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V.A. / Easter Parade, 29 Easter Eggs For The Springtime Basket – CD- Review

V.A. / Easter Parade, 29 Easter Eggs For The Springtime Basket

Weihnachten ist vergessen, es darf Ostern gefeiert wären. Mit bärenstarker Aktivität setzt Bear Family Records natürlich auch dieses Jahr wieder ein Zeichen mit einer Kollektion zum Thema, dieses Mal mit neunundzwanzig Songs, die nicht nur Ostern, sondern auch den Frühling zum Thema haben. "Season’s Greetings: Easter Parade – 29 Easter Eggs For The Springtime Basket". Wir stoßen auf nostalgische Erinnerungen aus vier Jahrzehnten, entstanden zwischen 1932 und 1962. Dazu, wie gewohnt, ein dickes Booklet, zwanzigseitig, das über die beteiligten Künstler*innen ausführlich informiert.

Die abwechslungsreiche Musikauswahl reicht von leichter Unterhaltung und Pop über Country Music und Blues bis zu Jazz, Doo Wop und Rock’n’Roll. Erneut gelungen ist die Mischung aus namhaften Acts wie Sarah Vaughan, Bing Crosby, Chubby Checker oder Pat Boone, die auf viele Unbekannte treffen, teils mit raren Aufnahmen, die erstmals auf CD erscheinen, darunter eine Schellackplatte des britischen New Concert Orchestra (#17) – und das in brillanter Soundqualität! Aus dem Spielfilm "April Love" wurde der Titelsong und Hauptmelodie des Films vom Lionel Newman Orchestra ausgewählt (#21). "Egbert The Easter Egg" (#8) ist eine seltene Aufnahme, die seinerzeit für Kinder aufgelegt wurde und zum Klassiker avancierte, hier ist es in der Version von Betty Clooney (Schwester von Rosemary Clooney und Tante von George Clooney) zu hören.
Das Genre Country ist abgedeckt durch Musiker wie unter anderem Jimmy Wakely, Speedy West & Jimmy Bryant, zum Jazz geht es mit Ernie Freeman oder Johnny Hodges und Rock’n’Roll wird präsentiert durch Frankie Lymon, Tex Harper, Chuck Higgins. Ferner schielen wir ins Doo-Wop und R&B-Lager mit The Tri-Tones, Billy Bland, Don & Juan.

Aber jetzt will ich mich erst einmal vom Thema 'befreien', und der Musik ungeachtet dessen lauschen. Jimmy Wakely eröffnet den Reigen mit einem lustig aufspielenden Lied über "Peter Cottontail", der munter durch den Song hüpft und mitten drin ist ein kurzes Orgelsolo. Die mir aus dem Jazz durchaus bekannte Chris Connor mit ihrer tiefen erotischen Stimme wird von satten Streicherklängen sanft umspielt von Ralph Burns und seinem Orchester. So stellt die Dame fest, dass ja ganz plötzlich Frühling eingetreten ist, ja, da hüpfen die Gefühle.

Und so geht es munter weiter, mit hoppelnden Kaninchen, lustigen Bunnies und Frühlingsgefühlen. Besonders hervorheben möchte ich folgende Tracks, weil sie sich angenehm aus dem Üblichen abheben. Fay Darling mit dem energisch treibenden "Funny Bunny", das Elemente von Doo-Wop und Rockabilly vereint. Man kann nachlesen, dass Fay wenig bekannt war und lediglich eine Handvoll Singles im Country-Genre vorlegte.

Ach – wie süß, nicht nur "My Choc’late Rabbit", den die erst siebenjährige Little Beverley Bunt 1959 besang, sie selbst schaut auf dem Foto ebenso aus, süß. Swingenden Sound verbreitet auch die Rock’n’Roll-Band The Tri-Tones aus der Gegend um Boston, Massachusetts, sie halten sich ein "Chicken In The Basket". Das gleiche Tier besingt unmittelbar danach Billy Bland im besten Bo Diddley-Sound. Ein weiterer Höhepunkt ist der Song von Speedy West & Jimmy Bryant, die in den Fünfzigern einige instrumentale Nummern einspielten, mit der scharf gespielten Gitarre von Bryant, der damit locker ein Hühnchen nachahmt, und die Pedal Steel von West.

