«

»

Ulrich Ellison And Tribe / America – CD-Review

Ganz schön aggressiv, dieses Coverbild des Albums "America" von Ulrich Ellison And Tribe. Wenn zwischen Frauchen oder Herrchen keine Verbindung zum Hund besteht und dann auch noch aus Ferne ein »der tut nichts« gerufen wird, ist Vorsicht angesagt. Aber definitiv bei einem Kläffer wie er auf der Front des Digipaks zu sehen ist. Wie dem auch sei … die vorliegende Platte hat zwei Seiten, denn im Untertitel heißt es 'Stars and Stripes'.
Bei den sechs Songs der 'Stars'-Kompositionen dreht sich der Musik-Kreisel ganz schön flott und die weiteren sieben Tracks aalen sich im weitesten Sinn eher im Bereich genüsslicher Entspannung.

Die vorliegende Platte startet gleich mit dem Titeltrack "America". Da gibt es zu Beginn eine Art Live-Atmosphäre mit einem Blitzlicht der amerikanischen Nationalhymne, so in der Art, wie sie seinerzeit von Jimi Hendrix verabreicht wurde. Das Stück rockt mit einer tollen Dynamik bei der auch feine Abstufungen des Tempos eingebaut werden. Hier ist es an der Zeit, sich auf den tollen Orgel-Sound zu konzentrieren. Ja, Ulrich Ellison And Tribe geben definitiv auch ein politisch-kritisches Statement ab und das nicht nur im einleitenden Track, der für mächtig gute Laune vor den Lautsprechern sorgt.
Kaum sind die letzten Töne der ersten Nummer verklungen, geht es mit etwas mehr Druck auf dem Gaspedal sehr gut weiter. Fetzige Riffs geben "I’m Down" ein Gesicht des Gefallens und wieder kommt zwischendrin die Orgel zu Wort. Ulrich Ellison serviert uns ein klasse E-Gitarrensolo und überhaupt animiert dieses Lied im Refrain zum Mitsingen. Beindruckend, wie der im Blues einzementierte Rock’n’Roll der Band beim Hörer ankommt.

Beim hinlangenden "Messin' Around" mit seinem phasenweisen Format eines Stadion-Rockers wird das Niveau zweifelsohne auf dem obersten Regalbrett gehalten. Vor den Boxen sitzend verfestigt sich der Eindruck, eine klasse Scheibe im Player zu haben.
Ulrich Ellison präsentiert sich auf seinem Arbeitsgerät als ein echter Macher, ein Anheizer, als Motivator für elektrisch verstärkte Sechssaiter-Klänge. Seine Ideen scheint er aus einem ziemlich großen Fass zu schöpft. Alle Songs wurden von ihm geschrieben. Klasse!
Variantenreich und mit mächtigem Joel Duhon-Groove serviert man "Waiting For A Chance" und das Zusammenspiel des Quintetts ist bemerkenswert. Der Umgang mit rockigen sowie eher zurückhaltenden Phasen ist sehr überzeugend und gibt jedem Track einen hohen Grad an Abwechslung. Zumal die relaxten Teile der Songs nicht unbedingt berechenbar sind. Toll! Eines der zentralen Stück des Albums ist das die 'Stars'-Seite abschließende "Tearing Down The Wall", das auch in seiner über sechseinhalbminütigen Spielzeit mit herrlicher Vielschichtigkeit gefüllt ist. Das Unerwartete in dieser Nummer ist die verfremdete Akkordeon-Einlage von Jan Flemming und das folgende – sich nach der Fusion streckende – Intermezzo. Super! Ganz am Ende kommt dann ein bellender Hund zu Wort und leitet über zum 'Stripes'-Teil von "America".

Krass, dieser Wechsel hin zum Balladesken mit einem Schultern der akustischen Gitarre. Für dieses Lied hat Ulrich Ellison einen unwiderstehlichen Refrain geschrieben. Diese Scheibe grenzt sich deutlich von der Normalität des Blues oder Blues Rock ab. Auch wenn Ulrich Ellisons Gesang in einem vielstimmigen Band-Chor eingebettet wird darf ein großes Lob losgelassen werden.
"Sitting On Top Of The World" zieht an einem Seil den Funk auf den Plan und mit "Feels Like Heaven" versinkt der Hörer in eine pastellfarbene Traumwelt, in der er beim nur unwesentlich weniger balladesken "Between Heaven And Hell" verbleiben kann.
"Feeling Like A Rich Man" ist reichlich mit Funk sowie Soul gesegnet und wirkt mit seinem verlangsamten Tempo noch intensiver als die vorher gehörte flotte Funk-Nummer. Toll! Mit "Rain" kommt man fast schon zum Ende der Platte, aber zusammen mit "Land Of The Free" verbleiben ja noch über zehn Minuten. Der vorletzte Track gefällt nicht nur durch seinen Refrain, sondern kann auch mit einem vortrefflichen Arrangement sowie Gesang des Bandleaders punkten. Das abschließende Lied macht nachdenklich, kommt mit Akkordeon sowie Streicherklängen daher und ist relativ sparsam arrangiert. Ein solches Stück ans Ende eines Albums zu setzen ist irgendwie ungewöhnlich, aber so etwas von überzeugend. Es bringt auf diesem Weg "America" zu einem krönend-brillanten Abschluss. Was am Ende dieser Rezension bleibt, ist eine Empfehlung, die sinngemäß so etwas ist wie "Sitting On Top Of The World".


Line-up Ulrich Ellison And Tribe:

Ulrich Ellison (guitar, vocals)
Sabine Ellison (bass, vocals)
Cole El-Saleh (keyboards, vocals)
Jan Flemming (accordion, keyboards)
Joel Duhon (drums, vocals)

Tracklist "America":

  1. America (3:34)
  2. I’m Down (2:44)
  3. Messin' Around (3:21)
  4. Running On Empty (4:09)
  5. Waiting For A Chance (3:57)
  6. Tearing Down The Wall (6:39)
  7. Love Is Gonna Have Its Way (3:42)
  8. Sitting On Top Of The World (4:21)
  9. Feels Like Heaven (4:52)
  10. Between Heaven And Hell (4:57)
  11. Feeling Like A Rich Man (3:56)
  12. Rain (5:00)
  13. Land Of The Free (5:25)

Gesamtspielzeit: 57:01, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>