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V.A. / Beatin' On Country Music – CD-Review

V.A. - "Beatin' On Country Music" - CD-Review

Es ist schon klasse, dass dem Label Bear Family Records die Ideen für seine coolen Sampler mit Aufnahmen aus vergangenen Jahrzehnten nicht auszugehen scheinen. Die neueste, mir nun vorliegende Edition nennt sich "Beatin' On Country Music", die sich mit Songs aus den sechziger Jahren und dem Thema 'Country-Einflüsse in der Beat-Musik' beschäftigt. Und wie meistens auf den Compilations sind dabei 'große' Namen (Alex Harvey, Billy Thorpe oder The Spencer Davis Group), durchaus bekannte Namen ohne Superstar-Status (The Downliners Sect, Tony Sheridan oder The Lords) und auch – zumindest dem Verfasser dieser Zeilen – bisher völlig unbekannte Acts wie etwa The Incrowd, Jimmy & The Rackets, Jerry Williams & The Violents oder auch Didi & His ABC Boys vertreten. Auch die Songs sind in anderen Versionen teilweise sehr bekannt sowie teilweise aus dem Kuriositäten-Kabinett ausgegraben und werden hier wieder ins Rampenlicht gestellt.

Enthalten sind echte Perlen wie etwa die Spencer Davis Group-Interpretation der Ray Charles-Nummer "Georgia On My Mind" mit einem überragenden Stevie Winwood am Gesang, einem etwas rumpelnden, dafür aber umso mehr Spaß bietenden "You Are My Sunshine" von Alex Harvey & His Soul Band, dem coolen "Danny Boy" von The Poor Things oder The Lords mit ihrer etwas exotischen, aber alles andere als schlechten Version des Klassikers "Tobacco Road" mit deutschen Lyrics. Die bereits erwähnten The Downliners Sect sind mit gleich drei starken Titeln vertreten, aus denen speziell das sehr gute "Wreck Of The Old ’97" hervorsticht. Und wenn wir schon bei den bereits genannten Interpreten sind, dann müssen an dieser Stelle auch Billy Thorpe & The Aztecs hervorgehoben werden. Die Nummern "Devoted To You" sowie "Half As Much" beweisen erneut, dass die australische Rock-Musik weit mehr als nur ihre Aushängeschilder wie beispielsweise AC/DC oder Midnight Oil zu bieten hatte und hat.

Den Musik-Fans, die sich mit der Musik der sechziger Jahre beschäftigen oder beschäftigt haben, sind selbsterständlich auch The Merseybeats ein Begriff. Die Combo liefert hier mit "Fools Like Me" einen schönen Country-Schmachtfetzen ab und auch The Hollies geben mit "Candy Man" ihr eher rockiges Stelldichein. Mike Warner & The New Stars trumpfen mit "I Walk The Line" auf, wobei das Original von Johnny Cash wohl kaum zu übertreffen sein dürfte. Auch The Searchers sind keine Unbekannten und tragen in Form von "Hey Joe" (nicht das auch mal von Hendrix gecoverte Stück) und "Sea Of Heartbreak" einen Rocker sowie eine Piano-Ballade bei. Von den dem Rezensenten bisher unbekannten Bands und/oder Sängern steuern King Size Taylor & The Dominoes mit "Ruby Ann", Sonny Webb & The Cascades mit "Who Shot Sam", Mike Sheridan & The Nightriders mit "Lonely Weekends" oder Tommy Quickly & The Remo Four (genau, die in Deutschland in den sechzigern sehr bekannte Band um Tony Ashton) mit "The Wild Side Of Life" gewinnendes Material bei.

Muss das Booklet bei den Veröffentlichungen des Labels Bear Family Records überhaupt noch erwähnt werden? Ja, weil es einfach nur immer wieder erfreulich und sehr lobenswert ist, dass – wie bei dieser Ausgabe – auf den 26 Seiten im Inlet noch einmal auf alle Bands mit Kurztexten eingegangen wird und diese vorgestellt werden. Somit darf dem Label auch für "Beatin' On Country Music" bescheinigt werden, eine sehr coole Compilation mit vielen bekannten, aber auch vielen unbekannte(re)n Acts auf den Markt gebracht zu haben. Wer also sowohl Country, als auch die Beat-Musik der sechziger Jahre liebt oder zumindest einen Faible dafür hat, wird hier garantiert auf seine Kosten kommen. Eine feine Zusammenstellung, die man gerne zu jeder Tag- und Nachtzeit in die Anlage schiebt.


Tracklist "Beatin' On Country Music":

  1. Alex Harvey & His Soul Band – You Are My Sunshine
  2. The Downliners Sect – Above And Beyond
  3. The Searchers – Hey Joe
  4. King Size Taylor & The Dominoes – Ruby Ann
  5. Lee Curtis & The All Stars – Mohair Sam
  6. Jerry Williams & The Violents – Darling Nelly Grey
  7. The Poor Things – Danny Boy
  8. Sonny Webb & The Cascades – Who Shot Sam
  9. Billy J. Kramer & The Dakotas – Tennessee Waltz
  10. The Spencer Davis Group – Georgia On My Mind
  11. Jimmy & The Rackets – Stick With Me Baby
  12. The Merseybeats – Fools Like Me
  13. The Nashville Teens – Tobacco Road
  14. Johnny Sandon – Sixteen Tons
  15. Mike Sheridan & The Nightriders – Lonely Weekends
  16. The Hollies – Candy Man
  17. Mike Warner & The New Stars – I Wonder If I Care As Much
  18. Billy Thorpe & The Aztecs – Devoted To You
  19. The Downlinders Sect – Midnight Special
  20. Tommy Quickly & The Remo Four – The Wild Side Of Life
  21. Didi & His ABC Boys – Greenback Dollar
  22. The Incrowd – I’ll Make It All Up To You
  23. The Searchers – Sea Of Heartbreak
  24. Billy Thorpe & The Aztecs – Half As Much
  25. Tony Sheridan & The Beat Brothers – Jambalaya
  26. Tony & The Initials – Knee Deep In The Blues
  27. The Lords – Tobacco Road (german)
  28. The Downliners Sect – Wreck Of The Old ’97
  29. Mike Warner & The New Stars – I Walk The Line
  30. The Bobby Patrick Big Six – Your Cheatin' Heart

Gesamtspielzeit: 70:19, Erscheinungsjahr: 2024 (1962-1966)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Gerd Rothenberger

    Hallo Markus,

    ich finde auch, dass eine Reihe Perlen auf diesem Sampler sind.

    Nur am Rande: der Zusammenhang zwischen Beat und Country Musik in diesem Sampler ist umgekehrt: nicht Beat-Einflüsse in der Country Musik, sondern Country-Einflüsse auf den (Mersey-)Beat.

    Wenn es dich interessiert: ich habe ein Review dieser Platte für das Unleashed Nr. 50 geschrieben, da habe ich etwas über die Hintergründe der Entstehung des Merseybeats geschrieben. Erscheint Mitte des Monats.

    Ansonsten stimme ich dir zu: eine coole Compilation.

    Gerd.

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