«

»

Unquiet Music Ltd. / MEME/music – CD-Review

Anfang 2021 veröffentlichte das Kollektiv Unquiet Music Ltd. das Album In The Name … (Of A Prayer For Our Times). Zu der speziellen Musik heißt es abschließend unter anderem: »[…] "In The Name Of … (A Prayer For Our Times)" von Unquiet Music Ltd gibt einerseits Antworten auf klangliche Freizügigkeiten und hinterlässt andererseits – ??? "In The Name Of … (A Prayer For Our Times)" mag aufgeschlossenen Freunden der – im weitesten Sinn – experimentellen Musik vielleicht gefallen. […]«

Im Frühling 2023 brachte Unquiet Music Ltd. das Album "MEME/music" auf den Markt. Daran beteiligt sind unter anderem JP Rossi, Tony Levin sowie Pat Mastelotto (beide King Crimson), Markus Reuter (auch Reuter Motzer Grohowski, Anchor & Burden), Adrian Benavides von Earthdriver oder Frédéric L’Épée (auch Yang).
Insgesamt befinden sich siebzehn Personen im Line-up der vorliegenden Platte.
"MEME/music" wird von Glass Onyon PR als »[…] new concept album […]« angekündigt.

Die Musik auf "MEME/music" ist eine große Herausforderung.
Die Musik auf "MEME/music" erschließt sich in vollem Umfang erst, wenn man die hohe Hürde der Verinnerlichung überwunden hat.
Zur Bewältigung dieses Hindernisses muss man sich Zeit, viel Zeit nehmen. Bei einer Gesamtspielzeit von fast achtundsiebzig Minuten ist ein Hördurchgang ein Klacks. Das vermeintliche musikalische Chaos hat eine Struktur. Eingängigkeit ist so etwas wie ein Fremdwort, auch wenn es tropfenweise melodische Phasen gibt.

Sphärische Klänge treffen auf vermeintliche Strukturlosigkeit, treffen auf polyfone Stimmen, die zum Teil wie chorale Inszenierungen in einer Kirche anmuten.
Auch wenn bei fast allen Songs JP Rossi für »[…] Words, Music & Arrangements […]« gelistet wird, haben die Nummern den Charakter von Improvisaionen.
Teilweise von Sanftheit geprägt, oft eruptiv wie ein Vulkan, oft heiß wie Lava, oft eine Provokation für die Trommelfell, ganz zu schweigen der Nerven. Für aufgeschlossene Leute, die meinen, schon alles gehört zu haben, ist "MEME/music" genau die richtige Kost. Allerdings nur, wenn man tiefenentspannt ist. Es kommt vor, dass es einem, trotz der Wärme in den vier Wänden, fröstelt, die Gänsehaut kalt den Rücken runter wandert.
"Sometimes Love …" ist eine Ballade mit Wohlfühl-Ambiente. Erholung pur. Die Streicher sorgen für Melancholie.
Ist Tony Levin mit von der Partie, müssen tiefe Töne, hier vom Chapman Stick, Kontrabass und elektrischem Tieftöner, im Vordergrund stehen. So ist auch bei "Nemo Point". Schöne Chorstimmen, Raphaël Terreau mit seiner engelhaften Stimme, ein klasse Groove und Eingängigkeit machen diesen Track zu einer Nummer, die man sich gerne öfter anhört.

Möchte man bei allem Ringen um die Gunst von Unquiet Music Ltd. auch noch einen Bonus Track haben?
Dreieinhalb Minuten haben die Wirkung einer Ewigkeit. Unterkühlter Rhythmus ist nur ein Kriterium für dieses sich am Industrial-Ambiente anlehnende Stück. Drama pur. Verschärft auch durch den teilweise im Stakkato vorgetragenen Gesang, der stellenweise so wirkt, als käme er aus dem Tiefkühlschrank.

Man muss sich in "MEME/music" reinfuchsen.
Hat man die weiter oben genannte Hürde genommen, ist "MEME/music" eine Art Offenbarung.
Die Musik ist mehr als der auf dem Cover abgebildete halbe, lächelnde Smiley.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Unquiet Music Ltd.:

Raphaël Terreau (voices – #1,3,4,7,9, diphonic voices – #4, angel voice – #8)
Khliff Miziallaoua (voices – #3,7,9, guitars – #3)
Samira Brahmia (voices – #5,7-9)
JP Rossi (voices – #1-,3,5,7-10, voice – #6, voice loops – #4bass – #1, keyboards – #1,2,5-8, organ synthesizer – #1,9, electronics – #2,5,7,8,10, soundscapes – #1,6, handclaps – #3)
Adrian Benavides (voice – #1, guitars – #2, bass – #1, processing – #1, electronics & treatment – #10)
Frédéric L’Épée (guitars – #5)
Markus Reuter (U8 touch guitars® – #2,3,5,10, soundscape – #10)
Tommy Lowry (trumpets – #7)
Amelia Febles Díaz (violin – #6,7)
Lisbet Sevilla Brizuela (violin – #6,7, viola – #6,7)
Camila Martel Pérez (violin – #6)
Annette Antunez Guevara (cello – #6,7)
John Poole (bass – #3,5,7, fretless bass – #9)
Tony Levin (Chapman stick – #8, upright bass – #8, electric bass – #8)
Lino Piquero Bueno (double bass – #6,7)
Pat Mastelotto (electronic drums – #2, traps – #2, buttons – #2)
Troy Jones (drums – #3,5,7,8)

Tracklist "MEME/music":

  1. MEME (9:16)
  2. I Succumb (7:24)
  3. Towards The Edge (9:36)
  4. Lament (9:36)
  5. Commuting Communion (8:56)
  6. Sometimes Love … (9:52)
  7. I Do Remember The Feeling (9:41)
  8. Nemo Point (6:22)
  9. Music [Is The Way Out] (3:34)
  10. Tom’s Wrong [Bonus Track] (3:36)

Gesamtspielzeit: 77:55, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>