Eine meiner ersten Schallplatten die sich auf meinem roten 'Mr. Hit' Plattenspieler drehten, war ein Album von UFO mit dem Titel "Live". Dem entsprechend hört sich meine Original-LP leider heute auch an, denn der 'Mr. Hit' war nicht gerade ein HighEnd-Plattenspieler, aber an ein besseres Gerät war als Schüler mit kleinem Taschengeld nicht zu denken. Da war ich mit dem roten Teil schon glücklich. Die Platte hatte ich 1973 für die ungeheuerliche Summe von 9,90 DM erworben.
In Japan, wo UFO in den Anfangsjahren besonders erfolgreich waren, erschien die Aufnahme 1971 unter dem Namen "UFO Lands In Tokyo". In dem restlichen Teil der Welt wurde das Vinyl 1972 einfach nur "Live" betitelt. Während auf der ersten Seite drei Coverversionen zu hören sind, gibt es auf der zweiten drei Eigenkompositionen auf die Ohren. "Live" war leider das letzte Album mit dem Gitarristen Mick Bolton, der die Band 1972 verließ.
Das originale Album-Cover von damals steht nur als einfacher Pappschuber in meinem Plattenregal. Die aktuelle, remasterte Scheibe wurde in ein Gatefold-Cover gepackt, auf dem im Innenteil noch ein paar Fotos zu sehen sind. Die Bilder entsprechen denen der CD-Version von 1998.
Das erste was auffällt, wenn die Nadel aufsetzt, ist die euphorische Spielfreude, die die Jungs da an den Tag legen. Da interessiert es wohl auch niemanden, dass die Aufnahme beim Anfang von "C’mon Everybody" total übersteuert ist, wofür hauptsächlich Pete Way am Bass verantwortlich ist.
Der lässt es richtig krachen. Da kriegt man, bei ordentlicher Lautstärke, schon richtig Angst um die Kalotten der Speaker, die verdächtig weit nach vorne schnellen. Es dauert nur eine kurze Zeit und man ist voll drin im Konzert. Dass Phill Mogg ein hervorragender Sänger ist, kann man nun wirklich nicht behaupten, aber es passt einfach zu dieser Art von Rockmusik. Dafür ist Mick Bolton ein hervorragender Gitarrist, dessen solistische Ausflüge den größten Teil der Songs ausmachen.
Weiter geht es mit "Who Do You Love", bei dem sich die Gitarre wieder so richtig austobt, unterstützt von Andy Parker an den Drums, der die Lücken im Solo mit schönen Läufen über die Drums füllt. Überhaupt ist der Mann extrem aktiv an seinem Instrument! Knappe zehn Minuten, von denen keine einzige langweilig ist. Der letzte Coversong auf dem Album ist der Track Loving Cup. Der Bass zieht seinen Stiefel durch, während die Gitarre verstärkt auf den Wah-Wah-Effekt setzt. Klasse Version.
Mein absoluter Lieblingssong von UFO ist bis heute "Prince Kajuku", mit dem die zweite Seite beginnt. Auch hier ist das Zusammenspiel der Instrumente perfekt. Nach zwei Dritteln des Tracks wird es mit dem zweiten Teil "The Coming Of Prince Kajuku" etwas ruhiger und Bolton lässt seinen Gitarrenamp so richtig schön atmen. Ein weiterer Kracher ist der "Boogie For George", der den Saal nochmal so richtig aufmischt. Mit 11:42 Minuten ist es das längste Stück auf der Platte. Der Rausschmeißer "Follow You Home" hat reichlich Anleihen an "You Really Got Me" von den Kinks und kann eigentlich nicht als eigene Nummer von UFO verkauft werden. Aber solange es niemanden stört, soll es mir auch egal sein!
Ein energiegeladenes Konzert, das eine Wiederveröffentlichung auf 180g Vinyl verdient hat. Der Sound konnte gegenüber den Originalaufnahmen erheblich verbessert werden. Die Songs klingen jetzt brillanter und durchsichtiger. Selbst der Bass, der sonst eher schwammig daherkam, bekam klarere Konturen. Insgesamt klingt das Vinyl sauberer und besser als die CD von 1998, die ja auch schon digital remastert wurde. Respektable Leistung!
Wer dieses frühe Werk von UFO noch nicht kennt, sollte auf jeden Fall mal rein hören.
Line-up UFO:
Phill Mogg (vocals)
Pete Way (bass)
Mick Bolton (guitar)
Andy Parker (drums)
Tracklist "Live":
- C’mon Everybody (4:30)
- Who Do You Love (9:39)
- Loving Cup (5:22)
- Prince Kajuku / The Coming Of Prince Kajuku (8:30)
- Boogie For George (11:42)
- Follow You Home (6:28)
Gesamtspielzeit: 46:11, Erscheinungsjahr: 2015 (1972)
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