Vorsicht – Schmalz, aber soooo schön, wenn Bing Crosby nicht nur zur Weihnachtszeit gehört werden muss, sondern hier den Frühling besingt mit "The Ol' Spring Fever". Der älteste Titel, "Something To Do With Spring", aus 1932, klingt, gesungen von Noël Coward, schon fast wie Comedy, mit dieser harten und akzentuierten Sprache, bis dann die kurzen Songs abgelöst werden durch Jazz mit einer Spieldauer von 9:20. Jaaaa, Johnny Hodges, der balladeske Saxofonist und wichtiger Mann bei Duke Ellington, lässt Jazz-Freunde mit dem "Little Rabbit Blues" dahinschmelzen, cooooool und lässig, wie die Band den Song gestaltet.

Und noch einmal rockt es mit Rudy Preston und "Don’t You Go Chicken" inklusiver wilder, imitierter Hahnenschreie. Eigentlich heißt der Mann Freddie 'Tex' Harper und stammt aus Jacksonville, Texas. Dennoch kennt man ihn wohl kaum, er soll wohl mehrere Pseudonyme verwendet haben. Mit lasziver Ausstrahlung ertönt Jeri Southern, ebenfalls eine sehr gute Jazz-Sängerin, auch sie widmet sich den Frühlingsgefühlen, und eine Konkurrentin, ich mag beider Stimmen sehr gern, Jo Stafford, beendet diesen Oster/Frühlingsreigen mit einen Klassiker des Great American Songbooks, "All The Things You Are", in einer absolut dramatisch klingenden Version.


Tracklist "Easter Parade, 29 Easter Eggs For The Springtime Basket":

  1. Jimmy Wakely – Peter Cottontail (2:10)
  2. Chris Connor – Suddenly It’s Spring (3:09)
  3. Frankie Lymon – Up Jumped A Rabbit (2:22)
  4. Fay Darling– Funny Bunny (2:13)
  5. Ernie Freeman– Spring Fever (2:04)
  6. Vera Lynn– Two Easter Sunday Sweethearts (2:45)
  7. Sarah Vaughan & Billy Eckstine– Easter Parade (3:13)
  8. Betty Clooney & The Sandpipers – Egbert The Easter Egg (1:36)
  9. Beverly Bunt – My Choc’late Rabbit (2:27)
  10. Jimmy Wakely – The Easter Egg Parade (1:56)
  11. The Tri-Tones – Chicken In The Basket (2:41)
  12. Billy Bland – Chicken In The Basket (2:42)
  13. Speedy West & Jimmy Bryant – Pickin' The Chicken (2:12)
  14. Rex & The Minors – Chicken Sax (2:22)
  15. Jimmy McCracklin – Let’s Do It (The Chicken Scratch) (2:38)
  16. Bing Crosby – The Ol' Spring Fever (2:55)
  17. Cedric Dumont & The New Concert Orchestra – Spring Idyll (2:54)
  18. Noël Coward – Something To Do With Spring (2:27)
  19. Johnny Hodges & The Ellington Men – Little Rabbit Blues (9:20)
  20. Pat Boone – April Love (2:38)
  21. Lionel Newman & His Orchestra – Main Title From 'April Love' (1:26)
  22. Jimmie Rodgers – Their Hearts Were Full Of Spring (2:28)
  23. Joe Graydon With Four Hits & A Miss – In The Spring Of The Year (2:33)
  24. Rudy Preston With Tommy Scott & His Ramblers – Don’t You Go Chicken (2:17)
  25. Chubby Checker – The Chicken (2:40)
  26. Chuck Higgins – The Rooster (2:39)
  27. Don & Juan – Chicken Necks (2:12)
  28. Jeri Southern – Spring Will Be A Little Late This Year (2:35)
  29. Jo Stafford – All The Things You Are (From 'Very Warm For May') (2:58)

Gesamtspielzeit: 79:05, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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