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Trails / Desert Lullabies – CD-Review

Zwei Männer machen Musik.
Genauer sind es Patrick Roche sowie Luca Wollenberg und man nennt sich Trails. Für ihr Debütalbum "Desert Lullabies" führte der Pfad des Duos von München nach Austin, Texas, wo man mit dem Produzenten Rick Del Castillo zusammen arbeitete. Um genau zu sein wurde die vorliegende Platte im Smilin' Castle Studio, Kyle, Texas von Rick Del Castillo produziert, engineered sowie gemixt. Das Mastering übernahm Mark Hallman im Congress House, South Austin, Texas. Der Produzent ist auch als Musiker auf "Desert Lullabies" zu hören.
Sänger Patrick Roche ist auch Synchronsprecher. Unter anderem gibt er Kit Harington ("Games Of Thrones"), David Henrie und Joe Jones seine Stimme. Gitarrist Luca Wollenberg promovierte »[…] in den Neurowissenschaften […]«.
Die Musik – »[…] mit 10 hochkarätigen Session Musikern an Bord […]« – bezeichnet man als »[…] ganz speziellen, internationalen Urban Western Sound […]«.
Einige Konzerte spielte man schon in den Vereinigten Staaten von Amerika. Angekündigte Auftritte in unseren Breitengraden werden »[…] with their six piece live band […]« angekündigt.

Wer meint, bei "Desert Lullabies" handelt es sich um eine Scheibe, die man sich vielleicht beim Licht der Nachttischlampe zu Gemüte führen kann, um geschmeidig in den Schlaf zu entschwinden, ist schief gewickelt.
Viel mehr kann man zwar nicht alle Lieder, aber einen ordentlichen Teil davon eher als Wachmacher bezeichnen. So werden die Tumbleweeds vom Urban Western-Rock zum Beispiel in "Cletus (Down By The River)" ordentlich durcheinander gewirbelt. Ein Track, der auch mit knackigen 12-Takter-Riffs begeistert. Trails haben das Gaspedal ordentlich durchgetreten. Mit phasenweise beschwörendem Gesang, zum Teil krachenden Gitarren – Solo von Rick Del Castillo – und einer umtriebigen Rhythmus-Mannschaft ist diese Nummer definitiv ein Koffein-Wachmacher.

Auf der anderen Seite der Skala stehen Trails für eine nachdenklich-anschmiegsame Seite. Der Wind hat sich gelegt, am Horizont geht die Sonne glutrot unter, man sitzt auf der Front-Veranda und "Shine A Light" ist das letzte Licht, bevor sich das Zentrum unseres Planetensystems für den Tag komplett verabschiedet hat. Der Hörer mag die Harmonien der Geige, den dicht an die Ohren dringenden Gesang, die zu Beginn spärlichen Sechssaiter-Klänge, die mit zurückhaltender Rhythmik in aller Ruhe dahin fließende Musik, die herrlichen Gina Chavez-Backing Vocals und das kontrastierend-dynamische Ende des Liedes. Wunderschön!

Die Album-Eröffnung namens "Rambler" ist schon beste Werbung für die gesamte Scheibe.
Klasse, was Trails aus dem Country-Fundament aufbauen. Still sitzen geht kaum. Die Fußwippe ist aktiviert und man freut sich über die feinen Begleiterscheinungen wie Groove oder Pedal Steel von Jeff Plankenhorn (unter anderem The Resentments). Anders ist da sein zweiter Pedal Steel-Einsatz im "Goodbye"-Ausklang der Scheibe. Oh, wie schön ist dieses Lied. Alle Instrumente sind im Einklang und Patrick Roche klebt der Hörer sozusagen am Mund, denn es ist schon beeindruckend mit welch wechselnder Stimme er uns begeistert. Hier klopft er mit seiner Ausdrucksstärke sogar an die Tür des Raps.
Es ist Nacht und irgendwie erwacht man mit einer Gänsehaut von einem ziemlich kühlen Luftzug, der durch das Haus streicht. Plötzlich nimmt man wahr, dass der Teufel vielleicht doch echt ist. Zumindest lassen Trails es Realität werden. Beschwörend beginnt "The Devil Is Real" und entwickelt sich dann zu einer rockenden Reise, in der auch das Banjo eine Rolle spielt.

Trails' "Desert Lullabies" ist so facettenreich wie ein Mosaik. Bitte mehr davon!


Line-up Trails:

Patrick Roche (vocals, guitar)
Luca Wollenberg (guitar, vocals)

Additional Players:
Phil Bass (drums – #1,2,4,5,7,9,10,12)
Mike Zeoli (drums – #3,6,8,11)
Gary Herman (bass – #1,2,7,9,12)
Glenn Fukunaga (upright bass – #3,4,9)
Rick Del Castillo (bass – #3,6,8,11, piano – #7,9,11,12, guitar solo – #8, additional vocals – #7)
Jeff Plankenhorn (pedal steel – #1,12, slide guitar – #7)
Tony Rogers (cello – #5,10)
Sara Nelson (cello – #6,11)
Haydn Vitera (violin – #6,12)
Erik Hokkanen (violin # #2,9,10)
Michael Ramos (Fender Rhodes, piano, organ – #1,2,8)
Trevor Smith (banjo – #4-6)
Gina Chavez (additional vocals – #2,5,9,11)
Leeann Atherton (additional vocals – #8)
Caleb Bennetch (additional vocals – #6)

Tracklist "Desert Lullabies":

  1. Rambler
  2. Take What You Need
  3. Money Man
  4. Past Days Calling
  5. Bear’s Cove
  6. The Devil Is Real
  7. I Might Not Be Around
  8. Cletus (Down By The Water)
  9. Shine A Light
  10. The Best Thing I’ve Known
  11. Anything Other Than …
  12. Goodbye

Gesamtspielzeit: 51:09, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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