V.A. / Southern Bred Vol. 10 – Texas R&B Rockers – CD-Review

Zwischen Southern Bred Vol. 9 – Texas R&B Rockers und dem Nachfolger gibt es so einige Parallelen.
"Southern Bred Vol. 10 R&B Rockers" trägt den Untertitel 'Got A Big Fine Baby'.
Peppermint Harris präsentiert uns diese Nummer und dieser Künstler ist nicht die einzige Verknüpfung zum Vorgänger.
Auch die vorliegende Zusammenstellung ist eine Mischung aus »[…] some hit-making artists and more great unknowns. […]«
Die kurzen Informationen zu den Künstlern/Bands stammen wieder vom Brühler Dee Jay Mark Armstrong, der unterschiedliche Quellen benutzte, die im Digipak abgedruckt sind.
Auch hier übernahm Heiko Schulz das Mastering.

Mit den achtundzwanzig Songs bringt es die Scheibe auf bemerkenswerte fast siebzig Minuten Gesamtspielzeit.
Neben Peppermint Harris gibt es ein Wiederhören unter anderem mit Roy Hawkins, Young Jessie, Harmonica Slim, Floyd Dixon, Andrew 'Smokey' Hogg sowie Cal Valentine And The Texas Rockers mit ihrer Fortsetzung von "The Boogie Twist (Part 1)" als "Texas Boogie (Part 2)". Dazu kommen wir aber später.

Es ist schon erstaunlich, wie viele Songs mit Bläsern daher kommen.
Es gibt kaum ein Lied, in dem nicht ein Holz- oder Blechblasinstrument zu Wort kommt. So prägt Joe Houston, seines Zeichens selbst Saxofonist, die Nummer "We’re Gonna Rock’n’Roll" mit Solo und klasse Bariton Saxofon-Begleitung. Den Songtitel darf man für bare Münze nehmen. Hinhörer!
In diesem Zusammenhang machen T-Bone Walker und Orchester ihre Aufwartung mit dem Instrumental "Strollin' The Blues". Welch eine herausragende Nummer, in der T-Bone Walker als exzellenter Gitarrist von sich reden macht. Highlight!

Marie Adams With The Johnny Otis Orchestra klammert sich am Zwölftakter fest. Ihr mit Handclaps getuntes "I’m Gonna Latch On" ist klasse und dann haut eine Orchester-Person ein fetziges E-Gitarren-Solo raus. Super!
Marie Adams zum Zweiten: Ihr Statement "What Do You Want To Make Those Eyes At Me For" zeigt, welche Entwicklung Marie Adams' Stimme von 1954 bis 1958 genommen hat. Ihr Gesang ist ausdrucksstark und individuell.

Zu Corona-Zeiten passt natürlich Lightnin' Hopkins' "Let’s Move" und dazu am Besten "Seven Days" von Gory Carter. Erstgenannter Track hat einen flotten Groove, der geradezu zum Bewegen auffordert und die "Seven Days" machen, jetzt deutlich im Big Band-Sound, nahtlos weiter.
Wieder so eine Geschichte: »[…] Baldemar Garza Huerta (San Benito, Texas, 4 June 1937 – Corpus Christi, Texas, 14 October 2006) is Internationally known as Freddy Fender. […]« So ist Baldemar Huertas "El Rock De La Prison" nichts anderes als der "Jailhouse Rock" vom Komponisten-Team Leiber/Stoller. Die Musikwelt weiß, dass es ein Megahit für Elvis Presley wurde. Schön, den Song in spanischer Sprache zu hören. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Freddy Fender macht mit Lap Steel sowie Fiddle in Country Blues. Originell!
Ist Floyd Dixon And His Bands "Hey Bartender" wirklich das "Hey Bartender"? Ja, tatsächlich. Das, was unter anderem The Blues Brothers viele Jahre später in die Öffentlichkeit brachten, macht hier genauso viel Spaß.

Albert Collins, auch 'Ice Man' genannt, kommt bei seinem instrumentalen Titel "Collins Shuffle" nicht ohne Horn-Section aus. Die Nummer hat das gewisse Etwas und neben dem Protagonisten gibt es bei diesem zügigen Lied auch ein Saxofon-Solo.
Bevor der angekündigte Cal Valentine And The Texas Rockers-Track "Boogie Twist (Part 2)" aus den Augen verloren wird, an dieser Stelle etwas zum Song. Beim Einstieg könnte man meinen, dass die Boogie-Meister von Canned Heat von diesem Lied eine ihrer Ideen her haben. Allerdings ist das Stück nicht nur eine Aufforderung für ein Tänzchen, sondern punktet mit einem ganz starken Saxofon-Solo sowie einem fast schon wilden E-Gitarren-Alleingang.
Danach sorgt Harmonica Slim für etwas Entspannung. Klasse Track!
Auf den Rhythmus eines Zuges bezieht sich Little Esther mit ihrem "Mainliner". Soll es nochmals gesagt werden? Auch hier soliert das Holzblasinstrument, zuweilen auch schön jazzig. Der männliche Chor sorgt für Stimmung.

Kurzum, die "Southern Bred Texas R&B Rockers"-Serie gefällt rundum und es wird auch schon auf eine weitere Ausgabe mit dem Untertitel 'Pass The Gin' hingewiesen.
Bei der Verpackung hat man auf die Umwelt geachtet, denn auf Plastik wurde gänzlich verzichtet.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.

Tracklist "Southern Bred Vol. 10 – Texas R&B Rockers":

1. Big Walter And His Thunderbirds – Pack, Fair & Square (2:19)
2. Paul Monday – Are You Ready (2:08)
3. Bobby Byrd And Orchestra – Bippin' And Boppin' [Over You] (2:08)
4. T-Bone Walker His Guitar And Orchestra – Strollin' With Bones (2:27)
5. Little Esther – Mainliner (2:33)
6. Wild Bill Moore – Neck Bones And Collard Greens (2:38)
7. Cal Valentine And The Texas Rockers – Boogie Twist Part 2 (2:06)
8. Harmonica Slim – Do What You Wanna Do (2:12)
9. Lightnin' Hopkins – Let’s Move (2:17)
10. Gory Carter – Seven Days (2:34)
11. Lester Williams – Hey Jack (2:34)
12. Young Jessie – Little Bitty Thing (2:24)
13. Joe Houston – We’re Rock’n’Roll (2:47)
14. Marie Adams With The Johnny Otis Orchestra – I’m Gonna Latch On (2:25)
15. Roy Hawkins – Wine Drinkin' Woman (2:31)
16. Baldemar Huerta – El Rock De La Prison (2:16)
17. Peppermint Harris – Got A Big Fine Baby (1:55)
18. Freddy Fender – Little Mama (2:09)
19. Goree Carter – I’m Your Boogie Man (2:21)
20. Lester Williams – I Know That Chick (2:34)
21. Marie Adams With The Johnny Otis Orchestra – What Do You Want To Make Those Eyes At Me For (1:43)
22. Paul Monday And Bill Harvey And Orchestra – Irene’s Boogie (2:35)
23. Albert Collins And His Rhythm Rockers – Collins Shuffle (2:19)
24. Jesse Belvin – Baby Don’t Go (2:18)
25. Floyd Dixon And His Band – Hey Bartender (2:46)
26. Andrew 'Smokey' Hogg – Hello Little Girl (2:48)
27. Lloyd Glenn And His Joymakers – Midnight Boogie (2:36)
28. Harmonica Slim – Lonely Hours (2:02)

Gesamtspielzeit: 68:13, Erscheinungsjahr: 2020