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Unimother 27 / Fiore Spietato – CD-Review

Unimother 27 / Fiore Spietato

Zugegeben, die Verwendung italienischer Ingredienzien (sowohl in fester, als auch in flüssiger Form) in meiner Cucina hat eine ungleich höhere Taktung als das Hören von Musik aus diesem Land. Trotzdem kann man im Falle von Unimother 27 durchaus von Regelmäßigkeit sprechen, schlagen doch Piero Ranallis Alben seit nunmehr zehn Jahren immer wieder bei mir auf.

Und wieder hat der Mulitinstrumentalist Piero den Mr. Fist dabei, der die Felle bedient. Das ist gut so, denn wenngleich diese Art von Musik auch ohne echtes Schlagwerk auskommen könnte, gibt das Drumset quasi den letzten Kick bzw. Schliff oder auch Druck.

Im Gegensatz zu meiner Lieblingstomatensoße, die außer Tomaten, Salz, Pfeffer, Zucker, Basilikum lediglich einer flotten Lotte bedarf, sind Unimother 27s Klangschöpfungen viel komplizierter und wollen erst mal entdeckt werden. Wie gewohnt, bewegen sich die Kompositionen im weiten Feld des Psychedelic Rock und streifen mehr oder minder Kraut-, Prog-, Space- und Experimental-Raine. Die flotte Lotte, durch die sich diese Klangwelten in des Hörers Ohren ergießen, ist auf Improvisationsstufe eingestellt, denn obwohl die Musik im Fluss ist, klingt es sehr selten vorhersehbar.

Wie es bereits der Titel "There Is No Trip For Cats" vorgibt, ist dieses, von schwerer, riffiger Gitarre dominierte Stück kaum in oder an einer Richtung festzumachen. Drogengeschwängerte Krauttunes wabern durch die Minuten und bereits hier zeigt sich, dass es gut war, kein elektronisches Schlagzeug zu nutzen, denn wenn Piero abspact, setzt Mr. Fist die Orientierungsmarken für den Hörer. "Hierophantes" startet dagegen ruhiger, zurückgenommen. Der Synthie oszilliert wie eine Orgel, eine psychedelische Gitarre legt sich dazu, wobei das eigentlich nur die halbe Wahrheit ist, denn da liegt noch mindestens eine Gitarrenspur darüber. Wenn man, wie Piero Ranalli, fast alle Instrumente selbst einspielt, ist es ein Leichtes, mehr als eine Gitarrenspur zu legen.

Aus dem psychedelischen, ja fast, Blues wird im Verlauf der Nummer eine wilde Reise durch bizarre Landschaften. Gitarre, Bass und Drums brechen Passagen durch imaginäres Gestrüpp, während der Synthesizer erstaunlich liebreizende Schwingungen beisteuert.

Mit experimentell klingenden repetitiven Tastenanschlägen startet "Something About The Clouds". Die, sowie der ebenso repetitive Bass lassen auf der einen Seite die Minuten lang erscheinen, während die solierend einsetzende Gitarre auf der anderen Seite fast Spannung aufkommen lässt. Spannung zu erfahren, auf was sie hinarbeitet. Aber wir werden im Unklaren gelassen, was da 'über den Wolken' ist. Ganz anders präsentiert sich dagegen "The Wheels Of Memory". Psychedelische, spacige Geräusche liebkosen die Ohren, wie das weiland Syd Barrets Mannen taten. Die Gitarre schraubt herrliche Soli, Bass und Drums legen ein trockenes Fundament – und ja, "The Wheels Of Memory" kann man auflegen, wenn weniger experimentell geübte Lauscher zu Besuch kommen. Ein Break leitet nun eine ruhige Passage ein. Süße, krautige Keyboardsequenzen gesellen sich dazu und Piero liefert DAS psychedelische Gitarrensolo der Platte ab. Es kann nun nur noch heißen: Lavalampe an!

Die ersten, der über vierzehn Minuten des Titeltracks "Fiore Spietato" beginnen in gewohnt experimenteller Weise, bis erneut per Break die Stimmung gewechselt wird. Fast doomig schwingen die Gitarrensaiten zu sphärischem Keyboard. Im weiteren Verlauf gibt es ein herrliches Gitarrensolo zu furztrockenem Bass. Break Nummer zwei läutet spacigen Experimentalrock ein, mit dem das Album dann langsam ausklingt.

Gut, Unimother 27 macht keine Musik, die man beim Genuss von salsa di pomodoro hören möchte. Aber danach, mit einem Berta Magia Grappa im tiefen Sessel sieht das dann ganz anders aus.


Line-up Unimother 27:

Piero Ranalli (Bass, Guitars, Synthesizers)
Mr. Fist (Drums)

Tracklist Fiore Spietato:

  1. There Is No Trip For Cats (7:51)
  2. Hierophantes (9:54)
  3. Something About The Clouds (7:44)
  4. The Wheels Of Memory (10:10)
  5. Fiore Spietato (14:21)

Gesamtspielzeit: 50:02, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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