«

»

V.A. / Rockin' With The Krauts Vol. 5 – Real Rock’n’Roll Made In Germany – CD-Review

V.A. / Rockin' With The Krauts Vol. 5 – Real Rock’n’Roll Made In Germany – CD-Review

Die Reihe "Rockin' With The Krauts – Real Rock’n’Roll Made In Germany" von Bear Family Records hat mit Volume 5 den Zähler um eins erhöht. Die Teile 1, 2, 3 und 4 haben wir bereits vorgestellt und so soll natürlich auch der aktuelle Sampler unter die Lupe genommen werden.

Wobei, so richtig unter die Lupe ist da eigentlich nichts zu nehmen und so mancher wird sich fragen, was Künstler wie z. B. Michael Holm, Ralf Bendix, Billy Mo oder Freddy Quinn in RockTimes zu suchen haben. Nun ja, Michael Holm ist mit "Mendocino" ein Stück meiner Jugend und schließlich steht das Lied nicht nur für Michael Holm, sondern auch für Doug Sahm oder das Sir Douglas Quintet. Auf vorliegender Kompilation ist Holm aber mit einem anderen Stück vertreten, auf das ich noch komme…

Ralf Bendixs "Buona Sera" darf durchaus als eine der Leichen in des Rezensenten Keller gesehen werden. Eines dieser alten Lieder mit Niveau und dieser Tango-Touch – das hat was. Dass Billy Mo neben Schlagersänger auch Jazz-Trompter war, dürfte bekannt sein. Ebenso dieser Song mit dem Tirolerhut und wer jetzt ein gewisses Alter hat und bestreitet, diesen Text im Zustand höchster Überhopfung in seiner Jugend nicht schon mal mitgegrölt zu haben, lügt entweder, oder hat einiges verpasst.

Auf "Volume 5" ist Billy allerdings mit "Billy Boy" zu hören und da rockt und rollt es schon nicht schlecht und wenn man weiß, für was 'Billy Boy' auch steht, man Mos Text mit diesem Wissen hört, dann hat das was Cooles. Und als alter Pfadfinder kann ich hier hoch und heilig beteuern, dass das Klampfenspiel am Lagerfeuer kein Klischee ist und einiges von Freddy Quinn in den Nachthimmel gesungen wurde.

Sicher wird so mancher hier ebenfalls eigene Leichen im Keller haben, aber darum geht es bei der Reihe allerdings nicht. Die Infos im dicken Booklet stammen wieder von Roland Heinrich 'Rumtreiber' und lassen uns einen Blick in diese alte Zeit werfen. Musikalisch, politisch, soziologisch, ernst und auch mit Schmunzeln kann man, ja muss man diesen Text lesen, um je nach eigenen Erinnerungen das eine oder andere Mal zu nicken. Aber auch für Jüngere, ja gerade für diese, ist die Lektüre des Begleittextes äußerst empfehlenswert, sofern man sich dafür interessiert, wie das damals so war, als die 'fremde' Musik nach Deutschland kam.

Es ist ja auch nicht so, dass hier fröhlich Schlager geträllert werden. Unser Ur-Rock’n’Roller Ted Herold covert auch schon mal den guten Elvis, die Gisha Brothers sind mit einer Ray Charles-Nummer vertreten, während die Phantom Brothers wie auch die Pralines Chuck Berry huldigen. Diese Beispiele sind stellvertretend, denn es sind viele Songs des Samplers anderweitig bekannt oder stammen von bekannten Musikern. Ich komme noch einmal auf den Michael Holm, dessen "Kein Alibi" Brian Wilson (genau, der Wilson) im Stammbuch stehen hat. Und wenn ich eben Elvis Presley genannt habe, so weiß man, dass der als US-Soldat in Deutschland stationiert war. Es gab zu dieser Zeit aber auch die Britische Rheinarmee und dort schob der Grenadier Billy Sanders Dienst. Sein "Doch du lässt mich nie allein" … ich traue es mich fast nicht zu sagen: da steckt eine saugeile Spur Psychedelic drin. Altes Pfadfinder-Ehrenwort.

Wenn man sich die Tracklist durchliest, finden sich mit Sicherheit für jeden Haltepunkte. Namen wie die Rattles, Mal Sondock oder Peter Kraus dürften bekannt sein. Alles was nicht bekannt ist, kann in den mitgelieferten Informationen nachgeschlagen werden. Und ja, man wird den Sampler nicht so oft auflegen – obwohl, bei Sanders und Mo bin ich mir in meinem Fall nicht sicher. Vielleicht ist es auch so, dass niemand gerne zugibt, Leichen im Keller zu haben. Die müssen dort aber stapelweise liegen, denn diese Reihe ist laut Label immer sofort ausverkauft und muss nachgelegt werden.

Dank der Bärenfamilie wird solche Musik nicht der Vergessenheit preisgegeben und Dank der wieder tollen Liner Notes kann man jederzeit sein Wissen auffrischen und gar Nummern, denen man ansonsten aus dem Weg geht, nach dem Studium der Hintergründe etwas abgewinnen. Toll!


Tracklist "Rockin' With The Krauts Vol. 5 – Real Rock’n’Roll Made In Germany":

  1. Ted Herold  – Hey Baby (A Big Hunk O’Love)
  2. The Gisha Brothers  – What’d I Say
  3. The Phantom Brothers – Beautiful Delilah
  4. The Pralins  – Talkin' 'Bout You
  5. Billy Sanders – Di-Di Dinah
  6. Suzi Miller und die Starlets – 3 Minuten Rock
  7. The German Bonds – I’m A Hog For You
  8. The Rollicks – Louie Louie
  9. Michael Holm  – Kein Alibi (She Rides With Me)
  10. Peter Reese & The Pages – Whole Lotta Shakin' Goin' On
  11. Werner Hass  – Mr. Patton aus Manhattan (See You Later Alligator)
  12. Ted Herold  – Ich bin ein Mann (I’m A Man)
  13. Peter und die Midnights  – Lucille
  14. Mal Sondock  – Hey, Hallo Baby
  15. The Rattles – Mashed Potatoes
  16. The Bats – Gib mir Liebe (Money)
  17. The 5 Liverpools – Tokio
  18. Bernd Spier – Memphis, Tennessee
  19. The Shouters – Little By Little
  20. Ralf Bendix  – Buona Sera
  21. Fats And His Cats – Well … Alright
  22. Rudi Büttner – Ich liebe You (Chantilly Lace)
  23. Billy Mo – Billy Boy
  24. Billy Sanders – Doch du lässt mich allein (Bandstand Doll)
  25. Ted Herold – Hey Ba-Ba-Re-Bop
  26. Hans Blum und das Hansen Quartett  – Es ist schon wieder gleich Zehn (I’m Gonna Knock On Your Door)
  27. The Rattles – Tell Me What Can I Do
  28. Peggy Peters – Aus (Shout)
  29. Die Crazy Combo – Hey Balla Balla
  30. Peter Kraus – Die Straße der Vergessenen
  31. Danny Mann – Sexy Hexie (Stupid Cupid)
  32. Freddy Quinn – So geht das jede Nacht
  33. Ralf Bendix – 99 Jahr' (geht meine Post jetzt nach Sing-Sing)

Gesamtspielzeit: 79:47, Erscheinungsjahr: 2024 (1956-1968)

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Mail: ulli(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>