Es wäre ein Fehler, die Band Trio zu unterschätzen. Und es wäre ein noch größerer Fehler, sie auf "Da da da – Ich lieb' dich nicht…" oder "Tura Lura Lura" zu reduzieren, denn diese drei – damals im norddeutschen Dorf Großenkneten ansässigen – Musiker hatten deutlich mehr auf der Pfanne. Aber der Reihe nach: Begonnen hatte alles mit einem Spaß-Auftritt kurz vor Weihnachten 1980 in der örtlichen Dorfkneipe, gefolgt von Aufnahmen zu einer Demo-Mini-LP, um sich damit bei den Labels zu bewerben. Nach vielen Absagen kamen die Musiker schließlich bei Phonogram unter und im Sommer 1981 fanden die Aufnahmen zum gleichnamigen (übrigens von keinem Geringeren als Beatles-Intimus Klaus Voormann produzierten) Debütalbum statt. Anfang Januar 1982 spielte die Band "Da Da Da…" (das dem Album erst nach dem Single-Erfolg hinzugefügt wurde) ein und nach Auftritten in der "Hitparade", in der damals sehr populären Musik-Sendung "Bananas" und dem hier zu besprechenden im "Beat Club" war der Erfolg nicht mehr aufzuhalten.
'Kralle' Krawinkel (u. a. Ex-Cravinkel) und Stephan Remmler hatten übrigens bereits Ende der Sechziger zusammen Musik gemacht, hatten zusammen studiert und arbeiteten als Lehrer, bevor sie es noch einmal mit der Musik versuchten. Der Schlagzeuger Peter Behrens war um 1970 Mitglied der Psychedelic-Band Silberbart und dass die drei Norddeutschen mehr konnten, als ihr minimalistisches Konzept erahnen ließ, liegt mittlerweile auf der Hand. Die Bühnenshow war genau durchgeplant und die Songs waren erstaunlich gut. Da geht zuweilen (wie etwa bei "Ja Ja Ja", "Los Paul", "Halt mich fest, ich werd' verrückt" oder "Wo geht’s lank, Peter Pank, schönen Dank") sogar so richtig der Punk ab, was sich einige Zuschauer im "Beat Club"-Studio von Radio Bremen nicht zweimal sagen ließen und gepflegten Pogo zelebrierten.
Der Frontmann Remmler hatte richtig Charisma auf der Bühne, während rechts neben ihm der Drummer Behrens (unter einem Sonnenschirm) immer etwas bedröppelt aus der Wäsche schaute. Stets etwas im Hintergrund der Gitarrist und musikalische Kopf Krawinkel, der neben seinem klasse Spiel auch immer wieder mal (mit hoher Stimme als sehr wirksame Ergänzung zu Remmlers eher dunklerem Organ) effektive Background Vocals einfließen ließ. Cool und originell fand ich übrigens von Anfang an schon, dass hier fließend (oft auch während derselben Nummer) zwischen Deutsch und Englisch hin- und hergewechselt wurde. Richtig feine ruhigere Stücke waren mit "Broken Hearts For You And Me", dem bluesigen "Kummer" oder auch "Du, ich wär' so gern bei dir" am Start und eines ist außerdem noch sicher: Diese Typen hatten Humor. Kein klamaukiger, vielmehr wurde hier ein subtiler, sarkastischer Humor vorgetragen, den an diesem Abend in Bremen auch nicht jeder auf Anhieb verstand. Dafür kann man heute nach wie vor darüber schmunzeln… Darüber hinaus gibt es auch noch ein Interview mit Jörg Sonntag (Radio Bremen), der damals an der Produktion beteiligt war und einen etwas tieferen Einblick in den damaligen Abend vermittelt.
Alles in allem eine richtig coole DVD, die mir dann doch den einen oder anderen Lacher entlockt hat und auch voller musikalischer Überraschungen steckt. Definitiv wertvoll und die Band Trio hätte es verdient, ihr aus heutiger Sicht nochmal ein unbefangenes offenes Auge und Ohr zu schenken. Nach zwei sehr erfolgreichen und einer total gefloppten Platte war dann allerdings schon wieder Schluss, eine Jahre später angedachte Reunion scheiterte in einem relativ frühen Stadium. Tja, und sowohl Gert 'Kralle' Krawinkel wie auch Peter Behrens sind mittlerweile leider verstorben. Mit "Live im Beat Club III" ist uns allerdings ein tolles Vermächtnis erhalten geblieben!
Line-up Trio:
Stephan Remmler (lead vocals, Casio)
Gert 'Kralle' Krawinkel (guitar, background vocals)
Peter Behrens (drums, background vocals)
Tracklist "Live im Beat Club III":
- Aufbau und Soundcheck (Lady-O-Lady)
- Nur ein Traum
- Kummer
- Ja Ja Ja
- Carmen
- Halt mich fest, ich werd' verrückt
- Ya Ya
- Du, ich wär' so gern bei dir
- Da Da Da, Ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht
- Oder doch – wird so schlimm nicht sein
- Los Paul
- Energie
- Broken Hearts For You And Me
- Wo geht’s lank, Peter Pank, schönen Dank
- Sunday You Need Love, Monday Be Alone
- Trio Bommerlunder
Gesamtspielzeit: 79:00, Erscheinungsjahr: 2016 (1982)
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