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V.A. / That’ll Flat… Git It, Vol. 38– CD-Review

V.A. / That'll Flat… Git It, Vol. 38

»Rockabilly & Rock’n' Roll From The Vaults Of Liberty and Freedom Records«– genau, darum geht es in der achtunddreißigsten Ausgabe der beliebten Serie von Bear Family Records. Liberty Records wurde 1955 von Simon Waronker gegründet, und bereits im ersten Jahr des Bestehens feierte man mit "Cry Me A River" von Julie London den ersten großen Erfolg.

Doch hier geht es um Rockabilly und Rock’n’Roll, und da bringt man mit Liberty Records natürlich auch Eddie Cochran in Verbindung. Klar, er ist Teil dieser Kompilation mit siebenunddreißig Songs aus den Jahren 1957-1962, doch auch weitere bekannte Namen erblickt man in der Titelliste: Jackie Dee (= Jackie DeShannon), Bobby Vee und Johnny Burnette. Die Vielzahl der Künstler besteht jedoch auch hier wieder aus vielen unbekannten Künstlern, die teilweise als No-Hit-Wonder betitelt wurden: Dee Dee Dorety, Dick Banks, Lee Ross.

Ach, dann gab es auch noch Freedom Records, das damalige Unterlabel von Liberty, dass allerdings nur von 1958-1959 existierte, und mit Johnny Burnette den ersten Künstler unter Vertrag hatte. Erneut stoßen wir auf sorgfältig restaurierte und neu gemasterte Aufnahmen, alles in einer DeLuxe-Verpackung mit ausführlichen Linernotes von Bill Dahl und detaillierten diskographischen Informationen.

Somit etabliert sich "That’ll Flat… Git It" immer mehr zu einer der erfolgreichsten CD-Reihen von Bear Family Records, vor Allem hinsichtlich der großartigen Recherchen zu all' den heute unbekannten Musikern*innen.
Allen gemein ist, dass sie leidenschaftlichen Rock’n’Roll und Rockabilly abliefern, seien sie bekannt oder unbekannt. Mit einem der fähigsten Gitarristen jener Tage, Al Casey, startet die Rundreise durch dieses Genre, Jack C. Smith erinnert an Buddy Holly, und mit Bobby Lonero stellt sich ein weiterer guter Gitarrist vor.

Jackie DeShannon, die großartige Songwriterin, firmierte 1958 auch unter dem Namen Jackie Dee und klang gesanglich gar ein wenig nach Brenda Lee. "Buddy" war ihre Ehrerweisung Buddy Holly gegenüber. Johnny Olenn bietet swingenden Rock’n’Roll mit Saxofonsolo und – klar – wild rockender Sound kommt von Eddie Cochran, inklusive seines bekannten Gitarrensounds. Dick Banks erinnert ein wenig an den frühen Elvis, mit quäkig-quietschiger und frecher Stimme treibt Diane Lee das herrlich shuffelnde "You Upset Me" voran.

Andy & The Live Wires klingen mit dem pulsierendem Rhythmus von "You’ve Done It Again" wie Bo Diddley, Lee Ross bringt ein wenig Country ins Spiel, ebenso wie Wally Lewis. Ach, und dann haben wir noch einen Willie Nelson. Das ist aber nicht der, an den wir denken. Dieser Willie, der sich dann später Willy nannte, war der Cousin von Ricky Nelson. Richtig frech schaut er aus auf dem Foto im Booklet, und so klingt er auch – Steve Rowland mit "How Many Miles".

Einer der Acts auf Freedom war Bill Lawrence, der mit "Hey Baby" einen recht coolen und starken Song vorträgt. Eine unglaublich starke rollende Gitarrenbegleitung, die Drums rollen ebenfalls wie ein Schnellzug und ein brillantes Gitarrensolo dazu lassen mich diese Nummer zu einer der Highlights der Kompilation avancieren. Ralph Emery spricht von einer "Tough Top Cat", ja, ganz früher Rap(!) und wird von einem Chor miauender Katzen begleitet, lustig! Emery – das muss dieser Country-Musik-DJ sein, der diesen Streit mit The Byrds hatte, und die sich später mit "Drug Store Truck Drivin' Man" noch lächerlich über ihn machten.

Und so geben sich die unterschiedlichen Stilausprägungen innerhalb des Genres die Klinke in die Hand. Hervorzuheben aus meiner Sicht sollten noch The Raiders feat. Tommy Allsup sein, die mit "What Time Is It" ein rockendes Instrumental hinlegen, Ricky Page mit ihren galoppierenden Rockabilly-Song "Wee Willie", über den sie einen konträr wirkenden recht ruhigen Gesang legte, die mit piepsiger Stimme ausgestattete Dee Dee Dorety, The Frantics mit ihrem düsteren Instrumental "Werewolf" und zuguterletzt Gary Hodge, der mit "Not For Love Or Money" einen total coolen Rocker spielt, an der Gitarre ein gewisser Bonnie Guitar.


Tracklist "That’ll Flat… Git It, Vol. 38":

  1. Al Casey – Willa Mae
  2. Jack C. Smith – There’ll Never Be Another
  3. Bobby Lonero – Little Bit
  4. Jackie Dee – Buddy
  5. Johnny Olenn – I Ain’t Gonna Cry No More
  6. Jack Grayson & The So And So’s – Go Ahead On
  7. Eddie Cochran – Am I Blue
  8. Dick Banks – Dirty Dog
  9. Bobby Vee & The Shadows – Flyin' High
  10. Diana Lee – You Upset Me
  11. Andy & The Live Wires – You’ve Done It Again
  12. Lee Ross – Lies
  13. Wally Lewis – Lover Boy
  14. Ned & Gary – Lovin'
  15. Willie Nelson – No Dough
  16. Johnny Burnette – Sweet Baby Doll
  17. Steve Rowland & The Bystanders – How Many Miles
  18. Bill Lawrence – Hey Baby
  19. Ralph Emery – Tough Top Cat
  20. Eddie Cochran – Twenty Flight Rock (film version)
  21. Jack C. Smith – Honeysuckle Rose
  22. Galen Denny – What Ya Gonna Do
  23. The Raiders – What Time Is It?
  24. Bob Orrison – Sarah Lee
  25. Al Casey – She’s Gotta Shake
  26. Ricky Page – Wee Willie
  27. Johnny Burnette – Me And The Bear
  28. Dee Dee Dorety – Billy Billy
  29. Johnny Olenn – Sally Let Your Bangs Hang Down
  30. Andy Caldwell – She’s So Fine
  31. Bobby Vee & The Crickets – Little Queenie
  32. The Frantics – Werewolf
  33. Larry O’Keefe – Ain’t That Somethin'
  34. Galen Denny – Gonna Build A Rocket
  35. Suzanne with The Band-Aides – You May Never Know
  36. Gary Hodge – Not For Love Or Money
  37. Davy Douglas – Party Crashin'

Gesamtspielzeit: 77:27, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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