesucher bediente, wenn ihm das Geld ausging) fand in Kathleen Brennan die Liebe seines Lebens und wechselte dazu seinen geografischen Lebensmittelpunkt einfach mal radikal, in dem er von der Westküste (Los Angeles) an die Ostküste (New York City) umzog. Und nicht nur das, denn auch der Sound seiner Musik änderte sich radikal und dramatisch.
»I don’t wanna have to shout it out, I don’t want my hair to fall out
I don’t wanna be filled with doubt, I don’t wanna be a good boy scout
I don’t wanna have to learn to count, I don’t wanna have the biggest amount
and I don’t wanna grow up«
In den Jahren 1983 bis 1987 entstand die "Frank’s Wild Years"-Trilogie ("Swordfishtrombones" von 1983, der absolute Glanzpunkt "Rain Dogs" aus dem Jahr 1985 sowie eben "Frank’s Wild Years" von 1987), bevor es dann etwas ruhiger um ihn wurde. Was aber auch daran lag, dass Waits mittlerweile verstärkt auch Rollen als Schauspieler (u. a. genial in Jim Jarmuschs "Down By Law") annahm.
»Well when I see my parents fight, then I don’t wanna grow up
They all go out and drinking all night and I don’t wanna grow up
I’d rather stay here in my room, nothin' out there but sad and gloom
I don’t wanna live in a big old tomb on Grand Street…«
1992 erschien dann mit "Bone Machine" ein weiterer Meilenstein, aber neue Alben kamen im Anschluss immer sparsamer. Die bisher letzte Waits-Studioplatte ist "Bad As Me" aus dem Jahr 2011 und wie neulich zu lesen war, sieht der musikalische Anarchist momentan auch gar keinen Grund, eine neue aufzunehmen. Aber wer weiß, was die Zukunft noch bringen wird, auf ein sehr ergiebiges sowie erfüllendes Lebenswerk kann der Mann bereits heute zurückschauen.
Die gesamte RockTimes-Redaktion wünscht dir auf jeden Fall alles Gute zum 70. Geburtstag, Tom, noch sehr viele Inspirationen sowie ein langes, langes Leben. Und was auch immer dir in den nächsten Jahren so einfallen sollte, versuch' bloß niemals erwachsen zu werden!
»When I watch the 5 o’clock news, then I don’t wanna grow up
You know, they comb their hair and shine their shoes and I don’t wanna grow up
Wanna stay around in my old hometown, I don’t wanna put no money down
I don’t wanna get me a big old loan, work my fingers to the bone
I don’t wanna float a broom, fall in love and get married then boom«
»Now how the hell did it get here so soon??? 'cos I don’t wanna grow uuuuuup«
(Der zitierte Text stammt aus dem Song "I Don’t Wanna Grow Up", erschienen auf dem Album "Bone Machine", 1992)
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