«

»

V.A. / Destination Hong Kong – CD-Review

V.A. / Destination Hong Kong - CD-Review

Untertitel: "Dim Sum Rock ’n' Roll Collection". Ja, thematisch geht es bei dieser neuen Kollektion von Bear Family Records um China, oder genauer gesagt um Hong Kong, der ehemals britischen Enklave. Aber wer nun glaubt, dass uns die Reise in die Welt chinesischer Musiker führt, der irrt. Denn auch im Westen hat man sich schließlich mit dieser geheimnisvollen Welt beschäftigt, und zwar auf dieser Kollektion mit den Fünfzigern und Sechzigern. In dieser Zeit entstanden diese sechsundzwanzig Songs. Das war dann auch jene Zeit, in denen sich viele Chinesen in den Vereinigten Staaten niederließen, und das schlug sich wohl auch in der Musikszene ein wenig nieder.

Bear Family Records führt unter anderen dazu aus: »In unserer Destination-Serie aus dem Land der Morgenröte dreht sich alles um Musik, Lebensart, Mythen und fernöstliche Gerichte und Getränke. Die Playlist aus den 1950er und frühen Sechzigerjahren liefert den Oriental Hop, Chinese Boogie, Shanghied, Hot Sake, Ching Ching Wong, Hong Kong Blues und weitere musikalische Highlights«.

Und auch hier werden wir erneut auf einige bekannte und sehr viele unbekannte Acts stoßen, denn wer kann auf Anhieb etwas zu Moon Kim, The Dazzlers, Melvin Smith, The Glad Rags, Kenneth Deal, The Quinns oder Annisteen Allen ausführen? Nun, hier bietet sich die Gelegenheit, sie und noch weitere Musiker endlich kennenzulernen. Hierbei hilft natürlich auch das sechzehn Seiten starke Booklet, von Roland Heinrich zusammengestellt mit reichlichen Informationen zu jedem einzelnen Song und Künstlern*innen.

Musikalisch orientiert man sich zwar daran, stets ein wenig chinesische Klänge und Tonfolgen zu integrieren, doch in der Basis bleibt es Rhythm & Blues und Rock’n’Roll, und vielleicht ein kleiner Hinweis auf einen Hauch Jazz mit dem Opener des Jack Hale Orchestra, wo kein Chop Suey, sondern "Bop Suey" verspeist wird. Die relativ unbekannte Band The Dazzlers, die auf dem Label Knick Records eine der dort nur erschienene drei Singles veröffentlichte, bringt ein locker swingendes Instrumental, ein rares Teil offensichtlich, The Hi-Fives präsentieren "Hong Kong", eine Nummer konzipiert für den Film "Flight To Hong Kong", ein an Surfmusik angelehnter Titel von Danny Steel bringt uns zum Twisten, und so wechseln sich so recht unterschiedliche Stimmungen ab.

Kurios wirkt "My China Doll" von The Glad Rags, ein bisschen chinesisch angehauchter Doo Wop, ein wenig Soul-Jazz-Groove mit Ken Nordine & His Kinsmen, Rockabilly auf Chinesisch mit von hohen Stimmen vorgetragenem wortlosen Gesang, dazu ein cooles Gitarrensolo, und der "Ah, So – Drummer Man" wird auch noch angesagt und präsentiert. Insofern stößt man auf reichlich kuriose Songs, relativ ’normal' ausgeführte Titel gibt es allerdings auch, "Hong Kong Jelly Wong" von The Royaltones kommt als flotter R&B, und auch in diese Richtung geht das Stück von Leroy Washington, mit einem Extra-Schuss Blues. Wie man liest, ist gar nichts bekannt über The Calenders, und so manch ein unbekannter Act ist hier versammelt.

Dafür werden einige den 'Master Of The Telecaster', Jimmy Bryant, kennen, er bringt ein gut rockendes Instrumental mit "Ha-So", und wie es sich bereits aus dem Bandnamen ableitet, The Instrumentals, rockt der "Chop Suey Rock" mit scharfer 'Gitarrensoße' gut ab. Einen Ausflug nach Japan gibt es allerdings auch noch, zum Fujiyama, Annisteen Allen besingt die "Fujiyama Mama". Und zum Schluss meldet sich ein alter guter Bekannter noch zu Wort, Jerry Lee Lewis präsentiert seine Version des Songs von Hoagy Carmichael, den "Hong Kong Blues", komponiert im Jahre 1939.


Tracklist "Destination Hong Kong":

  1. Jack Hale Orchestra – Bob Suey (2:10)
  2. Moon Kim – Oriental Hop (1:55)
  3. The Dazzlers – Oo-Clazy! (2:16)
  4. The Hi-Fives – Hong Kong (2:32)
  5. Melvin Smith – Zaki Sue (2:14)
  6. Danny Steel with Hank Farrell And His Rythm Boys – Chinese Twist (3:20)
  7. The Glad Rags – My China Doll (1:47)
  8. Ken Nordine And His Kinsmen – Hot Sake (1:50)
  9. The Highlights – Ah, So (2:05)
  10. The Royaltones – Hong Kong Jelly Wong (1:53)
  11. The Five Keys – Ling, Ting, Tong (2:07)
  12. Bernie Turner & The Armorettes – Ching Ching Wong (3:09)
  13. The Calenders – Hong Kong (2:22)
  14. The Hy-Tones – Chinese Boogie (2:34)
  15. Jackie Lee – Hong Kong (1:58)
  16. Leroy Washington – My Chinatown Girl (2:13)
  17. The Nitecaps – Bamboo Rock 'N' Roll (2:34)
  18. Kenneth Dea l– Chinatown Rock (2:37)
  19. Webb Pierce – Shanghied (1:51)
  20. Jimmy Bryant – Ha-So (1:52)
  21. The Quinns – Hong Kong (2:19)
  22. The Instrumentals – Chop Suey Rock (2:33)
  23. Annisteen Allen – Fujiyama Mama (2:29)
  24. Larry French with Duke Larson & The Geisha Girls – Chopstick Twist (1:39)
  25. The Revels – Foo Man Choo (2:05)
  26. Jerry Lee Lewis – Hong Kong Blues (2:25)

Gesamtspielzeit: 59:44, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>