Besser wäre es, dieses Album wäre nicht erschienen. Nicht weil es nichts taugt: ganz im Gegenteil, denn wo Ümit! draufsteht, war bisher stets affengeile Musik zu genießen. Nein, dass diese Kompilation erschienen ist, liegt daran, dass die eigentlich geplante Veröffentlichung des neuen Albums "A Pillow Of Dreams" auf das Jahr 2020 verschoben werden musste, da der Drummer Peter Schürmann (aka Ümit C) im Juni des vergangenen Jahres verstorben ist.
So entschloss sich die Band, die Wartezeit mit vorliegender Kompilation zu verkürzen. So traurig der Anlass, so gut die Idee, denn das gibt den Musikfreunden Gelegenheit, das bisherige Schaffen der Musiker kennenzulernen. Die meisten Tracks des Albums kennen wir bereits von The Spirit Of Ümit! (noch ohne Gesang und ohne den Keyboarder Rudolf Kronenberger) sowie The Testament Of Ümit!.
Und was die Herren Peter Schürmann (Schlagzeug), Peter Kirschbaum (Bass), Jochen Oberlack (Gitarre und Gesang) und Rudolf Kronenberger (Keyboards) da in bester psychedelischer Manier aus den Boxen wabern lassen ist vom Allerfeinsten. Besonders die ausufernden Gitarrenarbeiten von Jochen, der im Übrigen auch Labelchef von Bellerophon Records ist, lassen immer wieder wohlige Schauer den Rücken runter laufen.
Die bekannten Stücke sind zwar als alternative Mixe auf dem Album, aber sie weichen kaum von den Originalen ab, denn beim Hören sind sie sofort als 'alte Bekannte' im Ohr höchst willkommen. Bis dato unveröffentlicht ist "Quezalcoatl" und mit "Meadowlands" sowie "T.S.A. " sind zwei Aufnahmen aus dem Jahr 2015 dabei, die man ansonsten nicht mehr hören könnte, sofern man nicht im Besitz der ausverkauften, »streng limitierten« 10-Inch-Vinylscheibe ist.
"Quezalcoatl" präsentiert sich als psychedelisch angehauchte Melange aus treibendem Stoner Rock und schweißtreibendem Blues Rock. Zu brodelnden Bass- und Drumarbeiten steuert die Gitarre schwere, oft Wah Wah-veredelte, Soli und Melodiebögen bei. Der Gesang ist eher gesprochen und verleiht der Nummer eine gewisse Note. Durch die Länge des Stückes sowie den treibend packenden Rhythmus kann man durchaus von einem psychedelischen Blues Rock-Jam sprechen.
Auch "Meadowlands" rattert über Stonerschienen und präsentiert mir Ümit! härter und rauer, als ich sie von den beiden Vorgängeralben kenne. Monumental rau und hart auch "T.S.A.", allerdings mit dem gewissen Dreh hin zur durchaus vorhandenen Melodik, die sich immer wieder aus dem Brodem schält, den Bass und Schlagzeug erzeugen.
Die Band klang vor "The Spirit Of Ümit!" definitiv anders. Nicht schlechter, nein. Aber vom späteren krautigen Touch wie z.B. bei "Cows" und "Mark Of Cain" war da ebenso wenig zu spüren wie vom floydschen Einfluss bei "Tiefensee"etwa.
Ümit! ist durch diese neue Facette noch interessanter geworden und man darf gespannt sein, in welche Richtung sich "A Pillow Of Dreams" entwickelt. Ich persönlich bevorzuge die krautige, psychedelische Ausrichtung, was mir gerade, nach X-ten Hören von "Mark Of Cain" eindeutig klar ist.
Auf jeden Fall muss Ümit! nun einen neuen Drummer wählen, der das Erbe von Peter Schürmann antreten kann. R.I.P. Peter.
Line-up Ümit!:
Peter Schürmann (drums)
Peter Kirschbaum (bass)
Jochen Oberlack (guitar & voice)
Rudolf Kronenberger (keyboards)
Tracklist "Hidden Persuasion":
- Quezalcoatl (10:21)
- Mark Of Cain – Mathias Black Mix (9:01)
- Meadowlands – Rudy K Mix (5:12)
- Tiefensee – Mathias Black Mix (7:51)
- T.S.A. – Rudy K Mix (5:42)
- Cows – Rudy K Mix (9:14)
- Cobra Verde – Radio Edit (5:04)
- Umagumma – Mathias Black Mix (10:20)
- Tesla – Mathias Black Mix (9:21)
- Into The Mirror Black – EP Version (4:28)
Gesamtspielzeit:76:44, Erscheinungsjahr: 2019
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