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V.A. / On The Dancefloor With A Bop – CD-Review

V.A. - "On The Dancefloor With A Bop" - CD-Review

Und die Themenrunde des Labels Bear Family Records hinsichtlich einer satt bevölkerten Tanzfläche geht in die nächste Runde: Hatte unser Wolfgang gerade erst vor ein paar Monten die Scheibe On The Dancefloor With A Twist vorgestellt, liegt mir nun frisch ausgeliefert "On The Dancefloor With A Bop" vor. Bop? Also Bop von BeBop und somit Jazz? Nein, hatte damit nichts zu tun. Der Bop war Mitte bis Ende der fünfziger Jahre einfach ein weiterer, für damalige Zeiten ziemlich wilder, Tanz, der zu Rock’n’Roll- und Rockabilly-Klängen auf die Bretter gelegt wurde. Stolze 36, wenn zugegebenermaßen auch ziemlich kurze, Tracks enthält diese neue Compilation. Songs aus der zweiten Hälfte der Fünfziger also, als der Rock’n’Roll gerade laufen gelernt hatte und im Rückspiegel bereits den Verfolger und nahen Verwandten Rockabilly hinter sich her ruckeln sah.

Prominent wird der Reigen von Gene Vincent And His Blue Caps und der Nummer "Dance To The Bop" eröffnet, bei der gleich nach allen Regeln der Kunst drauf los gerockt wird. Im neuen Jahrtausend und nachdem der Punk Rock, Heavy Metal, Thrash Metal, Black Metal und, und, und … hinter uns liegen, mag der Rock’n’Roll und Rockabilly der damaligen Zeit vergleichsweise zahm klingen, aber dennoch hört man bei diesen Aufnahmen eine ungeheure Power und Urgewalt heraus. Wie mag das damals im Konzert-Saal abgegangen sein? Man wünscht sich regelrecht eine Zeitmaschine herbei, um diese einmalige Erfahrung nur ein einziges Mal erleben zu dürfen. Gene Vincent And His Blue Caps sind übrigens mittig mit "Bluejean Bop" sowie gegen Ende der Scheibe mit "Bop Street" noch ein paar weitere Male vertreten, ohne Frage mit zwei Titeln, mit denen die Band ebenso wenig Gefangene nahm wie dem ersten hier vertretenen.

Diese Zusammenstellung enthält eine coole, gesunde Mischung aus heute eher unbekannten bzw. vergessenen Namen wie etwa The Tune Rockers, The Jodimars, Sidney Jo Lewis oder Vern Pullens, aber auch zu echten Stars expandierenden Musikern wie Carl Perkins, Wanda Jackson, den bereits erwähnten Gene Vincent, Brenda Lee oder den zumindest hier in RockTimes schon einmal vorgestellten Edwin Bruce. Und gesund ist die Mischung, weil alle auf diesem Silberling beteiligten Musiker und Bands ihr Handwerk ganz hervorragend verstanden. Ronnie Pearson beispielsweise lässt es mit "She Bops A Lot" heftig krachen, Don Willis bringt die Wände mit "Boppin' High School Baby" zum Wackeln, Ray Scott And The Four Recorders grooven sich einnehmend durch "Bopping Wig Wam Willie" und Simon Crum hat sogar eine dominante Bläser-Sektion am Start, gegen die er mit seiner mächtigen Stimme die Balance hält.

Die gute Brenda Lee veredelt "Rock The Bop" mit ihren einzigartigen Vocals, während Carl Perkins bei "Boppin' The Blues" wieder einmal unter Beweis stellt, wo der Hammer hängt. "On The Dancefloor With A Bop" ist erneut eine sehr starke Zusammenstellung, die beim Anhören unweigerlich in die Beine geht. Denn selbst den Nicht-Tänzern sollten diese Tracks zumindest die Fuß-Wippe ganz automatisch in Bewegung setzen. In bester Bear Family-Qualität gibt es dazu ein 36-seitiges Booklet mit Texten zu allen hier vertretenen Künstlern. Und da auch die Spielzeit mit knapp achtzig Minuten Beachtliches vorzuweisen hat, kann diese Compilation den Freunden dieses Stils allerreinsten Gewissens empfohlen werden. Oder, um es mit den Worten von Bash Hofner And The Pearl Wranglers zu sagen:

»Everybody’s rockin', everybody’s boppin'
rockin' and a-boppin' and hoppin' all over the floor«

(aus dem Song "Rockin' And A-Boppin'")


Tracklist "On The Dancefloor With A Bop":

  1. Gene Vincent And His Blue Caps – Dance To The Bop
  2. Billy Prager & His Caravans – Do It Bop
  3. Al Ferrier & His Bopping Billies – Let’s Go Bopping Tonight
  4. Billl Harlan – I Wanna Bop
  5. Macy Skipper – Bop Pills
  6. Bill Hayes – Bop Boy
  7. Ronnie Pearson – She Bops A Lot
  8. Dub Dickerson – Boppin' In The Dark
  9. Doug Amerson With Peck Gregory & His Dude Cowboys – Bop, Man, Bop
  10. Wanda Jackson – Honey Bop
  11. Vern Pullens – Bop Crazy Baby
  12. Gene Vincent And His Blue Caps – Bluejean Bop
  13. Don Willis – Boppin' High School Baby
  14. King Victor – Boppin' Bobbie Jean
  15. Leroy & The Continentals – Continental Bop
  16. Eddie Bond And The Stompers – Boppin' Bonnie
  17. Jack Earls & The Jimbos – Let’s Bop (take 3)
  18. Sidney Jo Lewis – Boppin' To Grandfather’s Clock
  19. Mike Fern With The Del Royals Orchestra – A-Bomb Bop
  20. Paul Anthony – Bop! Bop! Bop!
  21. Little Jimmy Dempsey – Bop Hop
  22. The Jodimars – Dancin' The Bop
  23. Alvadean Coker & The Cokers – We’re Gonna Bop
  24. Brad Suggs With The Swingsters – Bop Baby Bop
  25. Edwin Bruce – Rock Boppin' Baby
  26. Carl Perkins – Boppin' The Blues
  27. Bash Hofner And The Pearl Wranglers – Rockin' And A-Boppin'
  28. The Rock-A-Teens – Lotta Boppin'
  29. Ray Scott And The Four Recorders – Bopping Wig Wam Willie
  30. Alvis Wayne – Swing Bop Boogie
  31. Larry And His Rocking Montclair’s  – Crazy Bop
  32. Lew Williams – Bop Bop Ba Doo Bop (Classroom Hop)
  33. Brenda Lee – Rock The Bop
  34. Simon Crum – Bop Cat Bop
  35. Gene Vincent And His Blue Caps – Bop Street
  36. The Tune Rockers – No Stoppin' This Boppin'

Gesamtspielzeit: 78:53, Erscheinungsjahr: 2023 (1955 – 1970)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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