«

»

V.A. / Destination Desert , 32 Oriental Rock’n’Roll Treasures – CD-Review

V.A. / Destination Desert , 32 Oriental Rock'n'Roll Treasures

Räkelt sich da eine orientalische Prinzessin lasziv auf dem Cover? Und der wollüstig und schmachtende Prinz nähert sich ihr mit dem Dolche! Wie wird das enden? "32 Oriental Rock’n’Roll Treasures", zweiunddreißig Songs, die vielleicht davon berichten werden. Dieses ist eine weitere Ausgabe der "Destination"-Serie von Bear Family Records, und wir treffen auf Scheichs, Harems, Oasen, König Tutenchamun und Ali Baba und weit entfernte Orte wie Bagdad und Istanbul.

Erneut erleben wir eine Mixtur aus bekannten und weniger bekannten Bands und Musikern*innen, wovon Bill Haley And His Comets, Jerry Reed, Art Neville, Dinah Washington, The Fendermen und The Champs zu den bekannteren zählen dürften. Dagegen besteht die Möglichkeit, nun musikalische Freundschaft zu schließen mit The Polk Brothers, Eddie 'The Sheik' Kochak, The Slaves, Ganimian And His Orientals oder Kent Westberry. Hierbei dient zur Unterstützung selbstverständlich wieder ein umfangreiches Booklet von Bill Dahl, mit Linernotes zu den einzelnen Interpreten*innen und vielen Abbildungen.

Gitarrist Jerry Reed startet die Rundreise mit "Rockin' In Bagdad", 1958 aufgenommen. Im Übrigen bewegen wir uns in einem zeitlichen Rahmen zwischen 1955 und 1966. The Champs, bekannt für "Tequila", widmen sich "Ali Baba" mit ihrem Instrumental aus 1958. Jazzfreunden dürfte der Standard "Caravan" von Duke Ellington/Irving Mills/Juan Tizol ein Begriff sein, und viele andere darüber hinaus werden diese Melodie auf jeden Fall auch kennen. Hier sind es The Polk Brothers, die sich diese Komposition zu Eigen gemacht haben und als "Caravan Rock" ihre eigene Vorstellung abgeliefert haben, nun in ein instrumentales Rockabilly-Gewand gekleidet. Dieser Song erscheint weiterhin noch zweimal, einmal von The Fendermen und dann von Bobby Christian. Während The Fendermen den Song in einen Surf-Modus verfrachten, lässt es Drummer/Perkussionist Christian hinter einer verhallten Gitarre ordentlich scheppern. Dazu erklingt ein wie ein heulender Wüstenwind agierender Chor.

Eddie 'The Sheik' Kochak fusioniert im "Shish-Ka-Bob Rock" Rock’n’Roll arabische und Latin-Elemente, und wie nicht anders zu erwarten, brilliert Big Maybelle mit ihrer bekannten kraftvoll-rauen Shouter-Stimme. Ja, die im Blues und Rhythm & Blues beheimatete Sängerin ist beeindruckend. Die arabischen Einflüsse sind hier relativ gering gehalten. Die Kollegin Dinah Washington, die auch im Jazz Fuß fasste, kommt dem dann doch ein wenig näher mit "One Arabian Night".

Da klingt es doch mehr nach Orient, wenn zum Beispiel Ganimian And His Orientals auffordern: "Come With Me To The Casbah". Charles 'Chick' Gaminian stammte ursprünglich aus Armenien und war ein sehr guter Oud-Spieler. So ist es sehr interessant, wie die jeweiligen Protagonisten*innen ihren jeweilig originären Stil mit Elementen orientalischer Musik anreicherten. Immer wenn es sich um Surfbands oder ähnliche handelte, zum Beispiel The Teentones oder Dave & The Customs, schien sich dieses problemlos zu integrieren, als hätte man in diesem Genre bereits orientalische Elemente im Sound berücksichtigt.

Erstaunlich ist auf jeden Fall, wie vielseitig ausgeprägt man sich in verschiedenen musikalischen Genres mit dem Einbezug orientalischer Elemente beschäftigt hat. Sogar auf Art Neville von den Neville Brothers trifft man hier, The Sandpipers ("Guantanamera") besangen "Ali Baba", R&B/Blues-Saxofonist Preston Love ist dabei und mit Ferlin Husky ein Country-Musiker.


Tracklist "Destination Desert , 32 Oriental Rock’n’Roll Treasures":

  1. Jerry Reed – Rockin' In Baghdad (2:51)
  2. The Champs – Ali Baba (2:17)
  3. The Polk Brothers – Caravan Rock (2:13)
  4. The Ramrocks – Pasha (2:11)
  5. Eddie 'The Sheik' Kochak – Shish Ka Bop Rock (2:16)
  6. The Majestics – Oasis, Part I (2:10)
  7. Big Maybelle – That’s A Pretty Good Love (2:33)
  8. Jack Hammer – Ali Ben Ghazi (2:30)
  9. The Latins – Habibi Twist (3:12)
  10. The Slaves – Hari’s Harem (2:08)
  11. The Saxons – Camel Walk, Part I (2:17)
  12. Jo Ann Campbell – Ahab The Arab (2:54)
  13. Preston Love – Ali Baba’s Boogie (2:06)
  14. The Colts – Sheik Of Araby (2:29)
  15. Dinah Washington – One Arabian Night (2:27)
  16. The Fendermen – Caravan (2:05)
  17. Ferlin Husky – Aladdin’s Lamp (2:22)
  18. Leroy Holmes – In A Persian Market (2:32)
  19. Bill Haley And His Comets – Oriental Rock (2:40)
  20. Bobby Freeman – Sinbad (2:18)
  21. The Teentones – Sands Of Arabia (2:38)
  22. Ganimian And His Orientals – Come With Me To The Casbah (2:25)
  23. Dave And The Customs – Ali Baba (2:49)
  24. Art Neville – Arabian Love Call (2:21)
  25. The Socialties – King Tut Rock (2:20)
  26. The Big Sound Of Don Ralke – Zooba! (2:01)
  27. Billy Grammer – Princess Of Persia (2:20)
  28. Johnny And The Hurricanes – Sheba (2:12)
  29. Kent Westberry – Turkish Doghouse Rock (2:28)
  30. The Renegades – Istanbul (2:24)
  31. The Sandpipers – Ali Baba (1:59)
  32. Bobby Christian – Caravan (2:05)

Gesamtspielzeit: 76:47, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>