Alle Jahre wieder kommt … naja, neben einigen besseren und guten Dingen wiederholen sich leider auch immer wieder negative Vorkommnisse. Aber das soll an dieser Stelle keine Rolle spielen, denn eine richtig feine Sache, auf die man sich verlassen kann wie auf ein Schweizer Uhrwerk, ist die zu Beginn jedes Jahres veröffentlichte Compilation des Labels Sireena Records, das darauf nochmal seine Favoriten der letzten zwölf Monate vorstellt. Gegründet im Jahr 2000, schaut Sireena bzw. Label-Chef Tom Redecker mittlerweile stolze 22 abgelaufene Jahre zurück. Die neue Zusammenstellung ist immerhin die Nr. 17 dieser Art und dazu genauso interessant wie die vorherigen. Insgesamt zehn Tracks sind dieses Mal vertreten, die erneut ein breites Spektrum und Vielfalt bieten. Aber genug der langen Vorreden, kommen wir direkt zu den vertretenen Songs. Und zwar in Form von Zitaten aus unseren Reviews:
Den Anfang macht ein Song aus dem damals von mir reviewten Wonderland Band No. 1 der Band Wonderland um Achim Reichel, in dem unter anderem angemerkt wurde: »Noch einen großen Schritt tiefer in die Psychedelic geht es mit "The Liberal John F. Braverstock", hier von teilweise schrägen (wie beispielsweise bei Frank Zappa) Bläsern eingeleitet. In den englischen Text haben sich hier durchaus auch mal Worte wie 'Klofrau' und 'Kummerkasten' verirrt. Eigenwillig, aber auch amüsant und durchaus originell.«
Die Band Lights Of Human konnte unserem Paul hinsichtlich ihres gleichnamigen neuen Albums die folgenden Worte entlocken: »Die einzelnen Song-Konstrukte sind recht frei in ihrer Gestaltung, eine klassische Struktur steht nicht im Mittelpunkt, man folgt dem Spirit der Stimmung und arbeitet diese aus. Im Spannungsbogen des gesamten Album scheint es mir allerdings so, dass nach dem intensiven Titelsong gleich zu Beginn der Schwerpunkt erst einmal auf die neuzeitigeren stilistischen Ausprägungen gelegt wurde, während ab "Signs" der Einfluss der klassischen Rockmusik auf die Kompositionen einen deutlich stärkeren Einfluss findet.«
Dass unser RockTimes-Co-Chef Ulli ein ganz besonderes Faible für Sireena Records und deren zur Verfügung gestellte Stil-Vielfalt hat, dürfte mittlerweile bekannt sein. Zum aktuellen Album A Floating City von Nautilus schrieb er: »…und am Ende des Albums hat der Hörer fast selbst eine Schiffsreise hinter sich. Eine Reise, die perfekt von Alltagshektik und Stress ablenkt und einen Eintauchen lässt in die Phantasien eines Jules Verne. Die Texte der drei Stücke mit Gesang sind abgedruckt, sodass man beim Hören mitlesen kann. Allerdings spricht die Musik selbst genug und da Meister Eroc für den Sound verantwortlich zeichnete, tut sie das in bester Qualität.«
Darüber hinaus nahm er sich auch der neuen Scheibe Lavender von The Perc Meets The Hidden Gentleman an und schwelgte: »Hypnotische Percussion übernimmt die Führungsrolle, indisches Feeling wabert durch das Geschehen und irgendwann startet ein psychedelischer Jam. Tasten, affengeile Gitarren, ein mantraähnlicher Rhythmus übernimmt die Szenerie und plötzlich ist man in einem Meer voller Lavalampen und süßen Gerüchen wehrlos gefangen und treibt wunschlos glücklich mit dem Jam durch surreale Welten.«
