Aus einer Keimzelle zweier Bluesmusiker entwickelte sich etwas ganz Großes.
Roger C. Wade (Little Roger & The Houserockers, The Night Walkers) »[…] faced not only the loss of all upcoming gigs but also artistic boredom. To have something creative to do, he asked his pal Andreas "Ali" Arlt (B.B. & The Blues Shacks) to record something, anything, just for a bit of fun. Roger added some harp and vocals to the tracks Ali sent him, posted it online, where it was universally well received. […]«
So Dirk Föhrs (bluesnews-Magazin) unter anderem in seinem Text im Digipak.
Ein fettbedruckter Abschnitt im Informationsblatt ist an dieser Stelle Pflicht: »[…] Lockdown Sessions erscheint für einen guten Zweck. Die Einnahmen vom Projekt sollen den beteiligten Musikern über Corona-bedingte Engpässen helfen. Doch vielmehr erfüllt die Produktion für uns alle eine lebenswichtige Funktion: Sie liefert ein wirksames Mittel, eine starke Dosis waschechten Blues, und somit auch einen Schimmer Hoffnung in dunklen Zeiten. Schließlich hat uns der Blues schon immer geholfen, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. […]«
Als einzelne CD geplant, wurde aus der immer größer werdenden Zahl an Musikern schließlich ein Doppelalbum.
Nochmals Dirk Föhrs aus den Liner-notes: »[…] Not everything in these CDs is perfect. The recordings were made by the musicians at home, some with the simplest of equipment, even just a smartphone. […]«
Die dreiundzwanzig Eigenkompositionen beschäftigen sich natürlich mit Themen rund um Covid-19.
Am deutlichsten – zumindest vom Songtitel her – beziehen Michael van Merwyk sowie Ferdinand Kraemer in "Fuck You, Mr. Virus" Stellung. Das Duo, bewaffnet mit Dobro und Mandoline, kämpft erfolgreich gegen Corona an. Der Acoustic Blues mit Michael van Merwyk am Gesangsmikrofon ist aussagekräftig und in seiner balladesken Ausrichtung anziehend.
Die Blues Revue der hinreißenden Songs beginnt mit "Lockdown Blues" und einem fantastischen Blick zurück in die Zwölftakter-Geschichte. Klasse Brass-Sounds von Saxofonist Tommy Schneller (auch Gesang) sowie Trompeter Gary Winters. Coole Bläser-Soli!
Beim "Personal Shutdown" ist der finnische Künstler Tomi Leino gleich mit drei Instrumenten zu hören. Gitarre, Bass und Drums sind sein Ding im rootsig-bluesigen Track, den Marion Wade mit herrlichen Piano-Klängen umgarnt. Michael Arlts klasse Stimme kennen wir von B.B. & The Blues Shacks.
Oh, wie herrlich! Fred Kaplan, mit mehr Orgel als Piano-Einsatz, Jack O Ronnie und Andre Werkmeister grooven und swingen geradezu im Instrumental "Mean Old Quarantine".
Weil wir gerade in der Tracklist-Gegend sind, kommt es beim "Death Letter Blues" zur einzigen Fremdkomposition. Von Son House geschrieben, werden Abi Wallenstein und Roger C. Wade dem Original gerecht. Bei Abi Wallensteins rau-rauchiger Stimme hat beim Hörer die Gänsehaut ihren Auftritt.
In "Low-Down Lockdown" ist abermals Michael van Merwyk mit von der Partie. Boogie ist angesagt. Den perfekten Groove kreieren Jack O Roonie am Kontrabass und Schlagzeuger Micha Maass (auch Crazy Hambones). Die Saiten der Dobro werden mit dem Bottleneck bearbeitet und Victor Puertas spielt ein feuriges Harp-Solo.
Corona gibt es weltweit. Im "World Crisis Blues" geht es meistens ruhig und entspannt zu. Die Qualitäten eines Kai Strauss müssen nicht besonderes erwähnt werden, aber der indische Harper Aki Kumar sorgt für spitze Ohren. Sein Kanzellen-Spiel überzeugt. In "Can’t Get Too Loose" singt er auch noch beeindruckend. Aki Kumar zum Dritten: Bei "Everything Has Changed" spielt er gemeinsam mit Tomi Leino, der wieder drei Instrumente zum Klingen bringt und Pianist Fred Kaplan. Das Trio präsentiert Blues der bewegenden Art. Aki Kumar ist eine Entdeckung.
Neben der bereits erwähnten Marion Wade vertritt Veronica Sbergia die Frauenfraktion auf dem Doppeldecker.
Sie ist in "I Can Tell The World" mit ihrem musikalischen Partner Max De Bernardi (beide bilden das Duo Max & Veronica) sowie Chicago-Harper Joe Filisko zu hören. Klasse Washboard-Country Blues ist angesagt.
Außerdem bereichert sie mit ihrer Chor-Stimme "Come See About Me". Big Daddy Wilsons warmherzige Soul-Stimme wird durch die Sängerin hervorragend ergänzt. Im wunderschönen Song mit der wohl größten Besetzung – alleine drei Leute bilden die Brass-Section – sind Pianist Christian Bleiming und Schlagzeuger Andreas Bock Vertreter der Duo-Gruppe. "Boogie Galore" ist toller Boogie Woogie und in eine eher bluesige Richtung gehen Christian Bleimings Tasten-Fantasien in "Lockdown Shuffle". Den Shuffle zaubern Jack O Roonie und Micha Maass.
