Bear Family Records hatte bereits einmal eine ähnliche Zusammenstellung vorstellt, The Elvis Presley Connection in zwei Teilen.
Nun wird nachgelegt mit der gleichen Ausrichtung zu Roy Orbison. Und auch hier geht es um die Suche nach Vorbildern und Nachahmern sowie darum, welche Songs Roy Orbison möglicherweise beeinflusst und/oder inspiriert haben und welche Orbison-Songs sind es, die entsprechend gecovert worden. Geboten wird ein CD-Digipack mit sechsunddreißig-seitigem Booklet, geschrieben von dem bekannten Musikjournalisten Bill Dahl, mit vielen, teilweise seltenen Fotos und Erinnerungsstücken, dazu vierunddreißig Einzeltitel.
In diesem Jahr wäre Roy fünfundachtzig Jahre alt geworden, somit wird der Künstler auf diese Weise noch einmal speziell geehrt, mit Songs aus frühen Rockabilly-Jahren, als er noch bei Sun Records aufnahm und aus den Sixties, als Orbison zu seiner eigentlichen Passion, den Pop-Balladen, fand. Hierzu hat man Lieder aus den Veröffentlichungsjahren 1955-1978 zusammengestellt.
Wir hören Künstler wie Johnny Cash, Narvel Felts, Billy Lee Riley, Vernon Taylor und Jerry Lee Lewis, große Hits sind dabei mit "Ooby Dooby", "Dream Baby", "Crying", "Down The Line", "Claudette", "Rock House" und "Only The Lonely" – hiervon sogar eine Version aus Brasilien, von Ronnie Cord. Ferner stoßen wir auf Raritäten wie eine extrem seltene Overdub-Version der Demoaufnahme von "You’re My Baby", 1954 geschrieben und aufgenommen von Johnny Cash. Diese älteste Aufnahme wurde als Demo aufgenommen und bekam erst 1970 ihren Schliff und so stammen die überwiegenden Songs auf den Fünfzigern und Sechzigern. Lediglich der auch eher aus den Fünfzigern bekannte Billy Lee Riley fällt mit seiner Aufnahme des gleichen Stückes etwas aus dem Rahmen, stammt dieses doch aus 1978, atmet jedoch noch das frühe lodernde Feuer.
Janis Martin, eine der wenigen Frauen in der Männer-Domäne des Rockabilly, führt diese Kollektion an mit ihrer Version von "Ooby Dooby" aus 1956. "Go, Go, Go" von Narvel Felts ist ein weiterer hart treibender Rockabilly-Song, typisch für den damaligen Sound, der aus den Sun-Studios strömte, hier 1956.
Eine leidenschaftliche Version von Orbison’s "Rock House" lieferte Bobby Fuller 1962 ab. Zwar sind einige Titel des Sun-Labels vertreten, doch Rockabilly blühte auch woanders, so zum Beispiel auf Parlophone, hier repräsentiert von Vince Taylor und seinem "I Like Love" aus 1958. Dieser Song war ursprünglich Orbison’s letzte Single für Sun, im Oktober 1957. Teenager-Idol Kris Jensen sang 1962 "Claudette", er und weitere nicht so sehr bekannte Acts wie auch Jimmy Gilmer And The Fireballs ("Almost Eighteen") verstanden es jedoch bestens, den Orbison-Songs ihre eigenen Vorstellungen einzuverleiben und das Feeling der Originale beizubehalten.
NIcht immer war es Künstlern gelungen, die Intensität, mit denen Roy so manche Nummer prägte, beizubehalten, das vermisse ich zum Beispiel bei der Version des im Original so unglaublich emotionalen "Running Scared" von Paul Rich. Wesentlichen Anteil an der Gestaltung der Musikszene hatten damals die Songschreiber Boudleaux/Bryant, hier vertreten mit dem unverwüstlichen "Love Hurts", das die Everly Brothers 1960, ein Jahr vor Roy, aufnahmen und damit ein Zeichen setzten.
Ein weiterer Country-Musiker ist vertreten mit Waylon Jennings, der 1968 "The Crowd" sang, sechs Jahre nach Orbison. Gesanglich versucht er sich hier stark am Original zu orientieren, bevor er später seinen eigenen Stil pflegen sollte. Natürlich darf auch der frühere Sun-Label-Kollege Jerry Lee Lewis mit zwei Kompositionen nicht fehlen, sechs Jahre vor dem Cover zeigte Jerry Lee hier, wo die Rock’n’Roll-Harke hing, für mich der wahre 'King'! Der frühe Willie Nelson ist mit einem Stück aus 1964 vertreten, noch mit gepflegtem Haarschnitt und Krawatte zu erblicken auf dem Single-Cover, und dann wird es französisch mit Dalida und "Je T’aime (It’s Over)", bevor The Schneider Sisters noch einmal ihre Version von "Ooby Dooby" vorstellen, ja, das waren zwei Damen aus Australien, Rita und Maria Schneider, die dieses in einen cool treibenden Swing versetzten.
Einer der großartigsten Orchesterchefs und Arrangeure jener Tage, Ray Ellis, stellt mit seinem Orchester den "Crying" als Instrumentalversion vor. So ist neben Rockabilly, Country und Pop noch ein kleines wenig Jazz-Stimmung durch die Kompilation gehuscht. Ob es wie bei Elvis noch einen zweiten Teil geben wird?
Tracklist "The Roy Orbison Connection":
- Janis Martin – Ooby Dooby
- Narvel Felts – Go, Go, Go
- Sid King & the Five Strings – Ooby Dooby
- Bobby Fuller – Rock House
- Johnny Cash – You’re My Baby (Overdubbed Version)
- Billy Lee Riley – You’re My Baby
- Vernon Taylor – Sweet And Easy To Love
- Vince Taylor & His Play-Boys – I Like It
- Kris Jensen – Claudette
- Jimmy Gilmer & the Fireballs – Almost Eighteen
- Don Duke – Only the Lonely
- Gene Pitney – Today’s Teardrops
- Paul Rich – Running Scared
- The Everly Brothers – Love Hurts
- Bobby Vinton – Crying
- Dion – Candy Man
- Bruce Channel – Dream Baby (How Long Must I Dream)
- Joe Melson – Dance
- Waylon Jennings – The Crowd
- Les Carle – In Dreams
- Mike Redway – Blue Bayou
- Jerry Lee Lewis – Mean Woman Blues
- Willie Nelson – Pretty Paper
- Dalida – Je T’aime (It’s Over)
- Johnny Rivers – Oh, Pretty Woman
- The Velvets Feat. Virgil Johnson – Lana
- Bob Moore & His Orchestra – Pistolero (Instrumental)
- The Schneider Sisters – Ooby Dooby
- Jerry Lee Lewis – Down The Line (Go, Go, Go)
- Terry Wayne & the Dukes – Rock House
- The Everly Brothers – Claudette
- Ronnie Cord – Only The Lonely
- Ray Ellis & His Orchestra – Crying (Instrumental)
- Rikki Henderson – Dream Baby (How Long Must I Dream)
Gesamtspielzeit: 76:17, Erscheinungsjahr: 2021
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