Bei Ueberschaer war dann wieder Paul am Start, der durchaus positiv das Folgende befand: »"Time Of Flow" ist durch und durch Konzeptalbum, die Stücke sollte man nicht einzeln aus dem Kontext reißen, das würde man in der klassischen Musik ja auch nicht tun. Wer solche Konzepte mag, die man früher oft auch als Rockopern bezeichnete, der wird seine Freude haben, denn die Komposition ist durchgängig und stimmig, die Qualität der beteiligten Musiker über alle Zweifel erhaben.«
Aber zurück zu Ulli, in diesem Fall zu einer Scheibe der Band The Radio, zu deren Scheibe er schrieb: »Es ist erstaunlich, wie voluminös dieses Trio zu Werke geht. Da ist natürlich erst einmal Jennifer zu nennen, der Kritiker nicht zu Unrecht eine gewaltige Stimme attestieren und sie zu den besten weiblichen Rockröhren Deutschlands zählen. Hinzu kommen Drum- und Bassspiel, die fernab ’normaler' Begleitung für Dampf sorgen.«
Nochmal Ulli, der damit zum vierten und letzten Mal zitiert wird. In diesem Fall zu der aktuellen Platte (Saba) einer von ihm sehr geschätzten Band, nämlich der Electric Family: »Gerade die Vielminüter sind meines Erachtens die Perlen im Repertoire der Electric Family. Wenn die Band ihre tranceartigen, psychedelischen Jams zelebriert, die Clubs in Oasen der Entspannung verwandelt, in denen trotz hypnotisierenden Klangwänden sowohl Band als auch Zuhörer schweißgebadet höchste musikaliche Vollbedienung liefern bzw. genießen.«
Aber natürlich durften auch mal andere Redaktions-Kollegen, wie beispielsweise unser Wolfgang ran, der zu dem Album Black Match von Harry Payuta folgendes zu sagen hatte: »…entspannte Atmosphäre, mit der sie vorgetragen wird. Im Grunde genommen kann ich dem Künstler und seiner Band attestieren, dass mit diesen Kompositionen etwas sehr Individuelles geschaffen wurde, Musik, die sich nicht in das heutige gängige Schema erfolgreicher Musik pressen lässt.«
Wer RockTimes kennt, der kennt auch unseren Joe Brookes. Joe hatte die aktuelle Scheibe von DerHarms vorliegen und urteilte in gewohnt geschmackssicherer Art: »DerHarms schafft es mit seinen Klang-Kreationen, uns damit ganz entspannt zu unterhalten. Allerdings liegt, wenn man so sagen darf, der Teufel im Detail, denn "Kosmische Kiffermusik Vol. 1" verfügt über so viele Einzelheiten, die durch konzentriertes Hören entdeckt werden wollen.
Zum Abschluss kommt aber nochmal unser Paul zu Wort, der das aktuelle Album One von Hum mit folgenden Worten versah: »Die Zuordnung von Hum zum Stoner Rock ist grundsätzlich richtig, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Band auf vielen Pfaden bewegt und aus ihrer Grundorientierung sehr kreative Möglichkeiten entwickelt, was mir sehr gut gefällt. Die einzelnen Stücke sind sehr eigenständig und bedienen sich keiner klischeehaften Vorgaben, wie schon gesagt, typische Songstrukturen finden wir kaum vor, der Ansatz dieser Musik ist durchaus progressiv und gibt der Band dadurch einen hohen Wiedererkennungswert.«
Tracklist "The Spirit Of Sireena, Vol. 17":
- Wonderland – Country Clown
- Lights Of Human – Kids Of Now
- Nautilus – Departure
- The Perc Meets The Hidden Gentleman – Hall Of Fame
- Ueberschaer – Metamorphosis
- The Radio – Money
- The Electric Family – I Love The Lighthouse
- Harry Payuta – Better Watch Out
- DerHarms – Kosmische Weite
- Hum – T. Rex In Love
Gesamtspielzeit: 61:42, Erscheinungsjahr: 2023
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