Versetzt mit einer Rock’n’Roll-Würze sind Timo Gross und Krissy Matthews sowie Micha Maas bei "Blow A Poor Man Down" die Exponenten des Blues Rock.
Ohne Schlagzeug ist der Schluss von den "Lockdown Sessions" bemerkenswert.
Jens Turowski (Brother Snakeoil & The Medicine Men), Gary Winters und Tommy Schneller spielen wunderschön einfühlsam sozusagen die Hymne der zwei CDs. Highlight!
Beim letzten Song endet nun auch die Reise mit vielen Haltestellen bei den fünfundzwanzig Songs, die auf den "Lowdown Sessions" erschienen sind und dieses Album mit seinen so vielen Spielarten des Blues hat – nicht nur wegen des unterstützenden Anliegens – eine Tipp-Grafik verdient.
»[…] HOT BLUES AND BOOGIE TO FIGHT THAT CABIN FEVER! […]«
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up "Lockdown Sessions":
Abi Wallenstein (vocals, guitar – CD 1 – #4, CD 2 – #3)
Aki Kumar (vocals, harmonica – CD 1 – #2,12, CD 2 – #10)
Andre Werkmeister (drums – CD 1 – #5, CD 2 – #2,4)
Andreas Arlt (guitar – CD 1 – #2,7,11, CD 2 – #5)
Andreas Bock (drums – CD 1 – #9)
Big Daddy Wilson (vocals – CD 1 – #4)
Christian Bleiming (piano – CD1 – #9, CD 2 – #9)
Black Patti:
Peter C. Crow (guitar, vocals – CD 1 – #13)
Ferdinand Kraemer (vocals – CD 1 – #13, mandolin – CD 1 – #13, CD 2 – #7)
Fred Kaplan (piano – CD 1 – #5,12, CD 2 – #10)
Gary Winters (trumpet, flugelhorn, horn arranging – CD 1 – #1, CD 2 – #4,12)
Jack O Roonie (double bass – CD 1 – #1,2,5-7,10,11, CD 2 – #2,6,9)
Jens Turowski (guitar, vocals – CD 2 – #12)
Joe Filisko (harmonica – CD 1 -#13, CD 2 – #8)
Jürgen 'Big Jay' Wieching (baritone saxophone – CD 2 – #2)
Kai Strauss (guitar, vocals – CD 1 -#12)
Krissy Matthews (guitar, vocals – CD 1 – #8)
Larry Garner (guitar, vocals – CD 2 – #1)
Little Victor Mac (slide guitar, vocals – CD 1 – #10)
Michael Arlt (harmonica, vocals – CD 1 – #3)
Marion Wade (piano – CD 1 – #1,3,11, CD 2 – #6)
Max De Bernardi (guitar – CD 2 – #8)
Veronica Sberiga (washboard, vocals – CD 2 – #8, backing vocals – CD 2 – #4)
Micha Maass (drums – CD 1 – #1,2,7, CD 2 – #9)
Michael van Merwyk (guitar, vocals – CD 1 – #6, CD 2 – #1,7)
Nathan James (guitar, washboard, percussion, drums, shaker, tamborine, octave bass, vocals – CD 2 – #11)
Nico Duportal (guitar, vocals – CD 2 – #2)
Roger C. Wade (harmonica, vocals – CD 1 – #4,7,10, CD 2 – #5)
Timo Gross (guitar, bass, vocals – CD 1 – #8)
Tomi Leino (guitar CD 1 – #1,3 bass, drums – CD 1 – #1,3, CD 2 – #10)
Tommy Schneller (vocals – CD 1 – #1, saxophone – CD 1 – #1, CD 2 – #4,6,12)
Victor Puertas (vocals – CD 1 – #6, harmonica – CD 1 – #6, CD 2 – #3,11, piano – CD 2 – #2,4, ukulele bass – CD 2 – #4)
Tracklist "Lockdown Sessions":
CD 1:
- Lockdown Blues (3:30)
- Can’t Get Too Close (2:01)
- Personal Shutdown (3:30)
- Death Letter Blues (4:56)
- Mean Old Quarantine (3:59)
- Low-Down Lockdown (3:59)
- Get Me Outta Here (2:16)
- Blow A Poor Man Down (4:47)
- Boogie Galore (2:33)
- The Death Of Louisiana Red (3:59)
- Home Alone Stomp (3:56)
- World Crisis Blues (2:49)
- Be Ready When He Comes (2:49)
CD 2:
- Why You Lie (3:58)
- Hey Sweet Marie (2:33)
- Destination Mississippi (3:17)
- Come See About Me (3:46)
- I Know (2:44)
- Sax Supreme (4:46)
- Fuck You, Mr. Virus (3:49)
- I Can Tell The World (2:36)
- Lockdown Shuffle (2:34)
- Everything Has Changed (4:24)
- Come What May (3:19)
- Give Me My Heart Back (3:03)
Gesamtspielzeit: 43:37 (CD 1), 40:53 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2020
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