Klasse Zitat aus den Metal Archiven, das ich hier einfach mal einfügen will:
»"Unhold" can be pronounced in German or English. The term in German might best be translated with something similar to an ogre, a misfit, someone maladjusted and unwilling to please.«
Okay, ich habe spontan deutsch gedacht, da Unhold aus der Schweiz kommen. Es war eine Vorstellung eines groben, riesenhaften Kerls, der in einer Höhle in den Bergen haust…
Kommen wir zu den Fakten: Die vier Unholde treiben seit ihrer Gründung 1992 ihr Unwesen in Bern und sind mittlerweile durch eine Unholdin verstärkt.
Sie können auf mehrere Veröffentlichungen zurückblicken: "Walking Blackwards" (2001), "Loess" (2004), "Gold Cut" (2008) und "Towering" (2015).
Das neue Werk (November 2018) nennt sich "Here Is The Blood" und beginnt recht ruhig, dann setzen Gitarren ein und Miriams Stimme kommt hinzu. Noch wirkt es recht zart, doch nach etwas mehr als drei Minuten kommt der grobe Kerl zum Vorschein und schlägt mit der Sludge-Keule zu. "Attaining The Light" wird dunkler, chaotischer und männlicher… bei den Vocals. Denn auch beide Gitarristen erheben auf dieser Scheibe ihre Stimme, so dass es insgesamt drei Vokalisten gibt.
Nicht nur bei den Stimmen lebt "Here Is The Blood" von Gegensätzen, die Musik pendelt grob geschätzt zwischen Sludge, Noise Rock und Post Metal, lebt von der daraus entstehenden Dynamik und Vielschichtigkeit.
Vieles auf der Scheibe wirkt kalt, aggressiv und destruktiv. Dennoch, immer wieder sind harmonische Momente dazwischen. Aber auch die raue Seite, die überwiegt, ist nicht einheitlich, sondern hat verschiedene Facetten. Manche davon erinnern an Neurosis oder an die Labelkollegen Palmer.
Doch Unhold lassen sich nicht darauf festnageln, bleiben unberechenbar, gleichzeitig auf gewisse Weise typisch für Czar Of Crickets. Sie passen gut dorthin, folgen jedoch – wie die anderen Bands dort – ihrem eigenen Pfad.
Sie umschreiben diesen mit dem Begriff 'Alpine Distortion'. Darunter kann man sich vieles vorstellen, beispielsweise Berge anbrüllen oder das Betrachten von zerklüfteten Formationen in Musik umsetzen. Felsmassive und massive Riffs – eine Verbindung dazwischen kam mir beim Hören in den Sinn – noch bevor ich die Bezeichnung gelesen hatte.
Das sind meine Assoziationen, andere Hörer mögen die gleichen haben oder ganz andere. "Here Is The Blood" lässt sich nicht einfach in Worten einfangen und noch weniger in eine Schublade stecken. Es lässt sich jedoch sagen, dass eine eigene Ästhetik damit verbreitet wird, die sowohl Schönheit als auch Schroffheit beinhaltet. Es steckt viel Energie darin, etwas Ewigkeit und gleichzeitig etwas Gegenwart.
Das Ganze enthält viel ungezähmte Wildheit, wirkt jedoch nicht unkontrolliert, sondern es wird bewusst der eruptiven Kraft freien Lauf gelassen, damit sich diese immer wieder in veränderter Form neu erschafft. Immer wieder glaubt der geneigte Hörer endlich zu wissen, wie der Unhold tickt, und schon kommt wieder eine neue Seite von ihm zum Vorschein.
Fazit: Wer mit den bereits angeführten Richtungen Sludge, Noise Rock und Post Metal (oder nennt es meinetwegen einfach 'Gitarrenkrach') etwas anfangen kann, wird hier vermutlich eine Entdeckungsreise antreten, dabei Musik voller (positiver und negativer) Emotionen erleben können.
Line-up Unhold:
Reto Wittwer (bass)
Miriam Wolf (piano, vocals)
Philipp Thöni (guitar, vocals)
Daniel Fischer (drums)
Thomas Tschuor (guitar, vocals)
Tracklist "Here Is The Blood":
- Attaining The Light (8:28)
- Convoy (4:32)
- Deeper In (5:39)
- Curse Of The Dime (5:34)
- Hunter (5:51)
- Pale (6:00)
- Altar (7:03)
- The Chronic Return (5:30)
Gesamtspielzeit :48:40, Erscheinungsjahr 2018
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