V.A. / Destination Summer Sea Cruise – CD-Review

Bear Family stellt dreiunddreißig Songs zum Thema Kreuzfahrt vor, oder, wie es im Untertitel heißt, "33 Ocean Steamers For Your Vacation". Also, auf zur musikalischen Urlaubsreise! Und aufgrund der Vorstellung der Stücke dürfte es sich um eine äußerst nostalgische Kreuzfahrt handeln, werden doch Lieder aus den Jahren 1955-1964, überwiegend aus den Bereichen Rock’n’Roll, Rhythm & Blues, Jazz und Pop geboten.

Wie in der Regel bei den Kompilationen von Bear Family Records, treffen wir auch auf hoher See auf eine Mischung von berühmten Künstler*innen, weniger bekannten und wohl total unbekannten. Ricky Nelson, Joey Dee & The Starliters, Billy Vaughn & His Orchestra, Harry James & His Orchestra oder Les Paul & Mary Ford sollten bekannt sein, bei Musikern wie Speedy West, Marvin Rainwater oder Jack Scott habe ich auch noch keine Schwierigkeiten, doch wenn es um Billy Mure’s Supersonic Guitars, Vince Maloy, The Polaras, Mina e I Solitari oder Helene Dixon geht, dann muss ich schließlich passen.

Aber – wozu gibt es denn dieses hervorragende Booklet? Hintergründe werden auf vierundzwanzig Seiten mit vielen seltenen Bildern und Erinnerungen beschrieben. Und – ganz bekannt geht es los, diesen Eröffnungstitel werden wohl recht Wenige noch nicht zu Gehör bekommen haben: "Sea Cruise" von Frankie Ford, aus 1958, mit richtigen Schiffsgeräuschen. Diesen Song haben Viele gecovert, dieses ist die originale Hit-Version, obwohl von Huey "Piano" Smith aus New Orleans komponiert, der den Song dann auch bereits, jedoch nicht so erfolgreich, bereits vorher aufgenommen hatte.

Ricky Nelson’s "A Long Vacation", das fällt sehr auf, dieser Song aus 1959 klingt verdammt nach dem zwei Jahre älteren "Not Fade Away" von Buddy Holly, und so wird man bei Songs aus jener Zeit stets etwas finden, was ähnlich klingt. Nicht so "By The Beautiful Sea" von Billy Mure’s Supersonic Guitars, ein Instrumental, das Züge einer Polka aufweist und ein wenig nach Musik für einen verrückten Kurzfilm klingt, französischen Filmen von "Monsieur Hulot" würde das auch gut stehen. Wo wir gerade bei Frankreich sind – "La Mer", das kenne ich ja von Charles Trenet, dem Chansonnier, hier spielt es Earl Grant als Instrumental unter dem Titel "Beyond The Sea", mit fetter Hammond-Orgel swingt es jazzig dahin.

Wer um Himmels Willen ist Karl Hammel, Jr.? Der Mann geht als eines der One-Hit-Wonder durch, sein "Summer Souvenirs" hielt sich acht Wochen lang in den Billboard Charts und erklomm Platz achtundsechzig, in 1961. Ja, ein angenehmer harmonischer Pop-Song jener Zeit. Die erste richtig gute Überraschung erreicht mich mit Vince Maloy, sein "Soda Pop" aus 1958, ein fetziger R&B-Titel im Fahrwasser solcher Sachen wie "Wine Wine Wine" von Floyd Dixon (1952) und ähnlicher Stücke. Hier ist es die scharfe Gitarre, die den Song so fetzig anreichert.

