
Das Schweizer Label Czar Of Crickets ist ja eher dafür bekannt, Post-sonst-was zu veröffentlichen. Mit ihrem neuesten Output gibt es aber ganz unverblümt richtig was auf die Fresse, also nix mit irgendwelchen Experimenten oder Black-Post-Industrial. Sondern ziemlich derben Thrash. Allerdings ballert jener nicht über die gleichen ausgefahrenen Highways, sondern setzt eigene Akzente, insofern sind die Baseler Thrasher bei diesem Label schon mal ganz gut aufgehoben.
"… On Chains Of Doom" ist bereits das dritte Album der Eidgenossen, mir war die Formation allerdings bisher völlig unbekannt. Aber hey, im Moment leben Metalheads in goldenen Zeiten, fast täglich erscheinen Alben, die wirklich hörenswert sind. So auch dieses. Und dass hier keine Anfänger am Werk sind, wird gleich ab der ersten Minute klar.
Nach einem kurzen Sprachsample-Intro lässt der Fünfer die Thrash-Keule über einem schwingen. Was aber gleich von Anfang an klar wird, es wird nicht permanent das Gaspedal bis aufs Bodenblech gedrückt, sondern sogar ziemlich oft im gedrosselten Tempo gethrasht. Und genau das ist, was an dieser Scheibe richtig Spaß macht. Gut nachzuhören auf "Iron Coffin", hier ist der Mittelpart fast schon im doomigen Slow-Mo Tempo angesiedelt, zuvor und auch danach wird aber kräftig ausgeteilt. Heavyness ist hier wirklich angesagt. Gut gefallen hat mir auch die "Ride The Lightning"-Reminiszenz in "Falling First". Statt mit aller Gewalt in die Bay Area zu schielen, wird hier nur mal kurz das Knie gebeugt. So darf und soll das. Für mich ist allerdings der siebte Track, "Tunnelratten", das Platten-Highlight. Hier zeigen die Musiker, dass richtig coole Songschreiber in ihnen stecken. Von Highspeed bis zu Orgelpassagen über richtig gute Gitarren-Soli ist hier alles am Start.
Auch die räudige Stimme, die manchmal wie eine fiese Kreuzung aus Maurice Swinkels (Legion Of The Damned) und Blaine Cook (The Accüsed) klingt, passt wie die Faust aufs Auge.
Okay, manchmal tönt das Quintett etwas nach der niederländischen Todesschwadron und erinnert besonders in schnellen Passagen an die Legion, wird aber nie zum Klon derer. Dafür sind die Songs viel zu eigenständig. Wie gesagt, durch die Stimmfärbung erinnert es nur manchmal an LOTD.
Die wirklich fette Produktion sorgt dafür, dass die Songs richtig zur Geltung kommen. Fett, nicht Plastik. Das sollte man unterscheiden. Hier knallen die Instrumente natürlich, nicht wie zu Tode produziert.
Schickes Cover, schön gemachtes Booklet.
Alles in allem eine schöne Thrash-Scheibe die es schafft, diesem langsam aber sicher ausgelutschten Genre neues Leben einzuhauchen. Könnte auch toleranten Death Metal-Fans gut reinlaufen.
Line-up Total Annihilation:
Daniel Altwegg (vocals)
Nicolas Stelz (guitar)
Jürgen Schmid (guitar)
Michael Lautenschläger (drums)
Niggi Denge (bass)
Tracklist "… On Chains Of Doom":
- Falling Fast
- Reborn In Flesh
- Iron Coffin
- Dead Souls
- … On Chains Of Doom
- Experience The Terror
- Tunnelratten
- Black Blood
Gesamtspielzeit: 42:58, Erscheinungsjahr: 2020
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