Ein neues Album von einer Band, deren Reputation außer Frage steht und die man in jedem anständigen Rockhaushalt im Regal stehen hat, macht neugierig – und etwas ängstlich, denn es kann schon mal vorkommen, dass die in die Jahre gekommenen Heroen die Erwartungen nicht mehr erfüllen, weil man die alten Sachen der Hochzeit nicht aus dem Kopf-Speicher bekommt und sie unweigerlich und unfairerweise mit dem neuen Output der ebenfalls gealterten Recken vergleicht.
Nun, Entwarnung ist angesagt, denn die beiden Gründungsmitglieder Phil Mogg und Andy Parker, der 1976 erstmals in Diensten stehende Paul Raymond, sowie die 'Küken' Vinnie Moore (2003) und Rob De Luca (2012) haben ein Album mit Coversongs aufgelegt. Das erste in der Bandgeschichte übrigens und Phil meint dazu »Making this covers record was a blast for me. I thoroughly enjoyed putting a little of my own spin on these tunes that I grew up with.«
Und in der Tat haben wir uns sicher alle schon mal gewünscht, die eine oder andere Nummer der Band X auch mal in der Y-Version zu hören. UFO haben sich einer breiten Palette bedient und auch dort zugeschlagen, wo man es nicht unbedingt erwartet hätte.
Los geht mit der Yardbirds-Nummer "Heartful Of Soul", aus der ein Rocker im Stil Deep Purples geworden ist. Neben Raymonds Tastenspiel sorgt dafür auch unbedingt Moggs Stimme, die sich im weiteren Verlauf auch schön den Stücken entgegen lehnt. Das Morrison-Timbre bekommt er natürlich nicht hin, aber "Break On Through (To The Other Side)" wird gekonnt serviert.
"River Of Deceit" haut mich dann erstmal um. Weder Track noch Originalband Mad Season waren mir bis dato bekannt. Mad Season war ein Projekt aus Musikern von Pearl Jam, Alice In Chains, Screaming Trees und The Walkabouts. Es gab nur ein Album ("Above", 1995) dieser Formation und wenn ich diese Southern Rock-Ballade "River Of Deceit" von UFO höre, sollte man Mad Season wohl einmal antesten.
Mehr als gelungen walzt auch der "Pusher" von Steppenwolf aus den Lautsprechern und die Stücke von Montrose und Mountain passen ja ebenfalls ins Leben einer Band wie UFO. Interessant ist da allerdings, wie packend sie auch das Material von John Mellencamp und Tom Petty (Vinnies Gitarrenspiel ist eine Ohrenweide) präsentieren. Dass die Musiker ihr Metier beherrschen, darf als vorausgesetzt genommen werden. Und doch muss man anerkennen, wie sie eigentlich artfremde Nummern auf ihre eigene Art veredeln.
Das trifft im Besonderen auf den Schmachter "Ain’t No Sunshine" von Bill Withers zu. Tausendmal gehört und wenn ich das Teil im Radio auch nicht wegzappe, so ist es doch nicht unbedingt ein Stück, welches ich bewusst höre. Die UFO-Version schafft es aber, und das vor allem durch Phils Stimme, mich gebannt lauschen zu lassen.
Schön auch das leicht funkige Gitarrenspiel in Abwechslung mit dem bluesrockigen Teil in dem Trower-Track "Too Rolling Stoned". Treibend sowie mit einer Spur mehr Härte und Hard Rock begeistert die Bärte-Nummer "Just Got Paid". Immer wieder gerne gehört ist "It’s My Life" von den Animals. Und auch von UFO werde ich den Song gerne wieder hören, zumal sich hier ein Kreis schließt, denn wie beim Opener zieht eine gehörige Prise Deep Purple durch den Raum.
Ja, Coveralben haben durchaus Berechtigung, zeigen sie doch, was man aus bekannten Nummern machen kann. Die einen Bands versauen da aber auch schon mal die Originale, die anderen, und das trifft auf die Protagonisten dieses Reviews zu, machen alles richtig und setzen oft noch einen drauf. Und – wir wissen jetzt, was im Hause Mogg für Platten stehen.
Line-up UFO:
Phil Mogg (vocals)
Vinnie Moore (guitars)
Andy Parker (drums)
Paul Raymond (keyboards, backing vocals)
Rob De Luca (bass)
Tracklist "The Salentino Cuts":
- Heartful Of Soul [The Yardbirds] (03:10)
- Break On Through (To The Other Side) [The Doors] (02:22)
- River Of Deceit [Mad Season] (05:09)
- The Pusher [Steppenwolf] (04:55)
- Paper In Fire [John Mellencamp] (04:02)
- Rock Candy [Montrose] (05:11)
- Mississippi Queen [Mountain] (02:41)
- Ain’t No Sunshine [Bill Withers] (03:11)
- Honey Bee [Tom Petty] (03:59)
- Too Rolling Stoned [Robin Trower] (05:15)
- Just Got Paid [ZZ Top] (03:23)
- It’s My Life [The Animals] (03:33)
Gesamtspielzeit: 46:56, Erscheinungsjahr: 2017
1 Kommentar
curlymike
8. November 2017 um 10:25 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Klasse Plattenkritik von Ulli Heiser, trifft genau meine Meinung!
Ufo haben wirklich ein tolles Coveralbum veröffentlicht! Chapeau!!!