"25 Black Woman Singer, Movers & Shakers", so lautet der Untertitel dieser beiden Kompilationen von Koko-Mojo. Es geht hier also um "Rock And Roll Vixens"! Eigentlich bedeutet Vixen ja Füchsin, aber angesichts der sich recht lasziv und lüstern darstellenden Damen auf der und innerhalb der CD-Verpackungen dürfte eher die Übersetzung 'Femme Fatale', 'Heißer Feger' oder 'Erotische Damen' in Anspruch zu nehmen sein.
Jeweils fünfundzwanzig Afro-amerikanische Damen räkeln sich unter dem Laser und geben meist rockende Musik zwischen den frühen Fünfzigern und den Mitt-Sechzigern zum Besten, mitunter auch mit Herren-Begleitung (Louis Armstrong, Clyde McPhatter) oder als Teil einer Band. Ja, das ist Musik aus der goldenen Ära des Blues, Rhythm & Blues und eben ganz frühem Soul.
Im Gegensatz zu den Kollegen von Bear Family sind diese Kompilationen völlig ohne Informationen zu den einzelnen Songs und Interpretinnen ausgestattet. Bei Interesse muss man dann schon selbst entsprechende Nachforschungen anstellen. Und ich denke, angesichts der Fülle relativ wenig bekannter Acts sollte man sich dazu geneigt fühlen. "Boom De De Boom" von Jane Baker scheint lediglich eine von zwei Singles zu sein, die die Dame veröffentlicht hat. Sie bleibt mir auch genauso im Dunkeln wie zum Beispiel Betty James, über die man jedoch immerhin etwas zu vier Singles, davon drei auf Chess Records, findet.
Bekannter bzw. bekannt sind dann jedoch Little Esther, Mickey & Sylvia und Etta James. Das wiederum bedeutet nicht, dass sie eine Klasse besser darstellen als die Vielzahl der Unbekannten. Und so kann ich durchaus einige Highlights entdecken, wie den treibenden Blues von Jay Duvalle ("Matchbox, I’m Gonna Forget About You"), mit dem schneidend-scharfen Gitarrensolo, dass mich stark an Johnny Guitar Watson erinnert. Schade, auch zu der Lady findet man so gut wie gar nichts.
The Teen Queens hören sich an wie eine frühe Girl-Group mit satten R&B/Blues-Background, das waren die Schwestern Betty und Rosie Collins, die sogar einen Hit hatten mit "Eddie My Love", sowie weitere Veröffentlichungen, sie klingen sehr professionell. Richtig tollen Rhythm & Blues bietet das Jesse Powell Orchestra mit Fluffy Hunter als engagierte Sängerin, die mich stark an Big Joe Turner erinnert im Ausdruck. Doch auch über Fluffy findet man so gut wie gar nichts, schade. Lil Greenwood bringt einen ebenso tollen Song, und das gilt auch für das Louis Payne Orchestra, bei dem nichts über die Sängerin verzeichnet ist und auch nicht über den interessanten Gitarristen. Meine Recherchen ergaben, dass die Sängerin Bonnie Buckner heisst.
Yeah, es swingt, groovt und bluest, was das Zeug hält. Und ich habe nun noch die zweite CD vor mir, #2 der Vixens. Und eigentlich bietet sich das gleiche Bild wie bei der CD #1, mit dem Unterschied, hier mehr bekannte Namen zu erblicken: Dakota Staton, Carol Fran, Ruth Brown, Etta James, Christine Kittrell, Helen Humes, Katie Webster, Della Reese und Ella Fitzgerald. Von ihnen kann man erwarten, tolle Qualität abgeliefert zu bekommen, und das wird auch erfüllt.
Welche Songs sind also hier die Überraschungen für mich? Einmal ist das der von der Bluesharp ausgefüllte rockende Titel "Don’t Knock It" von Sinner Strong, die eigentlich Joyce Harris heisst, der heiße Rock’n’Roll von Bonnie Graham (mit dem Fats Gaines Orchestra), drei Singles fand ich von der Dame, die eigentlich LaVerne Buckner heißt, und Linda Hopkins bringt mich ebenfalls zum Zittern und Schütteln mit ihrer kraftvollen Stimme auf "Shiver And Shake".
Und somit ist bewiesen, dass es offensichtlich eine Vielzahl unbekannter Künstlerinnen gab, die mitunter nur ein bis zwei Singles veröffentlichten und zu Unrecht untergingen aus verschiedenen Gründen.
Dank an Koko-Mojo, diese wieder ausgegraben zu haben, man kann sich bereits auf #3 und #4 freuen.
Abschliessende Worte überlasse ich daher auch der Plattenfirma Koko-Mojo: »All our Koko-Mojo releases contain only killers, we let others release the fillers. Enjoy!«
Tracklist "Rock And Roll Vixens #1":
- Jane Baker – Boom De De Boom
- Betty James – I’m A Little Mixed Up
- Christine Chatman – Ain’t Nothin' Shaking
- Little Esther – The Deacon Moves In
- Lulu Reed – Watch Dog
- The Bobbettes – Um Bow Bow
- Jay Duvalle – Matchbox, I’m Gonna Forget About You
- Juanita Nixon – Stop Knockin'
- Dolly Cooper – My Man
- The Cookies – Don’t Say Nothing Bad(About My Baby)
- Baby Washington – No Tears
- Mickey & Sylvia – No Good Lover
- Betty And Dupree – If It Ain’t One Thing
- The Teen Queens – Let’s Kiss
- Gladys Patrick – Unchain My Heart
- Etta James – Somethings Gotta Hold Of Me
- Helen Bryant – That’s A Promise
- Jesse Powell Orchestra With Fluffy Hunter – My Natch’l Man
- Lil Greenwood – Come Back Baby
- Luther & Little Eva – Ain’t Got No Home
- The Griffin Brothers Feat. Margie Day – Ace In The Hole
- Linda Hopkins – My Loving Baby
- Louis Payne Orchestra – That’s All Right With Me
- Priscilla Bowman – A Spare Man
- The Enchanters – Housewife’s Blues
Tracklist "Rock And Roll Vixens #2":
- Dakota Staton – A Little You
- Patti Anne with Maxwell Davis Band – Shtiggy Boom
- Linda Hopkins – Shiver And Shake
- Theola Kilgore – The Sound Of My Man
- Carol Fran – Knock Knock
- Donna Hightower – Bob O Link
- Clyde McPhatter & Ruth Brown – I Gotta Have You
- Cora Woods – Rocks In Your Head
- Etta James – Shortnin Bread Rock
- Priscilla Bowman – A Rockin' Good Way
- Baby Washington – Medicine Man
- Christine Kittrell – Every Night In The Week
- Sinner Strong – Don’t Knock It
- The Teen Queens – Zig Zag
- Lillian Childs (Johnny Bird Orchestra) – 22 Minutes
- Margo White – Don’t Mess With My Man
- The Charmers – Oh Yes
- Bonnie Graham – Prove You love Me Baby
- Helen Humes – Real Fine Daddy
- Katie Webster With The Songettes – I Feel So Low
- Ella Johnson – Don’t Shout At Me Daddy
- Kitty White – I’m Gonna Be A Fool Next Monday
- Ruth McFadden – Don’t Take Your Love
- Della Reese – Headin' Home
- Ella Fitzgerald & Louis Armstrong – Who Walks In When I Walk Out
Gesamtspielzeit: 67:39 (CD1). 58:14 (CD2), Erscheinungsjahr: 2021
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