«

»

Travel In Space / Das Schlagzeug meiner Mutter – CD-Review

Travel In Space - Das Schlagzeug meiner Mutter - CD-Review

Die deutsche Band Travel In Space wurde bereits im Jahr 2010 gegründet und besteht aus den beiden Musikern Sebastian Weisser und Nicolai Leicher, wohnhaft bzw. stammend aus Berlin (Weisser) und Dresden (Leicher). Dafür, dass die beiden tatsächlich nur zu zweit sind, machen sie auf Ihrem neuen Album "Das Schlagzeug meiner Mutter" allerdings mächtig Alarm. Klar, die beiden kennen sich und haben neben gemeinsamen Alben sowie Tourneen durch ganz Europa auch noch so einiges anderes zusammen durchgemacht.

Was die beiden Musiker hier abliefern ist zwar kein Punk Rock, dennoch schwebt dieser Stil im positiven Sinn wie ein Geist aus der Vergangenheit über den zwölf neuen Tracks. Tatsächlich haben wir es mit einem Mix aus Independent Rock und Psychedelic zu tun und speziell letztere ummantelt die Stücke fast durchgängig. Das mag sich beim ersten Durchlauf alles erstmal wenig harmonisch und sogar etwas chaotisch anhören, dennoch bemerkt man recht schnell, dass die Musik von Travel In Space sehr wohl Hand und Fuß hat. Der wahrscheinlich schnellste und definitiv punkigste Titel ist das zur Abwechslung mal auf Deutsch (bei den allermeisten Titeln geht es englisch zu) gesungene "Zigaretten holen", bei dem die Musiker mal so richtig Dampf ablassen. Die Kollegen Weisser und Leicher können aber durchaus auch grooven und etwas handzahmer bzw. mit gedrosselterem Tempo zur Sache gehen. Dennoch werden die Tracks selbst dann von einer wilden Anarchie gesteuert. Die hat – wie bereits erwähnt – zwar durchaus Methode, trotzdem ist das eine sehr spannende Sache, weil der Hörer nie so ganz genau weiß, was ihn im nächsten Moment erwarten wird. Möglich scheint alles zu sein, wenn das Schlagzeug einen wilden Beat vorgibt, eine verzerrte Gitarre um ihr Leben zu kämpfen scheint und der leicht psychotische Gesang deutliche Hinweise darauf gibt, dass ein paar Dinge im Leben des Protagonisten so ganz und gar nicht in Ordnung zu sein scheinen.

Und so ein bisschen Desert Rock ist da sogar auch noch drin. Etwa in dem Song "Birds" umweht den Hörer ein gewisses Gefühl von einer ewigen Weite, einer nur ganz leicht wehenden Brise und jeder Menge Zeit. Travel In Space schaffen es jedoch, in die unterschiedlichen Tracks auch unterschiedliche Stimmungen, unterschiedliche Atmosphären ein- bzw. aufzubauen. Gerne werden die Tempi innerhalb einer Nummer mal variiert, Parts verschoben und der Gesang wird ohnehin brüderlich geteilt. All diese Dinge tragen dazu bei, dass der Verfasser dieser Zeilen am Ende der Scheibe immer wieder überrascht war, wie unglaublich schnell vierzig Minuten vorbei sein können. Was natürlich als Kompliment an die Band gemeint ist. Beim Rausschmeißer "Get It Boy" kommen dann eine herrlich abgefahrene Harmonika sowie noch mehr Psychedelic ins Spiel, nur um die Platte mit einer bluesigen Akustik-Gitarre und dem Dazwischenreden eines jungen Mädchens/Jungen ausklingen zu lassen. Eine gute Idee, die sich frisch und unverbraucht anhört.

Wobei, frisch und unverbraucht hört sich eigentlich das gesamte Album "Das Schlagzeug meiner Mutter" an. Glückwunsch also in die Hauptstadt bzw. nach Dresden für diese interessante und kurzweilige Scheibe. Über einen leichten Hang zur Indie- oder Punk-Musik sollte der interessierte Musik-Fan zwar schon verfügen um hier richtigen Spaß zu haben, aber die Platte kann ohne schlechtes Gewissen auch jedem/r empfohlen werden, der/die bisher mit den gerade genannten Stilrichtungen noch nichts zu tun hatte und dennoch keine Angst verspürt, mal etwas über den Tellerrad hinaus zu schauen.


Line-up Travel In Space:

Sebastian Weisser (instruments and vocals)
Nicolai Leicher (instruments and vocals)

Tracklist "Das Schlagzeug meiner Mutter":

  1. Come And Go
  2. The Ladder
  3. Where Are You Going?
  4. Green And Mean
  5. School
  6. Fox
  7. Moon
  8. Zigaretten holen
  9. Go Wild
  10. Birds
  11. Ghosts
  12. Get It Boy

Gesamtspielzeit: 40:35, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>