V.A. / 120 Years Hollywood Community And A 100 Years Hollywood Sign – DoCD- Review

Alter Schwede. Ich behaupte mal, dass die Chancen gut stehen, bei einem Teil der Rockfreunde etwas von Los Lobos im Regal zu finden. Bei Jerry Lee Lewis (nicht zu verwechseln mit Jerry Lewis, der auf vorliegender Kompilation auch vertreten ist) und Little Richard wahrscheinlich auch, wenn die Hörer ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben.
Um Little Joe und "Dick & Doof" aka Michael Landon bzw. Stan Laurel & Oliver Hardy zu kennen, wird man nicht minder viele Jahresringe tragen müssen und wenn sich alle Namen auf der Trackliste durchliest, werden einige sicher die Waffen strecken.

Klar, es ist von Vorteil, wenn man weiß, dass es bereits Leben vor der Einführung des Farbfernsehers gab. Ich werfe jetzt einmal "Als die Bilder laufen lernten" ins Rennen. Aber das, bzw. "Mad Movies" war britisch und der Sampler, um den es heute geht, trägt das Thema um das es geht bereits im Namen: Es geht um Hollywood.

In der Memorial Serie der Bear Family gibt die Kompilation "120 Years Hollywood Community And A 100 Years Hollywood Sign" mit 61 Titeln einen kleinen musikalischen Überblick über das, wofür der heutige Stadtteil von Los Angeles bekannt bzw. berühmt ist. Vor 120 Jahren wurde der Ort eigenständige Gemeinde und vor 100 Jahren entstand das Markenzeichen, entstanden die berühmten acht Buchstaben H O L L Y W O O D als Symbol der Unterhaltungsindustrie.
Wie immer geht das Label Bear Family äußerst akribisch vor, erklärt und informiert den Interessierten und so erfährt man als erstes, dass es der 14. November 1903 war, als der Ort Hollywood zur eigenständigen Gemeinde wurde. Dass 1923 die Geburt des Hollywoods war, das wir als Filmmetropole kennen und da lag es bei zwei Jubiläen nahe, einen Doppeldecker mit Musik aus diesem Biz zu erstellen.

Die musikalische Zeitreise erstreckt sich von 1928 bis 2011 und taucht somit tief hinab – bis in die Stummfilmzeit. In den ersten acht Tracks geht es explizit um Hollywood und dann eröffnet der wahrscheinlich bekannteste Schrei der Filmgeschichte den Reigen der Filmmusik: Johnny Weissmullers "Tarzan"-Schrei. Wie das Label schreibt, ist die Reise annähernd chronologisch und beginnt mit einem Star aus der Stummfilmzeit, Dolores Del Rio nämlich mit ihrem "Ramona", das das älteste Stück der Sammlung (1928).

Es folgen Stücke aus der ersten Hochzeit des Tonfilms, datiert auf die 1930er und 1940er Jahre, bevor in den Fünfzigern der Rock’n’Roll Einzug hielt. Viele der Aufnahmen auf "120 Years Hollywood Community And A 100 Years Hollywood Sign" waren laut Label noch nie auf Tonträgern veröffentlicht und bis heute nur Im Film zu hören. Film, ja da sind sie fast alle, die Großen. John Wayne, Kirk Douglas, Clint Eastwood, Telly Savalas, Robert Mitchum, Errol Flynn … Namen, die man kennt, wenn man früher gebannt vor der Glotze sitzen durfte. Und Diven wie Judy Garland, Rita Hayworth, Gina Lollobrigida, Jane Russell, Sophia Loren, Jayne Mansfield, die Monroe natürlich, Doris Day, Bette Davies … dürften, ja müssten auch heute noch unvergessen sein.

Aus anderen Kehlen und Zeiten kennt man sicherlich auch Sachen wie "Deep In The Heart Of Texas", "Cry Me A River", "The Good The Bad And The Ugly", "Some Broken Hearts Never Mend" zum Beispiel. Und wer kennt nicht den "Bay Elephant Walk"? Oder "The Pink Panther Theme"? Und "Un Homme Et Une Femme (A Man And A Woman)"? Musik, bei der es zumindest bei mir klingelt. Hans Zimmer dürfte bekannt sein, auch bei Jüngeren, Mancini auch und wer Presseprodukte konsumiert, wird dieser Tage sicher auch über eine Filmnennung gestolpert sein: "Lawrence von Arabien". Ein sehr empfehlenswerter Film. Das musikalische Haupthema ist von Maurice Jarre und auch auf vorliegendem Album.

"120 Years Hollywood Community And A 100 Years Hollywood Sign" ist eine tolle Zeitreise, die einen auch animiert, mal wieder alte Filmklassiker zu schauen. Ein klasse Dokument aus der Memorial Serie der Bear Family.

Erscheinungsjahr: 2023 (1928 – 2011)