«

»

Udo Klopke Band / The King Is Dead – CD-Review

Udo Klopke Band / The King Is Dead – CD-Review

Wenn man als Musiker den Corona-Zeiten etwas abgewinnen will oder kann, dann, dass man mangels Konzerte mehr Zeit in ein neues Album investieren kann. So hat das auch der Nordrhein-Westfale Udo Klopke getan und nach einem Jahr Arbeit das neue Werk "The King Is Dead" Anfang September veröffentlicht.

Seine Band wurde auf dieser Produktion durch Bläser sowie durch ein Streichquartett verstärkt. Letzteres hat bereits beim Eröffnungstrack "This Road" den ersten Einsatz, macht alsbald aber Platz für eine gekonnte Gitarrensequenz, bevor die warme Stimme des Protagonisten sich des Stücks bemächtigt und erneut an alte Genesis-Tunes genahnt. Diese Ähnlichkeit hatte ich ja bereits auf  Make Me An Offer erwähnt. Udo und seine Mistreiter darf man jetzt aber nicht in den progressiven Strukturen damaliger Genesis-Werke verorten. Damit hat dieses Album nichts zu tun, es ist eher dieser unterschwellige Touch stimmlicher Nähe und – für mich – diese britische Dramaturgie.

Eine weitere Facette in Udos Kompositionen ist der Reigen der Einflüsse, die man heraushören kann. Meint man zu Beginn von "You Don’t Need Me" dass das Mandolinenspiel eine südliche Fiesta einleitet, so geht es nach ein paar Takten per Flötenspiel wieder hinüber nach England – in ein mittelalterliches England. Auch "A Winter’s Tale" setzt auf Flötentöne, die wie die anderen Instrumente auch, schön akzentuiert aufspielen. Durch das Blockflötenspiel Ralf Bienioscheks und auch durch die eher sanfte Ausrichtung dieses Tracks, wird dieses mittelalterliche Flair erzeugt. Sobald Katja Symannek ihre Vocals erhebt, wird der Titelname Programm, denn ihre glockenklare und ausdruckstarke Stimme im Duett mit Udo sowie dem zarten Saitenspiel, lassen in der Tat ein Wintermärchen vor dem geistigen Auge entstehen.

Die Singer/Sonwriter-Seite Udos wird am ehesten in "The King Is Dead" erhörbar. Das Stück ist etwas zurückgenommen und auf Stimmung fokussiert. Gekonnt eingesetzte Percussion und Keyboard sorgen für Tiefe und musikalische Komplexität. Ganz anders "Yallah!". Der Orient mach sich breit, Yallah steht in diesem Sprachraum für 'Beeil dich' oder auch 'Lass uns gehen'. Quasi die arabische Übersetzung des pfälzischen 'Aller dabba dummel dich'. Die Musik transportiert einen gedanklich tatsächlich in eine andere Kultur und schafft eine perfekte Illusion.

"Too Smart For Me" ist wieder eines dieser gekonnten Melodiemonster. Der Song ist schön treibend, das Boogiepiano liefert perlende Läufe, es gibt eine tolle Gitarren-Fahrt und das Gebläse macht mächtig Dampf. Das Tupferl sind die Backings von Katja. Wahrlich ein starkes Stück. "These Words" isr der Rausschmeißer des Albums, wenn man die beiden Bonustracks mal außer Acht lässt. Und wie beim Eröffnungstitel auch, haben die Streicher wieder ihre Einsätze. Ihre zarten Schwingungen legen sich gekonnt um Udos Stimme und sorgen dafür, dass man "These Words" als Ohrschmeichler bezeichnen kann.

"Wrong Size Life" ist der Beweis, wie sehr Udo nach Udo klingt, denn diese Nummer ist bereits etwas älter und stammt von der ersten EP des Künstlers, die mittlerweile nicht mehr erhältlich ist. Das Stück passt dennoch perfekt in den Kontext der neuen Scheibe. Auch "This Road" stammt aus diesen vergangenen Tagen, wurde für "The King Is Dead" allerdings neu eingespielt.

Bonustrack Nummer zwei ist in deutscher Sprache gesungen und entstand zu Beginn der Corona-Krise. Die Lyrics drehen sich darum, wie dieser Virus so ziemlich alles verändert hat. Wie plötzlich über Nacht alles anders wurde und keiner weiß, was der nächste Tag bringen wird. Was gestern erlaubt war, ist heute verboten. Man weiß, dass es weitergeht, aber man weiß nicht, wie.  Zeilen wie »Und alle rücken zusammen, aber immer auf Distanz. Klingt doch eigentlich wie immer, doch das stimmt auch nicht mehr so ganz« regen zum Nachdenken an und Udo hat dieses Lied gottlob auf Deutsch geschrieben, sodass man sich die Worte perfekt zu Gemüte führen kann.

Ja, "The King Is Dead" ist, wie der Vorgänger auch, ein tolles Stück Musik aus deutschen Landen, dargeboten von Musikern, denen man gerne internationale Klasse attestiert. Sicherlich kein Massenprodukt, obwohl viele Tracks durchaus in ein anspruchsvolles Radio passen würden. Die Spur intelligenten Pop Rocks, der mit den Singer/Songwriter-Qualitäten so perfekt harmoniert.

Am Ende des Artikels gibt es das offizielle Video zu "Too Smart For Me" zum Kennenlernen der Band.


Line-up Udo Klopke Band:

Udo Klopke (vocals, backing vocals, acoustic & electric guitars, mandolin – #2)
Markus Bender (bass)
Jan Wienstroer (drums, percussion – #1,3)
Willem Beuss (keyboards – #1-6,8)
Katja Symannek (lead vocals – #6, backing vocals – #6)
Indigo Streichquartett [Heike Haushalter, Petra Stalz, Monika Schleicher, Gesa Hangen]
(strings – #1,7):
Frank Wiesen (trumpet – #5)
Marc Leymann (saxophon – #5)
Ralf Bienioschek (block flute – #6)

Tracklist "The King Is Dead":

  1. This Road (4:48)
  2. You Don’t Need Me (3:34)
  3. The King Is Dead (6:05)
  4. Yallah! (4:27)
  5. Too Smart For Me (5:16)
  6. A Winter’s Tale (6:18)
  7. These Words (4:18)
  8. Wrong Size Life ( 4:42) [Bonus Track]
  9. Es wird weitergehen (3:48) [Bonus Track]

Gesamtspielzeit:43:39, Erscheinungsjahr: 2021

Und dun das offizielle Viddeo zu Too Smart For Me:

 

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Mail: ulli(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>