Ferner gibt es halt die übliche Mischung, Doo-Wop der Vocal Group The Ivies, Rock’n’Roll von Bobby Gray, Surfmusik von Pete Cummins And The Redeemers Four und The Polaras, die nur vier Stüvkr aufgenommen haben sollen, Popsongs wie "Teenie Weenie Bikini" von Mitchell Torok, schmachtende Unterhaltungsmusik von Dick Haymes & Eileen Wilson, R&B von Big Jay Mercer, Jazz mit großem Orchester (Harry James And His Orchestra), Rockabilly mit Marvin Rainwater, ach ja, und das so sehr bekannte Thema von "Sail Along Silvery Moon" von Billy Vaughan And His Orchestra, das mich an meine Kindheit erinnert, denn wenn das im Radio lief, wurde lauter gedreht.

Etwas heraus sticht noch der Steel-Guitar-Virtuose Speedy West, der hier allerdings, entgegen seines Namens, mit "Rippling Waters" eine schmachtende Instrumental-Ballade vorlegt. Eine sonderbar klingende Version von "Summertime" gibt es von der mysteriösen Band Chubby Chops And The Twisting Cyclones, und Mina con I Solitari entführen uns mit "Tintarella Di Luna" nach Italien, hat der Kreuzfahrtdampfer wohl auch dort kurz angehalten. Stark – auch Ska wird noch geboten, Don Drummond And The Skatalites zeichnen dafür verantwortlich! Und mit einem klassischen Duo werden wir verabschiedet, Les Paul & Mary Ford mit "In The Good Old Summertime", und wir können uns am so virtuosen und innovativen Gitarrenspiel von Les Paul erfreuen!

Tracklist "Destination Summer Sea Cruise":

1. Frankie Ford – Sea Cruise (2:44)
2. Ricky Nelson – A Long Vacation (2:11)
3. Billy Mure’s Supesonic Guitars – By The Beautiful Sea (1:48)
4. Earl Grant – Beyond The Sea (3:03)
5. Karl Hammel, Jr. – Summer Souvenirs (2:15)
6. Floyd Brown – Thunderbird Beach (2:57)
7. Vince Maloy – Soda Pop (1:59)
8. The Ivies – Sunshine (2:30)
9. Rickey Leigh & The Twins – Seashore Stomp (1:54)
10. Speedy West – Rippling Waters (2:43)
11. Bobby Gray – There’s Gonna Be A Party (On The Beach) (1:34)
12. Chubby Chops & The Twisting Cyclones – Summertime (2:52)
13. Pete Cummins & The Redeemers Four – The Surfin' Freeze (2:45)
14. The Polaras – Breaker (1:49)
15. Hank Thompson & His Brazos Valley Boys – Teach 'Em How To Swim (2:32)
16. Mitchell Torok – Teenie Weenie Bikini (2:00)
17. Dick Haymes & Eileen Wilson – It’s A Lovely Day Today (3:06)
18. The Keil Isles – Sea Cruise (3:06)
19. Joey Dee & The Starliters – Twistin' On A Liner (1:29)
20. Big Jay Mercer with Joe Anderson & The Groovers – Bermudas (1:50)
21. Marlon 'Madman' Mitchell & The Rocketeers – Bermuda Shorts (1:44)
22. Harry James & His Orchestra – Sleepy Lagoon (3:07)
23. The Strollers feat. Artie Malvin – Moonlight Cocktail (2:30)
24. Billy Vaughn and His Orchestra – Sail Along Silv’ry Moon (2:07)
25. Myron Lee & The Caddies – Magic In A Summer Night (1:42)
26. The Techniques – Moon Tan (2:03)
27. Mina con I Solitari – Tintarella Di Luna (2:57)
28. Helene Dixon – The Breeze (That’s Bringing My Honey Back To Me) (2:32)
29. Don Drummond & The Skatalites – Cool Shade (4:01)
30. Marvin Rainwater – Hot And Cold (2:07)
31. Jack Scott – Cool Water (2:26)
32. The Shells – Sipping Soda (2:16)
33. Les Paul & Mary Ford – In The Good Old Summertime (2:08)

Gesamtspielzeit: 79:05, Erscheinungsjahr: 2023