Als mir dieses immerhin zwei CDs und zwei DVDs umfassende Projekt vorlag, hab ich mich anfangs gefragt, wer davon eigentlich die Henne und wer das Ei ist. Geht es hier in erster Linie um eine Neueinspielung von Mike Oldfields Debütalbum "Tubular Bells" oder steckt da etwas ganz anderes dahinter? Nachdem man sich alle vier Scheiben zu Gemüte geführt hat weiß man allerdings, dass man diese Produktion als ein Großes Ganzes sehen muss. Immerhin geht es hier um eine Zeit, die gleich ganze Karrieren von vielen Menschen startete und sie zu großem Erfolg führte. Der offensichtlichste Part ist natürlich das Debütalbum "Tubular Bells" von Mike Oldfield, das sich millionenfach verkaufte und von vielen Musik-Fans bis heute als sein bestes angesehen wird. Aber es geht auch um die Gründung und den Durchmarsch des Labels Virgin Records, der Errichtung eines neuen Aufnahmestudios namens Manor Born in einem Haus auf dem Land sowie vieler an "Tubular Bells" direkt und indirekt beteiligter Studiotechniker und Soundexperten.
Beginnen wir mal mit den DVDs: Darauf wird eine Geschichte erzählt, die in den späten sechziger Jahren beginnt und zunächst parallel läuft. Zum einen erzählt Oldfields Bruder (und phasenweise Mitmusiker) Terry über die ganz frühen Jahre von Mike und auch über dessen zunächst sehr fruchtbare Arbeit als Musiker für seine Schwester Sally Oldfield. Genauso wie er diese Zusammenarbeit aber ganz plötzlich abbrach, wird auch sein scheues und fast schon exzentrisches Wesen von seinem Bruder beschrieben. Mike Oldfield war offensichtlich keiner, der sich auf Partys rumtrieb oder es mochte, seine Zeit mit anderen Menschen zu verbringen. Vielmehr zog er sich in jungen Jahren für lange Perioden komplett in die Isolation zurück, um die Zeit mit seiner Gitarre zu verbringen und zu komponieren. Was dazu führte, dass das Original-Material für "Tubular Bells" mindestens doppelt so lang war, der gute Mike sich aber irgendwann dazu entschied, alles außer seinen Lieblingsstellen rauszustreichen und wegzulassen.
Parallel dazu wird die Geschichte des jungen Richard Branson erzählt, der irgendwas starten und unternehmen will, sich aber noch gar nicht so sicher ist, was es denn eigentlich werden soll. Schließlich fällt die Wahl wegen seiner Musik-Begeisterung auf ein Label, allerdings hatte er zu diesem Zeitpunkt weder ein Studio, geschweige denn eine Band oder Musiker an der Hand, mit denen Aufnahmen gemacht werden konnten. Schließlich hatte jemand die Idee, ein eigenes Studio auf dem Land aufzubauen, in das dann schließlich Mike Oldfield (der Kontakt war über mehrere Ecken zustande gekommen) eingeladen wurde. Erzählt wird von den ersten Begegnungen, von den Aufnahmen selbst, von der Technik und die Probleme mit eben jener, von dem Lernprozess aller Beteiligten während der Entstehungszeit und auch ein bißchen Geplauder ist dabei, was und wie so alles während der Pausen und in den Pubs beim Ausruhen zuging.
Die DVDs sind so etwas wie ein zweischneidiges Schwert. Kennt und liebt man "Tubular Bells", will alles (und speziell seine Entstehungsgeschichte, darüber hinaus die des heute legendären Studios Manor House) darüber wissen, dann ist man hier allerbestens aufgehoben, denn viele der beteiligten Studiotechniker und auch (insgesamt 35) Musiker (wie unter anderem Steve Hillage) kommen zu Wort, oft unterlegt mit der Musik des Albums. Geht man vollkommen unbedarft rein, dann wird man von der langen Laufzeit doch etwas erschlagen, selbst wenn das Erzählte allemal interessant ist. Parallel dazu gibt es die Doppel-CD mit der Neueinspielung bzw. einer auf dem Original-Album basierenden Einspielung. Streiten kann man sicherlich darüber, ob man diese braucht. Interessant ist sie allerdings alleine schon dadurch, dass der Sound aufgrund der Fortschritte der Aufnahmetechnik hier deutlich differenzierter rüberkommt.
Tracklist "Tubular Bells" (CD 1 & 2):
- Tubular Bells (Part I)
- Tubular Bells (Part II)
Tracklist "From The Manor Born" (DVD 1):
- Documentary Part I
- Documentary Part II
- Finale (5.1 Surround Mix)
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