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Trigger Hippy / Full Circle & Then Some – CD-Review

Trigger Hippy - "Full Circle & Then Some" - CD-Review

Es war einmal, da gab es eine bärenstarke Band namens The Black Crowes. Von dem Brüderpaar Chris und Rich Robinson geführt, veröffentlichte sie auch supergute Studio- sowie Livealben und ihre Konzerte waren ebenso legendär. Nach internen Streitigkeiten (Brüder … ihr wisst, was ich meine …) kam es zu einer ersten Trennung, wobei das Comeback nicht einmal fünf Jahre auf sich warten ließ. Weitere tolle Alben folgten, bis dann irgendwann wieder Schluss war. Für immer? Es sieht zwar so aus, aber das weiß man bekanntlich nie. Leider ist dies auch kein Märchen – wie die einführenden drei Worte eventuell suggerieren – und da wir es im Leben nun mal leider immer mit der brutalen Realität zu tun haben, würde ich die Hoffnungen nicht allzu hoch hängen.

In alle Winde sind sie mittlerweile verstreut, die damaligen Helden. Während der Frontmann Chris Robinson zusammen mit dem Keyboarder/Pianist Adam McDougall die Chris Robinson Brotherhood ins Leben rief (und beide dort sehr kreativ und scheinbar glücklich sind), ist Gitarrist Rich Robinson zusammen mit dem Bassisten Sven Pipien sowie der weiteren Ex-Krähe Marc Ford seit einiger Zeit mit Magpie Salute unterwegs, während der langjährige Keyboarder Ed(dy) Harsch (aka Harwysh) tragischerweise bereits im November 2016 von uns gegangen ist.

Tja, und dann ist da noch ein Gründungsmitglied, der Schlagzeuger Steve Gorman, der erstmals 2014 mit der gleichnamigen Debütscheibe seiner neuen Band Trigger Hippy aufhorchen ließ. Das war schon so etwas wie ein kleines All Star-Line-up, denn neben dem Drummer Gorman, dem Bassist und Sänger Nick Govrik waren hier auch noch die Sängerin Joan Osborne sowie die Gitarristen Jackie Greene (auch Gesang und Tasten) und Tom Bukovac am Start. Nach dem Erstling sowie einer größeren Tour wendeten sich Osborne und Greene allerdings wieder ihren Solokarrieren zu, während Gorman sich auf seine erfolgreiche Radio-Show mit einem Mix aus Sport und guter Musik konzentrierte. Nach ein paar Jahren Pausen fanden sich der Drummer sowie Govrik dann wieder zusammen und rekrutierten den von der Band Of Heathens bekannten Ed Jurdi sowie die noch relativ unbekannte Sängerin Amber Woodhouse.

Das Ergebnis des sowohl intensiven Songwritings als auch den folgenden Recording Sessions liegt nun in Form der zweiten Scheibe, bedeutungsschwanger "Full Circle & Then Some" tituliert, vor. Sowohl Gorman als auch Jurdi konnten sich bei den zwölf Tracks zwar ins Songwriting einbringen, den Löwenanteil der Kompositionen kann jedoch erneut Nick Govrik für sich verbuchen. Der Sound der Band ist natürlich nach wie vor im Roots Rock und Americana verwurzelt bzw. um es genauer auf den Punkt zu bringen, hat er sich trotz der Musikerwechsel kaum verändert. Mit gleich drei singenden Mitgliedern ist natürlich gleich für Abwechslung gesorgt und so beginnt bereits der Opener "Don’t Wanna Bring You Down" als erstklassiges Duett. Die Tracks an sich sind qualitativ auf oberster Stufe angesiedelt und jeder einzelne Song geht, durch einen 'warmen' erdigen Sound veredelt, ganz wunderbar ins Ohr.

Trigger Hippy ist sich auch nicht zu schade, sich zu seinen Inspirationen zu bekennen. So könnte beispielsweise "Goddamn Hurricane" mal ganz locker auf einem Album von The Band aus den frühen Siebzigern gestanden haben, "Long Lost Friend" verfügt über diesen vibrierenden swampigen Funk, den Little Feat sich einst zu Eigen machten, "One Of Them" lässt gerne und mit breitem Grinsen an den "Harley Davidson Blues" von Canned Heat denken und der "Low Down Country Song" kann eine gewisse Verwandtschaft zu Dickey Betts bzw. der Allman Brothers Band nicht verhehlen. Das Songwriting ist allerdings klasse und die gerade genannten Referenzbands sollen hier auch nur als Hilfe zur Soundbeschreibung dienen. Ansonsten können "The Butcher’s Daughter", der Titeltrack, "The Door" oder auch "Strung Out On The Pain" absolut überzeugen.

Verglichen mit beispielsweise der Chris Robinson Brotherhood bzw. derem aktuellen Album haben wir es bei Trigger Hippy mit einem etwas 'leichteren', eingängigeren und – wenn man das bei diesem Genre so nennen darf – poppigeren Appeal zu tun. Oder, um nochmal einen Vergleich zu bemühen, könnten Trigger Hippy die Lynyrd Skynyrd zu dem sein, was die Chris Robinson Brotherhood zu den Allman Brothers wären. Was diesem zweiten Album "Full Circle & Then Some" von Trigger Hippy jedoch nichts von seiner Qualität nehmen soll, denn die ist durchaus vorhanden. Und zwar massenhaft! Wer auf Roots Rock und Americana steht, kann hier überhaupt nichts falsch machen.


Line-up Trigger Hippy:

Steve Gorman (drums)
Nick Govrik (guitars, bass, keyboards, piano, lead & background vocals)
Ed Jurdi (guitars, bass, keyboards, piano, lead & background vocals)
Amber Woodhouse (lead & background vocals)

Tracklist "Full Circle & Then Some":

  1. Don’t Wanna Bring You Down
  2. The Butcher’s Daughter
  3. Strung Out On The Pain
  4. Born To Be Blue
  5. The Door
  6. Full Circle And Then Some
  7. Dandelion
  8. Goddamn Hurricane
  9. Long Lost Friend
  10. One Of Them
  11. Low Down Country Song
  12. Paving The Road

Gesamtspielzeit: 54:25, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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