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V.A. / Rockin' With The Krauts Vol. 3 – Real Rock’n’Roll Made in Germany – CD-Review

V.A. / Rockin' With The Krauts Vol. 3 – Real Rock’n’Roll Made in Germany – CD-Review

Immer wieder schafft es Bear Family Records, mir einen Flashback zu verschaffen. Einen positiven wohlgemerkt. Auf dem dritten Teil der "Rockin' With The Krauts – Real Rock’n’Roll Made in Germany"-Reihe ist das erst einmal "The Lion (Wimoweh)". Meine Eltern hatten den Song als Single in ihrem Plattenschrank. Ob nun das Original, die hier vorhandene Version der Rivets oder aber eine der vielen anderen Cover, kann ich nicht mehr nachvollziehen, da die Platten meiner Eltern leider das Zeitliche gesegnet haben.

Wie auch die Platten meiner Großeltern – und bei denen war der gute Freddy Quinn stark vertreten und wenn ich mich nicht irre, war auch die Italienerin Rita Pavone keine Unbekannte für meine Oma. Ok, auf vorliegendem Sampler ist Freddy nicht mit einem seiner Seemannslieder vertreten und auch Frau Pavone nimmt keinen Abschied von einem Hans.

"Rockin' With The Krauts Vol. 3"  lebt von allerlei Kuriositäten. Wer kennt zum Beispiel schon Franz Georg Pressler aka Fatty George, der mit seinem Klarinetten- und Saxofonspiel nach dem Krieg die große Jazznummer in Österreich war. Vielleicht sagt da eher der Name Fischelscher etwas. Allerdings geht es nicht um den krautockenden Daniel (Popol Vuh, Amon Düül), sondern um seinen Vater Toby, der auf vorliegendem Sampler "Tutti Frutti" zum Besten gibt. Wer sich die Trackliste anschaut, wird bemerken, dass da einige bekannte Originale gecovert werden, was eigentlich kein Wunder ist.

Neben sicherlich vielen unbekannten Musikern (zumindest für das Gros unserer Leser) sind natürlich auch 'Bekannte' zu finden: Peter Kraus, Ted Herold, Tony Sheridan, Chubby Checker und auch die  Rattles etwa. Um sich dem Zeitgeist wenigstens halbwegs zu nähern, empfiehlt es sich unbedingt das wieder einmal vorbildliche Booklet in die Hand zu nehmen. Selbstverständlich ist zu jeden Track etwas geschrieben, aber richtig eintauchen kann man auf elf Seiten praller Information, die wieder einmal von Roland Heinrich 'Rumtreiber' stammen.

Und die Platte macht Spaß, wenn man zu vorgerückter Stunde etwa Woodstock ins Spiel bringt. Die Version von Sha Na Na steht sicherlich in vielen Ohren auf Abruf bereit. Der gegenüber spielt man dann "At The Hop" von den Manhattans mit Freddy Quinn. Herrlich! Und dann die Texte so mancher Stücke. Da wird in "Autobahn Baby" hemmungslos mit 180 km/h über die Autobahn gerast. Solche Lyrics würden heute wohl als politisch unkorrekt gelten. Und auch Horst Jankowski wäre sicher in den Medien, da er in dem Song "So wie ich eben bin" aus dem damals gerade vergessenen »hart wie Stahl« die Textzeile »… weich wie Butter … « zum Besten gab. Wie in der Info zum Stück angegeben: »… modifiziert, unbewusst oder unbedacht«, bin ich sicher, das wäre heute Thema vieler Diskussionen und Spekulationen.

Sei es drum, der Oberhammer ist der Blues des Wiener Kabarettisten Helmut Qualtinger, den die Bear Family als Bonus auf den Sampler gepackt hat. Der "Bundesbahn Blues", im Original vom Komponisten und Kabarettisten Gerhard Bronner, ist eine Mundart-Perle. Aber ich empfehle im Netz nach den Lyrics zu suchen, denn zumindest ich habe kaum etwas verstanden, ohne beim Hören auch die geschriebenen Buchstaben zu sehen.

"Rockin' With The Krauts Vol. 3" schließt an die beiden Vorgänger an und reiht sich ein in den großartigen Überblick musikhistorischer Aufnahmen.


Tracklist "Rockin' With The Krauts Vol. 3 – Real Rock’n’Roll Made in Germany":

  1. Heisse Musik – Christa Casper & Fatty George
  2. Tutti Frutti – Tobi Fichelscher
  3. Baby Rock – Fred Jasper
  4. Wunderland (Trouble In Paradise) – Ted Herold
  5. Hummel-Twist – Tony Cavanaugh
  6. Lonely Blue Boy – Dieter Kersten & die Rocking Stars
  7. At The Hop – The Manhattans mit Freddy Quinn
  8. Der King (King Of The Whole Wide World) – Die Missouris
  9. King Creole – Will Brandes
  10. My Bonnie (German Intro) – Tony Sheridan & The Beat Brothers
  11. Susi Twist – Jimmy Ward with Oety & His Real Rockers
  12. Sag' das nicht weiter (Hats Off To Larry) – Ronny Twen & die Perrys
  13. The Lion (Wimoweh) – The Rivets
  14. Halbstark – Die Yankees
  15. Shake Baby Shake (Whole Lotta Shakin' Going On) – The Original Team-Beats
  16. Rickets Special – The Rickets
  17. Susi sagt es Gaby – Peter Kraus
  18. Wenn ich ein Junge wär – Rita Pavone
  19. Hello – The Rattles
  20. So wie ich eben bin (The Way I Walk) – Horst Jankowski
  21. Ich glaub' Dir nicht – The Gisha Brothers
  22. Giddy Up A Ding-Dong – Fred Jasper
  23. Tina Darling (Shake, Rattle And Roll) – The Rocking Stars
  24. Odd’s Boogie – The Odd Persons
  25. Cadillac – The Pipelines
  26. Autobahn Baby – Chubby Checker
  27. Shame, Shame, Shame – The Rattles
  28. Stampfmühlen Twis – Gust Claer & The Fendermen
  29. Carol – The Pralins
  30. Sweet Little Rock And Roller – Peter Reese & The Pages
  31. Mean Woman Blues – The Rocking Stars
  32. Kitty Cat – Hans Baxer
  33. Der Bundesbahn Blues – Helmut Qualtinger [Bonus]

Gesamtspielzeit: 77:48, Erscheinungsjahr: 2023 (1956-1967)

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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Mail: ulli(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Thielow, Edmund

    Danke, dass Sie Tony Sheridan mit seinem "My Bonnie" nicht vergessen haben.
    Vor 10 Jahren am 16.02. starb Tony Sheridan!

    Gedenkseite http://www.tony-sheridan.info mit vielen Erinnerungs-PDF-Dateien.

    Mit freundlichem Gruß
    Edmund Thielow

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