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V.A. / Pfingstberg Blues / Red House – CD-Review

2012 war das Initial-Jahr für die Konzerte, die »[…] unter dem Motto "Blues macht stark!" […]« in der Pfingstberg Schule, Mannheim, stattfinden. Dabei treten die Bands/Künstler »[…] in der "Red House" genannten Mensa auf […]«.
Eine weitere Information aus dem Digipak-Text ist ebenfalls erwähnenswert: »[…] Der Erlös aus den Konzerten kam Schülerprojekten zu Gute, etwa dem Projekt "Herausforderung" und der "Nachbarschaftshilfe". […]«
Siebzehn Songs enthält die Compilation "Pfingstberg Blues – Red House". Das große Spektrum des Blues wird in den fast dreiundsiebzig Minuten Gesamtspielzeit voll ausgeschöpft.
Nationale wie internationale Formationen/Blueser geben sich auf der vorliegenden Platte quasi die Klinke in die Hand.
Zwölftakter mit Mundart oder ohne Texte darf es auch sein und aus meiner Sicht ist das Album auch eine tolle Gelegenheit, die Bekanntschaft mit eventuell unbekannteren Combos/Musikern zu machen. Am Anfang stehen die Pfingstberg Blues Allstars mit dem "Pfingstberg Blues". In dieser Formation befinden sich unter anderem Gitarrist Timo Gross, Sängerin Marion La Marché und Markus Lauer an den Tasten. Mit einem herrlichen Groove zieht einen schon der Beginn des Songs zu den Lautsprechern. Wenn Marion La Marché die ersten Zeilen der Nummer singt, dann weiß man definitiv, wie ein vom Soul aufgeladener Frauen-Gesang mit vielen Emotionen klingen muss, um zum rockenden Blues dieses Tracks perfekt zu passen. Keyboard- und Gitarren-Solo kommen noch obendrauf und schon ist der Hörer mittendrin im Blues der Platte.

Das Duo Red & Grey setzt auf den Muddy Waters-Klassiker "I Can’t Be Satisfied" mit Bottleneck, Dobro-Klängen, sehr überzeugendem Gesang und klasse Drumming. Klasse ist letztendlich auch die Country Blues-Interpretation von Red & Grey.
Der Österreicher Norbert Schneider beginnt den Reigen des Mundart-Blues. Die Nummer "Herrgott schau obe auf mi" ist verdammt interessant, zumal das Lied mit akustischer Gitarre und einem Blasinstrument sowie Piano-Klängen in der Begleitung sehr gut arrangiert ist.
Michael Bauer, Hans Reffert (unter anderem auch Guru Guru) und Wolfgang Schuster zelebrieren im feinsten Zwei-Gitarren-Blues das "Bluessänger sein". Ein tolles Stück 12-Takter mit eher gesprochenen Worten als Gesang. Ein gefühlvolles Sechssaiter-Solo ziert den Track und am Schluss gibt man zu, kein Bluessänger zu sein. Okay, das Lied ist aber trotzdem klasse.

Patrick Ziegler sowie Dan Popek sind beim "Pfingstberg Blues – Red House" die Vertreter des Boogie Woogie. Bei Patrick Zieglers Instrumental "Fender Meets Steinway" ist mit Fender nicht eine Gitarre gemeint, viel mehr ein Fender-Keyboard. Hier werden nicht nur zwei unterschiedliche Sounds miteinander gemischt, sondern auch Stile, denn die Fender vergnügt sich im Funk und das Klavier rollt dazu den Teppich des Boogie Woogie aus. Toll!
Der knapp über zwanzig Jahre junge Dan Popek bringt auch Hochgeschwindigkeit in seinen – mit einigen jazzigen Ablegern ausgestattet – Boogie Woogie. Tasten-Virtuosität mit Garantie auf beste Unterhaltung. Eine Entdeckung!

Timo Gross haut ein wahnsinnig rockendes, mit Riffs aufgeladenes "Down To The Delta" im Live-Format raus. Es dürfte bekannt sein, dass Timo Gross Synonym für besten Rock ist. Viel Spass bei diesem Mitschnitt.
Der "Räp im Sitzen" ist die wohl entspannteste Nummer auf dem Sampler. Sie wird gereicht von der Combo Töpelkings. Die Keyboard-Klänge sind relaxt und beeindrucken durch ihren schwebenden Charakter. Ein Lied, das die Repeat-Taste herausfordert.
Nick Woodlands "Bikes For Joey" erhält durch das Akkordeon einen weiteren farbigen Strich im Song-Bild. Das rockige Stück strahlt wie die Sonne vom blauen Himmel.
Die Down Home Perculators lassen mit flottem Harp-Spiel den Country Blues hochleben. Die Frauen-Formation Schöne Mannheims sind – vom Piano begleitet – abermals mit Dialekt-Blues unterwegs. Toller Gesang mit einem scherzhaften Augenzwinkern gefallen bei diesem Live-Track.
Wenn ein Song schon "Elmore’s Grave" heißt und zum fingerflinken Piano-Spiel eines Thomas Schyett die Slide-Gitarre von Ignaz Netzer die Runde macht, dann ist wohl Elmore James gemeint und Party angesagt.

Kosho (Söhne Mannheims), Jo Bartmes sowie Erwin Ditzner sind Cobody und ihre unglaubliche Version der Beatles-Nummer "I Want You", die man in die Erde des swingenden Jazz, Funk und natürlich Blues pflanzt. Brillant! Highlight! Entdeckung! Mehr davon!
Gleich danach gibt es weiteren Anlass zur Freude, denn Tom Waits' "Chocolate Jesus" ist in den Händen von Miss Zippy & The Blues Wail so herrlich luftig-leicht ausgefallen. Klasse! Peter Karps "Her And My Blues" ist toll in Szene gesetzter Zwölftakter, der seine Faszination durch den Kontrast von akustischer Gitarre und Slide-E-Gitarre zieht. Zum Abschluss gibt die Gruppe Like 'Em ihre Visitenkarte in Form von "Parallels" ab. Abseits der bekannten Blues-Muster ist diese Nummer eher punkiger Rock. Kommt gut!

Bei diesem tollen Sampler ist es Pflicht, alle siebzehn Bands/Künstler zu erwähnen, denn "Pfingstberg Blues – Red House" würdigt den Blues in seiner Vielzahl von Richtungen.


Tracklist "Pfingstberg Blues – Red House":

  1. Pfingstberg Blues All Satrs – Pfingstberg Blues
  2. Red & Grey – I Can’t Be Satisfied
  3. Norbert Schneider – Herrgott schau obe auf mi
  4. Schuster/Schultz – Don’t Cheap Yourself
  5. Nick Woodland – Bikes For Joey
  6. Patrick Ziegler – Fender Meets Steinway
  7. Töpelkings – Räp im Sitzen
  8. Timo Gross – Down To The Delta
  9. Bauer/Reiffert/Schuster – Bluessänger sein
  10. Dan Popek – Dan’s Boogie
  11. Down Home Perculators – Ride On, Red, Ride On
  12. Schöne Mannheims – Feeling Good
  13. Netzer & Scheytt – Elmore’s Grave
  14. Peter Karp – Her And My Blues
  15. Cobody – I Want You
  16. Miss Zippy & The Blues Wail – Chocolate Jesus
  17. Like 'Em – Parallels

Gesamtspielzeit: 72:52, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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